Roméo et Juliette: Malandain Ballet Biarritz (F)


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 07.12.2015 // Quelle: KulturStadtLev

Wohl kaum eine Geschichte ist so oft und unterschiedlich erzählt, so weit über alle geographischen, kulturellen und sozialen Grenzen hinweg verbreitet worden, wie jene von Romeo und Julia (ihre tragische Liebesgeschichte kann auch als Facette des Spielzeitmottos „Lebens(t)räume“ verstanden werden).
Der französische Choreograph Thierry Malandain, dessen Compagnie 2012 zuletzt im Forum zu Gast war, hat seine eigene Interpretation der berühmten Liebesgeschichte in Tanz umgesetzt. Thierry Malandain legt seiner modernen, in sechs Szenen gegliederten Version für 18 Tänzer die Dramatische Symphonie von Hector Berlioz zugrunde. Aus der Rückschau erzählt, beginnend mit der Enthüllung Pater Lorenzos, dass er Romeo und Julia heimlich getraut habe, erzählt Malandain die Geschichte vom Ball bei den Capulets bis zum Tod der beiden Liebenden und vervielfältigt dabei Shakespeare‘s tragische Helden, lässt acht Paare als Nachhall auf das Hauptpaar auftreten und fragt, was aus einer Liebe wird in einer kalten, mechanisierten Welt. „Oft mit Humor, manchmal sogar keck und frivol orchestriert er präzise das Wechselspiel der Emotionen“, so livekritik.de zu Malandains Choreographie.

Choreographie: Thierry Malandain
Musik (Bandeinspielung): Hector Berlioz‘ Symphonie dramatique (vollst. Titel, übersetzt: „Romeo und Julia, dramatische Symphonie mit Soli und Chören und rezitiertem Chor-Prolog, komponiert nach Shakespeares Tragödie op.17“, UA 1839)
Kostümdesign: Jorge Gallardo;
Kostümproduktion: Véronique Murat;
Lichtdesign: Jean-Claude Asquié
Eine Koproduktion von Grand Théâtre de Luxembourg, Teatro Victoria Eugenia de San Sebastián, Opéra de Reims und Malandain Ballet Biarritz

Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie: Arnaud Mahouy, Baptiste Fisson, Claire Lonchampt, Clara Forgues, Daniel Vizcayo, Ellyce Daniele, Frederik Deberdt, Guillaume Lillo, Hugo Layer, Irma Hoffren, Ione Miren Aguirre, Ismael Turel Yagüe, Jacob Hernandez Martin, Laurine Viel, Lucia You González, Mathilde Labé, Michaël Garcia, Mickaël Conte, Miyuki Kanei, Nuria López Cortés, Patricia Velázquez, Raphaël Canet, Romain Di Fazio – Die genaue Besetzung wird noch bekanntgegeben.

Termin: Dienstag, 12. Januar 2016
19.30 – ca. 20:45 Uhr (keine Pause)
Ort: Forum (Großer Saal)
18:45 Uhr – Einführung, in deutscher Sprache, im Kommunalen Kino

Karten:
30,50 € / 26,50 € / 23,50 € / 17,00 €
(erm.: 16,25/14,25/12,75/9,50 €);
Kartenbüro im Forum (Tel. 0214-406 4113), Stadt-Info im City-Point (Tel. 0214-86 61-111), an allen bekannten Vorverkaufsstellen, über Internet (www.kulturstadtlev.de) sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse

