Zum Abchlußwochende ihrer Ausstellung Kriegsenden in Europa" empfing der OGV heute Gäste aus Ratibor, Bracknell, Schwedt, Villeneuve und Jülich.
Die OGV und Gäste legten u.a. einen Kranz am Opladener Ehrenfriedhof nieder und besuchten das geschändete Rheindorfer Kriegerdenkmal
Morgen geht es u.a. zu einer Rundfahrt "Jülich im ersten Weltkrieg", einem öffentlichen Konzert um 15:30 in der Bielertkirche "Musik im Spiegel des Ersten Weltkriegs" und einem Jugend-Workshop "Die Bedeutung des Ersten Weltkriegs für junge Erwachsene im Jahr 2018" in der Villa Römer - Haus der Stadtgeschichte
Nachtrag
Wir dokumentieren hier die Rede von Bürgermeister Bernhard Marewski, die er am Abend im Forum-Restaurant zur Begrüßung hielt anhand seines Manuskriptes:
"Sehr geehrter Herr Michael Gutbier
sehr geehrter Herr Guido von Büren
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hasberg
sehr geehrter Herr Ernst Küchler (ehemals Oberbürgermeister)
liebe Gäste aus 6 Partnerstädten …
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie im Namen der Stadt Leverkusen auf das Herzlichste.
Willkommen - Ihnen, die Sie zum wiederholten Male nach Leverkusen gekommen sind und als gute alte Freunde genannt werden können.
Stellvertretend begrüße ich hier Frau Bürgermeisterin Sandra Ingham aus unserer englischen Partnerstadt Bracknell sowie Herrn Ratsherrn Jean Perlein aus Villeneuve d’Ascq.
Willkommen - Ihnen, die Sie zum ersten Mal in Leverkusen zu Gast sind,
fühlen Sie sich wohl in unserer Stadt und nehmen Sie beste Eindrücke mit nach Hause.
Gerne begrüße ich hier Herrn Michał Fita, Vizepräsident der Stadt Ratibor (Racibórz) und die Leiterin des Kulturamtes der Stadt Schwedt, Frau Andrea Schelhas.
Meine Damen und Herren, Sie sind hier zu einem Wochenende zusammengekommen, das sich ganz der Erinnerung des Endes des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren widmet.
1914 bis 1918 - die Bilanz von vier Jahren Krieg:
Etwa 20 Millionen Menschen, die zu Tode gekommen sind, davon die Hälfte aus der Zivilbevölkerung … und weiter die gleiche Zahl von etwa 20 Millionen Verletzte … rund 40 Millionen gesamt - das Leid von Menschen in den Familien ein Vielfaches davon.
Dieses Leid in den Familien ist überwiegend individuell geblieben.
Zu den markanten öffentlichen Mahnmalen gehören Gedenkstätte und Soldatenfriedhöfe.
Diese sind aus heutiger Sicht keine Orte des „Heldengedenkens“, sondern Orte der Mahnung gegen Krieg und Gewalt und für Frieden.
Eines solcher Mahnmale ist das Beinhaus von Douaumont (franz. Ossuaire de Douaumont), eine französische nationale Grabstätte, in der die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aus der Schlacht von Verdun aufbewahrt werden.
Im Jahre 1920 war der Grundstein gelegt worden, eingeweiht wurde das Beinhaus im Jahre 1932, ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung.
Was damals niemand wusste, Europa war auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg mit am Ende an die 70 Millionen Kriegstoten.
Douaumont – gut 50 Jahre nach der Einweihung:
Im September 1984 trafen sich der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl zu einer großen Versöhnungsfeier.
Das Foto der beiden Politiker, die sich vor dem Eingang des Ossarium (Beinhaus) an den Händen halten, ging um die Welt.
Die Gedenkplatte zur Erinnerung an dieses Treffen trägt folgende Inschrift:
>>
Auf diesem französischen Soldatenfriedhof trafen sich am 22. September 1984 zum ersten Mal in der Geschichte der beiden Völker der französische Staatspräsident und der deutsche Bundeskanzler.
Sie legten im gemeinsamen Gedenken an die Toten beider Weltkriege Kränze nieder und erklärten:
„Wir haben uns versöhnt. Wir haben uns verständigt.
Wir sind Freunde geworden.“
François Mitterrand und Helmut Kohl
<<
Mit dem vierjährigen Forschungsprojekt „Kriegsende in europäischen Heimaten“ hat der Opladener Geschichtsverein OGV mit seinen Partnern diesen Verständigungsprozess fortgesetzt und gefestigt.
Es ging und geht um die Bedeutung des Ersten Weltkrieges aus den Blickwinkeln der Menschen in ihren Heimaten, abseits vom unmittelbaren Kriegsgeschehen.
Die Beteiligten haben Dokumente und Erinnerungen aus Ihren Heimaten zusammengetragen, diese mit wissenschaftlicher Begleitung bewertet und gewichtet und zueinander in Bezug gesetzt.
Entstanden ist eine gemeinsame Publikation, geschrieben von den Enkeln und Urenkeln der einstigen Kriegsgegner … ein gemeinsames Vermächtnis an künftige Generationen.
Diese außerordentliche Leistung verdient hohen Respekt.
Ihr gemeinsames Projekt wird von Fachleuten als besonders innovativ gewürdigt und gilt in seiner europäischen Perspektive auf der Grundlage lokaler Perspektiven als beispielgebend … und - das muss man hinzufügen - als beispielhaft friedenstiftend.
