Ehrungsfeier für Schiedsmänner - Engagement für den sozialen Frieden gewürdigt


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 19.01.2015 // Quelle: Stadtverwaltung

In einer Feierstunde im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich hat Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn heute Dieter Michely und Otfried Schneider für ihr langjähriges Wirken als Schiedsmänner gewürdigt. Nach fast 25 Jahren ehrenamtlicher Schiedstätigkeit ist Otfried Schneider Ende 2014 aus seinem Amt ausgeschieden, Dieter Michely beging sein 10-jähriges Dienstjubiläum.

Schiedsleute werden aktiv, damit eine für die streitenden Parteien teure und langwierige gerichtliche Auseinandersetzung vermieden werden kann. In der Regel sind es die Bagatellfälle des Alltags, sowohl Strafsachen als auch Zivilstreitigkeiten. Sie werden für die insgesamt zehn Schiedsamtsbezirke der Stadt Leverkusen von der jeweils zuständigen Bezirksvertretung gewählt und vom Direktor des Amtsgerichts Leverkusen vereidigt.

In seiner Rede dankte Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn beiden Schiedsmännern: „Ich freue mich, Ihnen heute für Ihre langjährige Schlichtertätigkeit auch im Namen des Rates der Stadt Leverkusen Dank und Anerkennung aussprechen zu können. Sie haben dieses Vertrauensamt mit viel Geduld und hoher Kompetenz ausgeübt und in vielen Streitfällen eine gütliche Einigung ermöglicht.“ Er hob die besondere Bedeutung dieses ehrenamtlichen Engagements für das gesellschaftliche Miteinander hervor: „Wer sich für ein solches Amt entscheidet, übernimmt eine Aufgabe zum Wohle der Allgemeinheit, die außerdem nicht nur Zeit, sondern vor allem auch Kraft und eine Begabung im Umgang mit Menschen verlangt. Ein solches bürgerschaftliches Engagement trägt maßgeblich zum funktionierenden Miteinander in unserer Gesellschaft bei.“

Auch Amtsgerichtsdirektor Hermann-Josef Merzbach gratulierte Otfried Schneider und Dieter Michely und überreichte anschließend die offiziellen Urkunden.

Im Jahr 2012 haben die insgesamt 1.146 Schiedsleute in Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 1.300 Strafsachen und rund 4.100 Zivilstreitigkeiten bearbeitet. Bei den Strafsachen war in rund 56 Prozent der Fälle ein sogenannter „Sühneversuch“ – also der Ausgleich zwischen Täter und Opfer – erfolgreich, bei den Zivilstreitigkeiten wurde sogar in rund 62 Prozent der Fälle ein Vergleich geschlossen.

Die Schiedstätigkeit stellt die in Deutschland die älteste und wohl erfolgreichste Form der vorgerichtlichen Streitschlichtung dar. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Preußen erstmals dieses Amt des Schiedsmannes geschaffen, das auf das englische Vorbild des Friedensrichters zurückgeht.

Gleichzeitig wurde Herr Walter Schröder als neu vereidigter Schiedsmann der Öffentlichkeit vorgestellt.

Rede des Oberbürgermeisters:
"Sehr geehrter Herr Schneider,
sehr geehrter Herr Michely,
sehr geehrter Herr Schröder,
sehr geehrter Herr Merzbach,
sehr geehrter Herr Beigeordneter Stein,
sehr geehrte Damen und Herren aus Politik und Verwaltung,
sehr geehrte Gäste,

ich begrüße Sie herzlich zur heutigen Feierstunde hier im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich.
Ich freue mich sehr, dass mit der heutigen Ehrung das Amt des Schiedsmanns bzw. der Schiedsfrau ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird. Denn es ist in der Öffentlichkeit immer noch sehr wenig bekannt, dass es ein solches Amt überhaupt gibt. Und entsprechend wenig bekannt ist auch, wie erfolgreich das vermittelnde Handeln der Schiedsleute ist und wie wichtig für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft.
Schiedsleute werden aktiv, damit eine für die streitenden Parteien teure und langwierige gerichtliche Auseinandersetzung vermieden werden kann. In der Regel sind es die Bagatellfälle des Alltags, sowohl Strafsachen als auch Zivilstreitigkeiten. Nachbarschaftsstreitigkeiten etwa, wie wir sie alle kennen – die sich im Zweifelsfall zu erbittert geführten juristischen Auseinandersetzungen entwickeln können.

