Michael Degen, dessen Lebens- und Überlebensgeschichte während der Nazizeit gerade verfilmt wurde und am 1. November um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, ist am 8. Dezember mit einer neuen Theaterproduktion der Hamburger Kammerspiele in der Festhalle Opladen zu Gast. Es ist die ebenso spannende wie berührende Geschichte der Begegnung zwischen einem jüdischen Bäcker und einem jungen Palästinenser in Amsterdam. Hans, ein älterer Junggeselle, betreibt in Amsterdam eine kleine Bäckerei. Dabei hilft ihm Nora, eine junge Frau, die sich langsam von ihrem Traum, Tänzerin zu werden, verabschiedet. Einmal die Woche bekommt er Besuch von Sonja, einer nicht mehr ganz so jungen Prostituierten. Sein Leben verläuft in ruhigen Bahnen, bis eines Tages Hooligans einen jungen Mann durch seine Schaufensterscheibe stoßen. Hans kümmert sich um den Verletzten, der auf keinen Fall ins Krankenhaus will. Mahmoud – nur widerstrebend gibt er seinen Namen preis – stammt aus Palästina und hält sich illegal in den Niederlanden auf. Weil Ajax sein Lieblingsfußballverein ist, kam er nach Amsterdam. Hans teilt seine Liebe zum Fußball und auch zum Backgammon. Als der Junge beim Backgammon nicht das Geld erspielt, mit dem er die Scheibe bezahlen wollte, macht ihm Hans das Angebot, in seiner Bäckerei zu arbeiten. Mahmoud lernt backen. Er verliebt sich in Nora und will mit ihr eine Familie gründen. Und Mahmoud erfährt, dass Hans Jude ist. Nach und nach rollen sich die Geschichten dieser beiden Menschen auf, die der Zufall zusammen führte. Da taucht Ashraf auf und erinnert seinen Bruder Mahmoud erpresserisch an seine Pflichten im politischen Kampf … Kraiems eindringliches Stück wirft die Frage auf, ob Menschen Subjekte oder Objekte der Geschichte sind. Hätte sich Mahmoud aus den Zwängen seiner politischen Vergangenheit befreien können? Konnte oder kann Hans es? Eliam Kraiem ist dreißig Jahre alt, Sohn eines Israeli und in New Mexico aufgewachsen. „Sechzehn Verletzte“ ist sein erstes Theaterstück, das letztes Jahr mit großem Erfolg am Broad-way aufgeführt und mit Preisen ausgezeichnet wurde. Die Inszenierung der Hamburger Kammerspiele ist die Deutsche Erstaufführung des Stückes, die mit großem Publikums- und Presseerfolg am 17. September in Hamburg gefeiert wurde. Michael Degen spielt in diesem Stück die Rolle des Bäckers Hans. Jüngst wurde sein Autobiografie „Nicht alle waren Mörder“ von Jo Baier verfilmt. Der jüdische Junge Michael Degen war elf Jahre alt, als er 1943 in Berlin vor der SS fliehen konnte und damit der Deportation entging. Heute lebt er als bekannter Schauspieler und Autor in Hamburg. Gemeinsam mit seiner Mutter lebte Michael Degen zwei Jahre lang im Berliner Untergrund. Immer auf der Flucht, in ständiger Angst vor Entdeckung. Michael und Anna Degen hätten nicht überlebt, wenn sie nicht immer wieder Menschen gefunden hätten, die bereit waren, ihnen zu helfen, sie zu beherbergen und zu beschützen - und die sich dabei selbst in Lebensgefahr brachten. Diesen Helfern hat Michael Degen in seinem autobiographischen Buch "Nicht alle waren Mörder" ein Denkmal gesetzt. Hamburger Kammerspiele Inszenierung: Albert Lang Ausstattung: Peter Schubert Musik: Benedikt Schiefer Mit Michael Degen, Mehdi Moinzadeh, Elisabeth Degen, Anne-Marie Kuster, Tugsal Mogul, Tarek Youzbachi Termin: Freitag, 8. Dezember 2006, 19.30 – ca. 21.45 Uhr, incl. Pause Ort: Festhalle Opladen Karten: Euro (erm.: Euro) Kartenbüro im Forum (Tel. 0214-406 4113), Stadt-Info im City-Point (Tel. 0214-86 61-111), an allen Ticket-Online-Vorverkaufsstellen, über Internet (www.kulturstadtlev.de) sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse |