Bürgermeister Friedrich Busch hielt soeben zur Eröffnung des Filmfestivals „Nahaufnahme“ im Forum-Filmstudio folgende Rede
"Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Leverkusener fährt ins Ausland und muss sich in einer fremden Welt mit einer fremden Sprache zurechtfinden. „Ausgerechnet Sibirien“ stöhnt er. Beim dem Film mit Joachim Król dürfen wir gespannt sein, wie er sich durch die Tücken einer fremden Gesellschaft kämpft.
„Ausgerechnet Leverkusen“ könnten sich umgekehrt auch viele Migranten sagen, die es in unsere Stadt mit ihren fremden Gebräuchen verschlagen hat. Der „typische“ Leverkusener ist zugezogen. Jeder dritte Leverkusener hat ausländische Wurzeln. Dank der Zuwanderung und der Leistung der ersten, zweiten und jetzt dritten Generation ausländischer Migranten sind unsere Stadt und ihre Unternehmen gewachsen, von 66.000 Einwohnern bei der Stadtgründung bis heute 160.000 Einwohnern aus 130 Nationen. Nicht umsonst nennt sich Leverkusen „Stadt der Integration“, und der Rat hat mit großer Mehrheit ein Konzept verabschiedet, das neuen Bürgern das Einleben erleichtern soll.
Doch wie sieht der Alltag aus? Welche unsichtbaren Mauern müssen Migranten überwinden? In was für ein Zuhause kehren Schüler nach Schulschluss und ihre Eltern nach Feierabend zurück? Können sie ihre kulturellen Eigenheiten mit Mitschülern und Kollegen teilen?
Ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung des Filmfestivals „Nahaufnahme.“
Und ich kann Ihnen so viel vorweg verraten: Das Filmfestival gibt keine Antwort auf diese Fragen. Sondern 26 Filme geben 26 Antworten. Und sie werfen noch mehr Fragen auf.
Dabei geht es nicht darum, Probleme der Welt zu wälzen, sondern um die kleinen Dinge des Alltags. Sie werden näher betrachtet, entfalten dabei ihre menschliche Größe und zeigen gleichzeitig ihre komischen Seiten – in Nahaufnahme eben.
Die Filmreihe zum Thema Migration und Integration wurde vor zwei Jahren vom Kulturbüro der Stadt entwickelt. Ursprünglich arbeiteten das Kommunale Kino und das Scala Cinema zusammen. Heute ist daraus ein regionales Festival erwachsen. Entlang der Rheinschiene, von Eitorf bis Wachtberg, beteiligten sich 13 Spielstätten an dem Projekt. Ich freue mich sehr, dass eine regionale Arbeitsgemeinschaft dieses facettenreiche Thema durch das Unterhaltungsmedium Film behandelt.
Ohne eine Förderung lässt sich Vieles heute nicht realisieren. Deshalb möchte ich hier die Sponsoren nennen, die das Festival möglich machen: Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Sparkasse Leverkusen, die EVL und die Kraftverkehr Wupper-Sieg. Für die freundliche Unterstützung danke ich ihnen an dieser Stelle herzlich.
Unter anderem dieser Hilfe ist auch das Programmheft zu verdanken, das ich Ihnen sehr empfehlen möchte. Hier sind zu jedem Film Fakten aus unserer Stadt zusammengetragen, die Ihnen interessante Hintergründe bieten. Im Programmheft finden Sie auch wertvolle Adressen von Angeboten für Migranten, zum Beispiel vom Kooperationspartner dieser Eröffnung, dem deutsch-russischen Verein „Nasch Dwor – unser Hof“. Für die Unterstützung und das russische Buffet danke ich seinen Mitgliedern ganz herzlich. Ebenso Erina und Sergey Geier, die den Abend mit russischen Volksliedern einleiten.
Begrüßen Sie mit mir auch den stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsrates, Herrn Kaygisiz. Der Integrationsrat leistet Herausragendes für das gute Zusammenleben unterschiedlichster Nationen in unserer Stadt. Ich darf schon etwas Werbung machen: Bei der „Leverkusener Kunstnacht“ am kommenden Freitag öffnet der Integrationsrat seine Räume für ein „internationales Künstlerdorf“.
Soweit der Vorrede. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei dem Filmfestival und hoffe, Sie finden die Gelegenheit für interessante Gespräche.
Joachim Król stellt sich gleich den Widrigkeiten einer Dienstreise, die man gerne beschreibt als „wie im falschen Film.“ Sie aber sind im richtigen Film gelandet.
Hier im Kommunalen Kino. Und ausgerechnet in Leverkusen!"