Da hängen die Zweige des Nachbarbaumes zu weit über die Grundstücksgrenze, da wird ein Zaun errichtet, der zu hoch ist oder dessen Farbe stört. Manchmal geht es auch um zerstochene Autoreifen, aus dem Briefkasten gestohlene Zeitungen, Beleidigung oder sogar handgreifliche Auseinandersetzungen.
Ihnen, sehr geehrter Herr Schneider, sehr geehrter Herr Michely, ist wohl kaum ein Anlass für einen Nachbarschaftsstreit mehr fremd, und sei er noch so bizarr.
Vor fast 25 bzw. vor zehn Jahren haben Sie Ihre Ämter übernommen. Mit dem Gebiet der Rechtspflege hatten Sie damals noch nichts oder nur sehr wenig zu tun. Sie haben sich mit der Schiedstätigkeit einer Aufgabe gewidmet, die in Deutschland die älteste und wohl erfolgreichste Form der vorgerichtlichen Streitschlichtung bildet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Preußen erstmals dieses Amt des Schiedsmannes geschaffen, das auf das englische Vorbild des Friedensrichters zurückgeht.
Bis heute hat es sich bewährt, dem Gerichtsverfahren zunächst eine Schlichtungsstelle vorzuschalten und statt spezialisierter Juristen erst einmal „Mediatoren“, wie wir heute sagen, einzusetzen. Denn dadurch wird den Gerichten viel Arbeit und den Steuerzahlern viel Geld erspart.
Im Jahr 2012 haben die insgesamt 1.146 Schiedsleute in Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 1.300 Strafsachen und rund 4.100 Zivilstreitigkeiten bearbeitet. Bei den Strafsachen war in rund 56 Prozent der Fälle ein sogenannter „Sühneversuch“ – also der Ausgleich zwischen Täter und Opfer – erfolgreich, bei den Zivilstreitigkeiten wurde sogar in rund 62 Prozent der Fälle ein Vergleich geschlossen.
Auch Ihnen ist es in vielen Ihrer Fälle gelungen, die streitenden Parteien zu einer Einigung zu bewegen.
Dies kostet viel Zeit – Zeit, die eigentlich Ihre Freizeit wäre. Denn die Schiedstätigkeit ist ein Ehrenamt, eine Aufgabe, die freiwillig und zusätzlich zu den sonstigen Verpflichtungen ausgeübt wird. Wer sich für ein solches Amt entscheidet, übernimmt eine Aufgabe zum Wohle der Allgemeinheit, die außerdem nicht nur Zeit, sondern vor allem auch Kraft und eine Begabung im Umgang mit Menschen verlangt.
Vor allem Fingerspitzengefühl, Geduld und Nervenstärke sind gefragt, um Kontrahenten dazu zu bewegen, ein abgebrochenes Gespräch wieder aufzunehmen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die allen Beteiligten gerecht wird.
Ein solches bürgerschaftliches Engagement trägt maßgeblich zum funktionierenden Miteinander in unserer Gesellschaft bei.
Sehr geehrter Herr Schneider, sehr geehrter Herr Michely,
ich freue mich, Ihnen heute für Ihre langjährige Schlichtertätigkeit auch im Namen des Rates der Stadt Leverkusen Dank und Anerkennung aussprechen zu können. Sie haben dieses Vertrauensamt mit viel Geduld und hoher Kompetenz ausgeübt und in vielen Streitfällen eine gütliche Einigung ermöglicht.
Während wir Sie heute, Herr Schneider, offiziell als Schiedsmann verabschieden, wird Ihr Kollege erfreulicherweise auch weiterhin im Dienste der Streitschlichtung aktiv bleiben und zum Einvernehmen der Bürgerinnen und Bürger beitragen.
Sie können beide auf eine lange Zeit im Amt zurückblicken, sind von den zuständigen Bezirksvertretungen mehrfach wiedergewählt worden, was das Vertrauen unterstreicht, das man Ihrem Wirken stets entgegengebracht hat. Viele Streitigkeiten haben Sie in dieser Zeit geschlichtet, viele Parteien miteinander versöhnt. Und eine gelungene Einigung ist für die investierte Zeit und Mühe sicherlich der schönste Lohn.
Danken möchte ich aber auch Ihren Familien, die ihrer zeitintensiven Tätigkeit viel Verständnis entgegengebracht und Sie darin immer unterstützt haben.
Wir brauchen Menschen, die ein Ehrenamt übernehmen wollen, die sich einer solchen Aufgabe stellen - weil sie zu einem guten gesellschaftlichen Miteinander beitragen wollen. Wir sind angewiesen auf ihre Kompetenzen und ihre Erfahrung, die sie bei karitativen Organisationen, in der Nachbarschaftshilfe oder eben als Schlichter einbringen. Bürgerschaftliches Engagement bereichert unser Leben und trägt zum Funktionieren unseres Gemeinwesens maßgeblich bei.

Sehr geehrter Herr Schneider,
Sie sind mit dem 31.12.2014 nach fast 25 Jahren aus dem Amt des Schiedsmanns ausgeschieden. Ich danke Ihnen für Ihr langjähriges Engagement und Ihre besonderen Verdienste und wünsche Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg neue interessante Aufgaben und alles Gute.
Ich freue mich sehr, dass wir heute auch bereits Ihren Nachfolger hier begrüßen dürfen. Sehr geehrter Herr Schröder, ich wünsche Ihnen für Ihre künftige Tätigkeit viel Glück und Erfolg.
Sehr geehrter Herr Michely,
auch Ihnen danke ich für Ihr bisheriges Wirken im Amt eines Schiedsmanns und gratuliere Ihnen zu Ihrem zehnjährigen Dienstjubiläum. Ich wünsche Ihnen auch weiterhin viel Freude an Ihrer Aufgabe, aber auch Kraft für die kommenden Schlichtungen.
Ich gebe nun das Wort an Herrn Merzbach, den Direktor des Amtsgerichts, der Ihnen auch die Urkunden überreichen wird. Als Anerkennung darf ich Ihnen anschließend im Namen der Stadt auch noch je ein besonderes Präsent überreichen.
Vielen Dank.


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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