BayArena - Mitten drin


Archivmeldung aus dem Jahr 2007
Veröffentlicht: 14.09.2007 // Quelle: Bayer

Bayer 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schreibt im BayArena Magazin unter der Rubrik "Meine Meinung" u.a. ausführlich über den Stadion-Ausbau


Große Ereignisse führen zwangsläufig auch immer zu großer Aufmerksamkeit – manchmal auch zu Betroffenheit. Nicht anders ist es mit dem voran schreitenden Ausbau unserer BayArena. Dabei entsteht etwas ganz besonderes für Leverkusen: Nämlich eine der modernsten Fußball-Arenen. Nicht überdimensioniert, aber so groß, dass wir – dem angestrebten Erfolg Rechnung tragend – rund 7500 Plätze mehr haben werden.

Und da Profi-Fußball nicht ausschließlich an seinem sportlichen Wert gemessen wird, werden wir den Fußball- und Sportinteressierten eben auch mehr bieten. Ja, bieten müssen, denn die Konkurrenz ist groß. Profi-Fußball ist – nicht zuletzt durch die überwältigende WM 2006 und durch die dafür entstandenen modernen Arenen – zu einem Freizeit- und Unterhaltungs-Ereignis geworden, das nicht nur die eingefleischten Fußball-Fans begeistert. Dieser Situation tragen wir Rechnung – und zwar ganz auf eigene Rechnung. Natürlich mit großer Unterstützung unseres Mutterkonzerns, der Bayer AG.

Nun ist höherer Unterhaltungswert, größerer Komfort für Spieler, Fans und Sponsoren die eine Seite der Medaille. Mehr Zuschauer und erheblich mehr Parkplätze bedeutet aber auch größeres Verkehrsaufkommen und damit verbunden stärkere Belastung der direkten BayArena-Nachbarn. Das ist die Kehrseite dieser Medaille. Und da es aus unserer Sicht keine wirkliche Alternative zum jetzigen Standort an der Bismarckstraße gibt, bedarf es der Anstrengung aller Beteiligten, diese Belastung nicht zum Konflikt werden zu lassen. Deshalb werden wir auch alles tun, diese bisher im Großen und Ganzen gute Nachbarschaft zu erhalten.

Parkhaus und "Stelze"

Im Mittelpunkt dieser guten Nachbarschaft steht die Bewältigung des zusätzlichen Verkehrsaufkommens. Dabei ist bereits die jetzige Situation – und da habe ich großes Verständnis für die Nachbarn – zumindest nicht optimal. Erfahrungsgemäß kommt durchschnittlich jeder vierte Stadion-Besucher mit dem Auto.

Das bedeutet, ab 2009 werden bei „ausverkauftem Haus“ rund 2000 weitere PKW Wege zur und Parkplätze an der BayArena suchen. Dabei bereitet mir der zusätzliche Parkraum wenig Kopfzerbrechen. 500 Stellplätze in einem neuen Parkhaus und die volle Nutzung des Parkraums unter der „Stelze“ lassen uns das zusätzliche Aufkommen gut verkraften. Wobei wir neben dem Neubau des Parkhauses auch den Raum unter der Stelzenautobahn auf eigene Kosten „sanieren“ – sprich mit entsprechender Beleuchtung versehen und für die notwendige Ordnung sorgen.

Auch wir hätten uns sicher gewünscht, dass die Planungen der Stadt für das Verkehrsaufkommen rund um die BayArena bereits weiter gediehen wären, als sie es bis jetzt sind. Immerhin sprechen wir schon seit 2002 über den Ausbau und die Modernisierung – natürlich auch von Beginn an mit der Stadt Leverkusen.

Es wäre gewiss im Sinne der Nachbarn und auch der Besucher, wenn die notwendigen Planungen und Maßnahmen zur Verkehrsführung jetzt mit ebenso großem Volldampf betrieben würden, wie wir unsere Pläne in die Tat umsetzen. Dabei halte ich nichts von Provisorien, weil diese – wie die Erfahrung zeigt – allzu oft zu langlebigen Übergangslösungen bei bleibender Belastung werden.

Wie gesagt, eine Alternative zum jetzigen Standort der BayArena gibt es nicht. Ein Neubau auf der grünen Wiese mit der Folge einer weiteren Bauruine in der Innenstadt wäre sicher keine Lösung. Denn ein Areal direkt an der Autobahn gehört wohl kaum zum „Sahnestück“, wie es beispielsweise der Bökelberg in Mönchengladbach ist, der als bevorzugtes Baugebiet viele Grundstücksinteressenten gefunden hat. Wobei im Übrigen auch für die grüne Wiese die Verkehrsplanung durch die Stadt erforderlich geworden wäre.

Sportstadt Leverkusen – es hört sich immer noch gut an. Und es ist auch immer noch etwas ganz Besonderes, so bürgernah so viele attraktive Sportstätten zu haben wie an der Bismarckstraße. Das soll auch so bleiben. Mitten drin! In unmittelbarer Nähe. Mit kurzen Wegen für einen Großteil des Publikums.

Sport in Leverkusen, das bedeutet aber auch nehmen und geben. Denn neben dem Bayer-Konzern hat wohl kaum etwas die Bekanntheit Leverkusens auch international so gefördert, wie gerade der Fußball von Bayer 04. Schließlich tragen wir immer das Bayerkreuz auf unseren Trikots. Andere Sportarten machen meist dann international von sich reden, wenn sie beispielsweise den Bundesadler auf der Brust tragen, wie es bei internationalen Titelkämpfen eben notwendig ist.

Gespräche mit Nachbarn

Wir werden jedenfalls alles tun, dass das Bayerkreuz und auch der Name Leverkusen weiterhin einen guten Klang haben. Und wir werden ebenfalls alles in unserer Macht stehende tun, dass Profi-Fußball in Leverkusen in guter Nachbarschaft stattfinden kann. Selbstverständlich werden wir auch in Bürgerveranstaltungen mit den Nachbarn über das „Mitten drin“ sprechen. Dabei werden wir ihnen unsere Pläne erläutern und gemeinsam nach Lösungen suchen, da, wo wir für Lösungen auch zuständig sind. Nur – bei allem Verständnis – wir werden sicher auch in Zukunft eine gewisse Belastung für die Anlieger im Umfeld der BayArena bei Heimspielen nicht ganz verhindern können.

Doch nicht nur in der Infrastruktur, auch in anderen Bereichen müssen wir unsere Arbeit kritisch hinterfragen, um der Entwicklung Rechnung zu tragen und sie mitzugestalten. Bereits mit der jetzigen BayArena, oft auch als Schmuckkästchen apostrophiert, galten wir in der Bundesliga lange als führend und innovativ. So verhielt es sich auch im Betreuungs- und Eingliederungskonzept unserer internationalen Neuzugänge – vor allem auch unserer Stars aus Brasilien. Wie schon beim Stadion, haben andere Bundesligisten uns in diesem Bereich als Beispiel genommen – mittlerweile haben sie uns aber teilweise überholt.

Wer, wie wir, im Profi-Fußball den großen Clubs Paroli bieten will, der muss andere Wege gehen. Eigene Wege, die den finanziellen Gegebenheiten angepasst sind. Und da hat mich letzthin die Diskussion darüber, ob es unsere Spieler bei uns zu gut haben, schon erstaunt – nein, sogar geärgert. Denn wer den finanziellen Aufwand, also die hohen Gehälter und Ablösesummen nicht betreiben kann, der muss sich etwas anderes, zumindest ebenso so wichtiges oder auch gewichtiges einfallen lassen. Und das heißt bei uns umsorgen.

Wohlfühl-Effekt

Ja, wir umsorgen unsere Spieler. Ob Nachwuchstalente oder gestandene Profis – vor allem dann, wenn sie aus dem Ausland kommen, wenn sie und ihre Familien unsere Sprache (noch) nicht sprechen, wenn die Bewältigung des Alltags (noch) nicht klappt – vom Behördengang über Kindergarten- und Schulfragen bis hin zum Arztbesuch und der Wohnungssuche. Globale Integrationskonzepte nennen wir das, was bei den Spielern einen Wohlfühl-Effekt erzielen soll. Mag sein, dass dies dem einen oder anderen als zu brav erscheint, dass sich der eine oder andere wünscht, dass „die Hölle los ist“, wenn’s nicht rund läuft. Unser Bestreben ist es, auch auf diesem Gebiet wieder besser zu sein als die anderen.

Verwöhnen? Traumwelt? – Wenn es dazu führt, dass sich Talente und gestandene Profis auch bei weniger Geld für uns entscheiden – ja, dann werden sie wohl behütet. Doch an der Forderung nach Leistung ändert das nichts. Auch wenn’s nicht immer gleich öffentlich knallt...


Ort aus dem Stadtführer: BayArena
Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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