Über die Compagnie
Seit den 1980er Jahren fördert der französische Staat die Gründung nationaler choreographischer Zentren (CCN). Bis jetzt hat Frankreich neunzehn aktive CCNs. Diese Institutionen werden oftmals von Chore-ographen geleitet und haben die Aufgabe, Ballette aufzuführen, das Publikum für den Tanz zu sensibilisieren und Tänzer und Choreogra-phen weiterzubilden. Das Nationale Choreographie-Zentrum „Ballet Biarritz“ wurde 1988 gegründet. Dabei wurde es von der Gemeinde Biarritz, dem Ministerium für Kultur und Kommunikation – DRAC Aquitai-ne, dem Conseil Général des Pyrénées Atlantiques und dem Conseil Régional d’ Aquitania unterstützt.
Das in 2008 in Malandain Ballet Biarritz umbenannte Ensemble gibt in regelmäßigen Abständen verschiedene Vorstellungen in Biarritz und in Aquitanien. Außerdem eroberte es zunehmend fran-zösische und internationale Bühnen. Die Compagnie verfügt über ein festes Ensemble von mittlerweile über 20 Tänzern. Das Repertoire beinhaltet in erster Linie Werke Thierry Malandains, der jedoch regelmäßig auch ausländische Choreographen um Mitarbeit ersucht.
Auf den ersten Blick scheint es befremdlich, wenn ein CCN das Wort „Ballet“ in seinem Namen führt. Die Compagnie drückt damit aber ihre ästhetische Richtung aus. So sind die Tänzer zwar alle klassisch ausgebildet, der künstlerische Ausdruck ist aber durch die Arbeiten Thierry Malandains zeitgenössisch geprägt. Dieser legt sein Hauptaugenmerk auf den tanzenden Körper, seine Zerbrechlichkeit, seine Kraft sowie seine Sinnlichkeit.
Egal, ob der künstlerischen Leiters Thierry Malandain, der bereits über 70 Werke geschaffen hat, eine abstrakte, eine erzählende oder eine klassisch inspirierte Form wählt – Mensch und Tanz sind Körper und Seele des Malandain Ballet Biarritz.

Über Thierry Malandain (Künstlerischer Leiter)
Nach seiner Ausbildung bei Monique Le Dily, René Bon, Daniel Franck, Gilbert Mayer und Ray-mond Franchetti verfolgte er seine weitere Karriere an der Opéra de Paris, beim Ballet de Rhin und beim Ballet Théâtre Français de Nancy.
Als Preisträger mehrerer choreographischer Wettbewerbe (Premio Violine 1984 und Concours International de Nyon 1984 und 1985) beendete Thierry Malandain 1986 seine Tänzerkarriere, um die Compagnie Temps Présent zu gründen. Während der zwölf Jahre, in denen er diese Compag-nie leitete, wurde er verschiedentlich geehrt, u. a. durch die Fondation de France und die Fondati-on Oulmont und mit dem Preis New Talent of the SACD. 1998 wurde Thierry Malandain zum Di-rektor des neu gegründeten CCN Ballet Biarritz berufen. Er schuf über 70 Choreographien, die von Compagnien in der ganzen Welt aufgeführt werden. Als Ritter des ‚Ordre des Arts et des Lettres‘ war er von 2000-2004 Künstlerischer Leiter des Internationalen Tanzfestivals in Biarritz. Diese Tätigkeit nahm er 2009 wieder auf.
2004 wurde Thierry Malandain für den Benois de la Danse im Bolschoi-Theater Moskau nominiert. Im gleichen Jahr wurde er während des 19. Internationalen Ballettfestivals in Havanna (Kuba) mit dem Kritikerpreis für die beste ausländische Darstellung geehrt. Seit 2008 ist das Ballett nach
seinem Gründer unbenannt worden. Es heißt nunmehr Malandain Ballet Biarritz.

Thierry Malandain zu seiner Choreographie: „… Romeo und Julia stehen klar für den Hass zwischen den beiden mächtigsten Familien in Verona, die Montagues und die Capulets, und natürlich auch für das tragi-sche Schicksal der zwei unschuldigen Liebenden. Und wenn etwas Berliozs Aufmerksamkeit erregt hat, dann der Zusammenhalt der mythischen Liebesgeschichte, die – im Gegensatz zu Serge Prokofieffs „Romeo und Julia“ – nach Shakespeares Tragödie komponiert wurde und die nicht einmal Shakespeares Texten treu geblieben ist. Während die rein orchestralen Teile Emotionen darstellen, werden die Fakten der Geschichte in dem Chor beschrieben. In der Einleitung zum Beispiel stellt Berlioz eine Art Liste der zu erwartenden Sze-nen zusammen, wie der Ball bei den Capulets, das Liebesduett oder der Tod der beiden Liebenden. Die Arbeit endet mit der Enthüllung Pater Lorenzos, dass er Romeo und Julia heimlich getraut habe. Ich ent-schied mich mit dem letzten Teil zu beginnen, in dem man Romeo und Julia am Boden liegen sieht. Da es schwierig war, Berliozs Partitur mit den Möglichkeiten des Tanzes in Einklang zu bringen, ist das Werk eine Art freier Kommentar, ähnlich wie die Arbeit des Komponisten.“


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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