Bürgermeister Bernhard Marewski gratulierte heute Kuno Dreschmann zum 70. Geburtstag im Sängerheim Germania Opladen, Campusallee 15.
Wir dokumentieren hier seine Rede anhand seines Manuskriptes.
"Sehr geehrter Herr Dreschmann.
meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir sind heute hier zusammengekommen, um einen runden Geburtstag zu feiern.
Sie, Herr Dreschmann, können auf stolze 70 Lebensjahre zurückblicken.
Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu diesem schönen Jubiläum.
Und ich überbringe Ihnen sehr gerne die offiziellen Glückwünsche der Stadt Leverkusen.
Ein 70. Geburtstag ist oftmals ein Datum, an dem Jubilare mit Blick aus dem Fenster versonnen in Erinnerungen schwelgen … und an dem sie ihren - wie es so schön heißt - wohlverdienten Ruhestand genießen.
Nicht so bei Ihnen.
Sie, Herr Dreschmann, begehen Ihren Geburtstag inmitten von zahlreichen Gästen als amtierender Vorsitzender des Ortsvereins Wupper Rhein Berg der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.
Welche Stationen Sie auf Ihrem Lebensweg zurückgelegt haben, nennt die Einladung in drei eindrucksvollen Namen: "GdED - Transnet - EVG". (EVG : Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft)
Besonders der Name "Transnet" löst in Opladen nach wie vor tiefe Emotionen aus. Er steht für eine tiefe Zäsur in der Stadt - der Eisenbahnerstadt Opladen.
Er steht für den verzweifelten Kampf der Eisenbahner um den Erhalt des Eisenbahn-Ausbesserungswerks in den Jahren 2001 bis 2003.
Kuno Dreschmann war Bevollmächtigter der Gewerkschaft Transnet für die Region und damit der Sprecher der 420 Eisenbahn-Beschäftigten.
Er war ihre Stimme bei Verhandlungen mit dem Bahnvorstand, den Bundes- und Landesministern, dem Bundeskanzler und sogar dem Bundespräsidenten.
Aber im Rückblick gehen einem andere Gesichter nicht aus dem Kopf:
die Gesichter der Betriebsräte im Hungerstreik, die sich sogar an ihrem Werk anketteten - viele lange Tage lang.
"Warum nehmen die Eisenbahner nicht ihre Abfindung und gehen still zum Arbeitsamt, wie das alle die anderen auch tun?", so fragte … die große überregionale Zeitung "DIE ZEIT" im Juni 2003.
Viele von den heute Anwesenden kennen die Antwort nur zu gut.
Denn sie sind selbst dabei gewesen.
Ich möchte die Antwort wagen: "Weil es damals noch Hoffnung gab … weil es um das Selbstverständnis einer gewachsenen Eisenbahnerstadt ging … weil die verordnete Schrumpfkur der Deutschen Bahn vor dem geplanten Börsengang nicht nachvollziehbar war."
Ich wurde mit der Einladung zu dieser Geburtstagsfeier gebeten, in meinem Grußwort auf die Geschichte der Eisenbahnerstadt Opladen einzugehen.
Das stellt mich vor ein Dilemma:
Jeder seriöse Rückblick würde zeitlich diesen Geburtstag sprengen.
Dennoch sollen einige Fakten angesprochen werden.
Das Eisenbahnausbesserungswerk prägte genau 100 Jahre lang das Leben in Opladen.
Die ganze Entwicklung des bis dahin ländlich strukturierten Orts zu einer Industriestadt begann 1903 mit der Ansiedlung der preußischen Eisenbahn-Hauptwerkstätte.
Die Verdoppelung der Bevölkerung lässt sich bis heute am Städtebau ablesen, … an den Eisenbahnersiedlungen und der Industriearchitektur.
Hundert Jahre lang lebten die Menschen mit und von der Eisenbahn und es gab auch eine Kultur der Eisenbahner.
Zum Beispiel wurde 1905 der Männerchor Germania Opladen, in dessen Sängerheim wir heute feiern, von Mitarbeitern der damaligen Königlichen Eisenbahnwerkstätte gegründet.
Der Stilllegungsbeschluss der Deutschen Bundesbahn von 2001 war ein tiefer Schock.