Einen kompletten Medaillensatz haben die Leverkusener Leichtathleten von den Weltmeisterschaften in Berlin mitgebracht. Angeführt von der Grande Dame des Speerwurfs, Steffi Nerius, die ihr Karriereende mit dem Titel krönte, brauchten sich Siebenkämpferin Jennifer Oeser mit Silber und Cathleen Tschirch auf Platz drei mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel nicht im Schatten der Europameisterin zu verstecken. Am letzten Tag kam in Sorina Nwachukwu mit dem 4x400-Meter-Quartetts noch ein fünfter Rang hinzu.
Nwachukwu, die zwischendurch sogar die britische Olympiasiegerin Christine Ohuruogu attaktierte, zeigte an zweiter Stelle laufend ein starkes Rennen. „Ich habe von Anfang bis Ende gekämpft. Es ist ein Hammer Gefühl, im Finale laufen zu dürfen“, sagte die Deutsche Meisterin, die von ihren zwei Einzelrennen – zuletzt 51,98 Sekunden im Halbfinale – nichts mehr spüren wollte: „Für die Staffel kann man immer nochmal das Letzte herausholen. Da merkt man nicht, dass man schon die Einzelläufe in den Beinen hat.“
„Wir sind alle begeistert von dem unerwartet guten Abschneiden mit Platz eins bis sechs und einer fantastischen Leistung von Steffi Nerius zum Abschluss ihrer Karriere“, fasste Leichtathletik-Abteilungsleiter Joachim Strauss die WM zusammen und fügt hinzu: „Ebenso haben wir mit Jennifer Oeser mitgezittert, die eine kämpferische Weltklasseleistung gezeigt hat, und freuen uns mit Cathleen Tschirch über Bronze.“ Gemessen an den Podestplätzen, gab es für die die „Roten“ nur eine erfolgreichere WM, als es 1997 in Athen durch Anke Feller (4x400 Meter) und Heinz Weiß (Hammerwurf) gleich zweimal Gold gab. Insgesamt holte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) neun Medaillen (2/3/4).
„Geil, es war einfach nur Wahnsinn. Das ist schöner als ein Olympiasieg“, schwärmte eine mit den Tränen kämpfende Steffi Nerius. Direkt ihr eröffnender Wurf landete bei starken 67,30 Metern und konnte bis zum Schluss von keiner Konkurrentin übertroffen werden. Linda Stahl sicherte sich als zweite Bayer 04-Athletin mit guten 63,23 Metern im Finale den sechsten Platz.
Jennifer Oeser ging als Dritte auf die abschließenden 800 Meter ihres Siebenkampfes, stürzte Ende der ersten Runde und kämpfte sich trotzdem noch in persönlicher Bestleistung von 6.493 Punkten auf den zweiten Rang vor. „Mich kann nur noch ein Sturz stoppen, hatte ich vorher gesagt und plumps lag ich da. Ich bin aufgestanden und nur noch gerannt“, erzählte die EM-Vierte.
Cathleen Tschirch bescherte dem TSV Bayer 04 das dritte Edelmetall. In 42,87 Sekunden lief die Deutsche Meisterin mit Marion Wagner (USC Mainz), Anne Möllinger und Verena Sailer (beide MTG Mannheim) im Olympiastadion zu europäischer Jahresbestzeit. Angetrieben von einem lautstarken Publikum, konnte das DLV-Team den überraschenden Erfolg nach dem Zieleinlauf noch nicht richtig fassen. „Ich habe gar keine Ahnung vom Lauf“, gab Tschirch freudestrahlend zu.
Tränen der Enttäuschung waren es, die Stabhochspringerin Silke Spiegelburg und Hammerwerfer Markus Esser nach ihren Wettkämpfen gemeinsam hatten. Während Spiegelburg mit 4,65 Metern höhengleich mit Silber (Monika Pyrek, Polen) und Bronze (Chelsea Johnson, USA) der undankbare vierte Rang blieb, wäre auch für Esser ein Podestplatz im Bereich des Möglichen gewesen. Stattdessen beendete er seinen Endkampf mit 76,27 Metern als Sechster.
Malte Mohr (Stabhochsprung), Aleixo-Platini Menga (200 m) und Robin Schembera (800 m) konnten dagegen bei ihren Weltmeisterschafts-Debüts nicht in die Entscheidungen eingreifen. Mohr erreichte zwar das Finale, kam dort aber nur auf den 14. Platz (5,50 m). Menga schied im Halbfinale aus (20,68 sec) und Schembera blieb nach einem Sturz die Hoffnung auf die nächste Runde verwehrt. Nach anhaltenden Rückenbeschwerden konnte Melanie Kraus im Marathon gar nicht erst an den Start gehen.
Die kompletten Ergebnislisten gibt es unter berlin.iaaf.org.