Wer in diesen Tagen in der Dhünn-Aue im Bereich Bendenweg/Westring unterwegs war, konnte schweres Gerät bei einer ungewöhnlichen Arbeit beobachten: Ein Teleskopkran hob ein 26 Meter langes Rohrbündel millimetergenau in einen drei Meter tiefen Graben im Flussbett der Dhünn. Mit dieser spektakulären Aktion hat die Energieversorgung Leverkusen (EVL) Mitte September die alte Fernwärmeleitung unter dem Fluss ersetzt und damit einen wichtigen Grundstein für die Versorgungssicherheit der kommenden Jahrzehnte gelegt.
Rund eine Million Euro investiert die EVL in dieses Projekt. Die Erneuerung war notwendig geworden, da die alte Leitung nach vielen Jahrzehnten im Dienst altersbedingt ausgetauscht werden musste. „Dieses Teilstück stellt die wichtige Verbindung der Fernwärmeleitung nach Rheindorf her“, erklärt Dr. Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL. Die Maßnahme sichert also nicht nur die bestehende Versorgung, sondern rüstet das Netz auch für die Zukunft. „Wir machen unser Fernwärme-Netz damit weiter fit für die Anforderungen der Wärmewende“, so Dietzler weiter.
Die Arbeiten, ausgeführt von der Leverkusener Baufirma Büchel, werden in den kommenden Tagen abgeschlossen. Dann werden die Spundwände im Wasserlauf entfernt, der Graben verfüllt und die neue Leitung an das bestehende Netz angeschlossen. Bis zum Herbst sollen auch die Uferböschung und die umliegenden Biotop-Flächen vollständig wiederhergestellt sein.
Ein Eingriff in ein Flussbett wie die Dhünn erfordert besondere Sorgfalt. Die zuständigen Behörden machten hohe Auflagen, um Flora und Fauna zu schützen. So wurden während der Erdarbeiten provisorische Sedimentsperren errichtet, die eine Wassertrübung verhindern und so weniger Schwebstoffe flussabwärts gelangen lassen. Für die Fische wurden zudem extra Störsteine im Flussbett platziert, die ihnen neue Ruheplätze bieten. Auch an die Fledermäuse wurde gedacht: Für sie wurden bereits im Vorfeld der Bauarbeiten Ersatzquartiere geschaffen.
„Wir machen unser Fernwärme-Netz damit weiter fit für die Anforderungen der Wärmewende."
Dr. Ulrik Dietzler, Technischer Geschäftsführer der EVL
Was die Zukunft bringt: Investitionen und klimaneutrale Wärme
Solche Bauprojekte werden in den kommenden Jahren häufiger werden. Die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045, wie vom Bundes-Klimaschutzgesetz gefordert, ist eine gewaltige Aufgabe. Die EVL plant allein für die Fernwärme in den nächsten zwanzig Jahren Investitionen von mehr als 66 Millionen Euro in das Netz und rund 60 Millionen Euro in die Erzeugung.
„Insgesamt planen wir aktuell bis 2045 aufgrund des Bundes-Klimaschutzgesetzes mit Kosten von aktuell rund 870 Millionen Euro“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Eimermacher und fügt hinzu, dass ein großer Teil dieser Summe in das Stromnetz fließen wird.
Schon heute stammt der überwiegende Teil der Leverkusener Fernwärme (drei Viertel) aus der Abwärme des Müllheizkraftwerks der AVEA. Dieser ressourcenschonende Ansatz soll weiter ausgebaut werden. Die EVL befindet sich bereits in Gesprächen mit großen Industriebetrieben, um deren Abwärme ebenfalls zu nutzen. Geprüft werden auch Wärmequellen aus Rechenzentren, der kommunalen Kläranlage oder durch den Einsatz von Flusswasserwärmepumpen. Ziel ist es, die derzeit noch zur Spitzenlastabdeckung genutzten Gasheizwerke schrittweise zu ersetzen und die Fernwärme bis 2045 vollständig treibhausgasneutral zu erzeugen.
Ort aus dem Stadtführer: Rheindorf, Dhünn
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