Populistische Politik und christlicher Glaube sind für den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, unvereinbar. Er sprach am Freitagabend (30.6.2017) auf der Synode des Kirchenkreises Leverkusen in der Erlöserkirche in Langenfeld. „Populismus ist unverantwortlich, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Frieden.“
Wer seine Politik mit einer diffusen „religiösen Überlieferung des Christentums“ begründe, den werde die rheinische Kirche zum Fundament seines Glaubens befragen, sagte der Präses mit Blick auf das Grundsatzprogramm der AfD. „Diese Einstellung, die zudem in Form einer Leitkultur in unserem Land prägend werden soll, ließe dem Judentum und das heißt Jüdinnen und Juden ebenso wenig wie dem Islam und den Muslima und Muslimen einen Platz in unserer Gesellschaft. Dies fordert unseren massiven Widerstand heraus“, so Rekowski weiter.
Die Botschaft Jesu Christi gelte allen Menschen in gleicher Weise, Christus tauge nicht ansatzweise zum Kronzeugen nationaler Identität. „Der Glaube an Gott, der die Welt und die Menschen liebt, hat nichts gemein mit Hass gegen einzelne Menschen oder Menschengruppen. Das ist keine Alternative für Christen, sondern eine Pervertierung des christlichen Glaubens.“
Konsequenzen des Glaubens
Präses Rekowski wies Forderungen zurück, Kirche solle sich auf ihre Kernthemen konzentrieren statt sich zu sehr in die Tagespolitik einzumischen. „Ich bin davon überzeugt, dass die Kirche bei ihrem Auftrag bleibt, wenn sie sich zu politischen Fragen äußert, weil sie dann von den Konsequenzen des Glaubens spricht“, sagte er in Langenfeld. Dabei gehe es nicht darum, Einzelmaßnahmen zu erörtern, sondern „Maßstäbe für eine verantwortliche Politik“ ins Gespräch bringen.
Gleichzeitig müsse Kirche fragen, was Menschen bewegt, populistischen Parteien und Bewegungen zuzustimmen. Es komme darauf an, „den Resonanzboden, auf dem Populismus Wirkung erzielt, wahrzunehmen und zu verstehen“, sagte Rekowski. „Wir müssen die Themen hinter den Themen der Populisten aufgreifen. Die Fragen der Menschen müssen wir ernst nehmen ebenso wie ihre Verunsicherungen.“
Die Themen der Menschen wahrnehmen, ernst nehmen, sie ermutigen, mit dem Ziel, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken: Das organisieren Kirchengemeinden im gesamten Kirchenkreis konkret, etwa in der Flüchtlingsarbeit. „Wir schaffen Begegnungsräume“, sagt Pfarrer Bernd-Ekkehart Scholten, Assessor (Stellvertreter des Superintendenten) des Kirchenkreises Leverkusen. „Das gegenseitige Kennenlernen hilft, Vorurteile und Ängste abzubauen.“
Ein weiteres Beispiel sei der Telefonische Besuchsdienst, der insbesondere die Sorgen älterer Menschen wahrnimmt und Kontaktmöglichkeiten für einsame, alleinstehende Senioren organisiert.
Manforter Johanneskirche - Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger
Und auch in Manfort werde mit dem Aufbau eines Nachbarschaftszentrums auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort reagiert. So haben künftig nicht nur evangelische Gemeindemitglieder einen Ort zum Gottesdienst feiern und zur Freizeitgestaltung sondern es bietet eine Anlaufstelle für alle Mitbürgerinnen und –bürger - ob sie schon länger hier wohnen oder aus anderen Ländern und Kulturen kommen.
Die Situation in der Kirchengemeinde Manfort war am Samstag ein weiterer Tagesordnungspunkt auf der Kreissynode. Die Synode begrüßte ohne Gegenstimme die Entscheidung zur Angliederung der Johanneskirchengemeinde Manfort an die Kirchengemeinden Wiesdorf und Schlebusch.
„Das Gemeindezentrum gibt es weiterhin, es entsteht sogar neues Leben“, so Assessor Scholten. Bestehende Gruppen können sich dort wie gewohnt treffen, darüber hinaus werden Angebote für alle Menschen im Stadtteil entwickelt, ein neues Nachbarschaftszentrum soll entstehen.
Gottesdienste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen finden weiterhin in Manfort statt. Mit dem Wiesdorfer Pfarrer Christoph Engels und dem Schlebuscher Pfarrer Gunnar Plewe versorgen nun zwei Pfarrer die Gemeinde, seitdem Pfarrer Jürgen Berghaus Anfang 2017 Aufgaben im Kirchenkreis übernommen hat.
Der Bevollmächtigtenausschuss, der die Gemeinde in den vergangenen 1 ½ Jahren leitete, hat nicht nur die Versorgung der Kirchenmitglieder sichergestellt, auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten ihren Arbeitsplatz. Die mit etwa 1500 Kirchenmitgliedern kleinste Gemeinde im Kirchenkreis hat seit über zehn Jahren Schwierigkeiten. Da bei der letzten Presbyteriumswahl kein Presbyterium mehr gebildet werden konnte, hat der Bevollmächtigtenausschuss die Leitung der Gemeinde übernommen – so, wie es die Kirchenordnung vorsieht.
„Die Angliederung von Gemeinden ist in anderen Kirchenkreisen schon lange an der Tagesordnung, in Leverkusen ist es ein Präzedenzfall und somit kein einfacher Prozess“, erklärt Pfarrer Bernd-Ekkehart Scholten. Jetzt gehe es darum, das Zusammenwachsen mit der Wiesdorfer Kirchengemeinde zum einen und der Schlebuscher zum anderen zu gestalten.
Entwicklung der Diakonie
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt bestand in dem Vortrag von Adolf-Leopold Krebs, langjähriger kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie Düsseldorf zur Entwicklung der Diakonie. Kleine Werke müssen sich für die Zukunft neu aufstellen, um überlebensfähig zu sein, so Krebs. Als Beispiel führte er den Wettbewerb über den Tarif an. Das europäische Wettbewerbsrecht kann auf kommunaler Ebene dazu führen, dass beispielsweise der preiswerteste Anbieter den Auftrag für die Inklusionshilfe bekommt.
Gleichzeitig verhindere die Schuldenbremse eine nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur. Der Sozialbereich sei unterfinanziert. „Wenn eine Kita beispielsweise zehn Erzieherinnen beschäftigt, sind aber real nie zehn Personen im Dienst, weil Zeiten wie Urlaub oder Krankheit nicht eingerechnet sind“, sagte Krebs. Die Politik verweise dann darauf, dass sie alles bestens ausgestattet habe, mit den Klagen der Eltern müsse sich die Kita auseinandersetzten. „Das ist eine Mogelpackung“, bemängelte Krebs.
Eine Chance liegt nach der Auffassung von Krebs darin, dass sich Kirche und Diakonie enger verzahnen. Die Synode beauftragte den Geschäftsführenden Ausschuss des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises, bis zur Herbstsynode 2018 Vorschläge für die künftigen Aufträge, die Struktur und die Rechtsform zu erarbeiten.