Als Bürgermeister und damit stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt Leverkusen möchte ich mich bei Ihnen als Beteiligte und vor allem beim Opladener Geschichtsverein als federführende Stelle bedanken, dass Sie sich so aktiv – und überwiegend in Ihrer Freizeit – in dieses wahrhaft europäische Projekt eingebracht haben.
Und ich möchte Sie dazu beglückwünschen, dass Sie das vierjährige Projekt mit zwei Ausstellungen und einer umfangreichen Publikation so erfolgreich zum Abschluss gebracht haben.
An diesem Wochenende findet mit dem gemeinsamen Treffen die vierjährige Zusammenarbeit des Opladener Geschichtsvereins mit den Geschichtsvereinen und Museen unserer Partnerstädte Bracknell, Ljubljana, Ratibor, Schwedt und Villeneuve d’Ascq sowie den Kooperationspartnern Jülich und Haubourdin seinen abschließenden Höhepunkt und sein Ende.
Vor Ihnen liegt ein volles und intensives Programm.
Ich bin überzeugt, es gibt weitere interessante Gespräche und neue Eindrücke.
Und ich bin mir sicher, es ist nicht das letzte Zusammentreffen dieser Art.
Der Opladener Geschichtsverein leistet mit seinen Projekten einen wichtigen Beitrag für das partnerschaftliche Engagement der Stadt Leverkusen.
Dafür möchte ich den Mitgliedern und allen voran Herrn Michael Gutbier an dieser Stelle ausdrücklich danken.
Wir Enkel der Kriegsgeneration sind zum Glück im Frieden aufgewachsen.
Wir und unsere jungen Europäer kennen diese beiden großen Kriegsepochen nur aus Geschichtsbüchern.
Wir dürfen da gespannt sein auf den anstehenden Workshop mit jungen Menschen, die ihre Sichtweise auf den Ersten Weltkrieg in einem Werkstattgespräch darlegen werden.
Wir müssen uns stets bewusst sein, dass die lange Friedensperiode, die wir erleben dürfen, keine Selbstverständlichkeit ist.
Sie ist das Ergebnis einer Friedensarbeit, die von ehemaligen Kriegsgegnern bewusst begonnen wurde … unter dem Eindruck von zwei Weltkriegen, die sie persönlich und unmittelbar erlebt hatten.
Es ist unsere Aufgabe, dieses Handeln zu würdigen und als Erbe anzunehmen.
Es ist unser Auftrag, alles zu tun, was unserem friedlichen Zusammenleben dient … und dazu gehört eine klare Absage an jeglichen Nationalismus und an nationale Egoismen.
Damit möchte ich nun schließen.
Ich wünsche Ihnen gute Gespräche und nachhaltige Begegnungen bei diesem einzigartigen internationalen Treffen hier in Leverkusen.
Haben Sie einen angenehmen Aufenthalt und halten Sie unsere Stadt in guter und freundschaftlicher Erinnerung.
Sie sind uns als Gäste stets willkommen.
Bernhard Marewski, 1. Bürgermeister
*
Ladies and Gentlemen,
On behalf of the city of Leverkusen, I would like to welcome you most warmly.
Welcome - to you who have once again come to Leverkusen and can be called good old friends.
On behalf of you, I would like to welcome Mayor Sandra Ingham from our English twin town Bracknell and Councillor Jean Perlein from Villeneuve d'Ascq.
Welcome - to you who are visiting Leverkusen for the first time,
feel at home in our city and take the best impressions home with you.
I would like to welcome Mr. Michał Fita, Vice President of the City of Ratibor (Racibórz) and Mrs. Andrea Schelhas, Head of the Cultural Office of the City of Schwedt.
Ladies and gentlemen, you have gathered here for a weekend dedicated to the memory of the end of the First World War one hundred years ago.
1914 to 1918 - the result of four years of war:
About 20 million people who died, half of them from the civilian population ... and the same number of about 20 million injured ... about 40 million in total - the suffering of people in the families many times over.
This suffering in the families has remained largely individual.
Among the striking public memorials are memorials and military cemeteries.
From today's perspective these are not places of "heroic remembrance", but places of remembrance against war and violence ... and for peace.
One such memorial is the Ossuaire de Douaumont, a French national tomb in which the bones of over 130,000 unidentified French and German soldiers from the Battle of Verdun are kept.
The foundation stone was laid in 1920 and the ossuary was inaugurated in 1932, one year before Hitler seized power.
What nobody knew at that time was that Europe was on its way to the Second World War, with 70 million people killed in the war.
Douaumont - a good 50 years after its inauguration:
In September 1984, French President François Mitterrand and German Chancellor Helmut Kohl met for a major reconciliation ceremony.
The photo of the two politicians holding hands in front of the entrance to the Ossarium went around the world.
The plaque commemorating this meeting bears the following inscription:
>> On 22 September 1984, the French President and the German Chancellor met for the first time in the history of the two peoples at this French military cemetery.
In common memory of the dead of both world wars, they laid wreaths and declared:
"We have reconciled ourselves. We have come to an understanding.
We have become friends.
François Mitterrand and Helmut Kohl <<
The Opladener Geschichtsverein OGV and its partners have continued and consolidated this process of understanding with the four-year research project "End of the war in European homes".
It was and is about the significance of the First World War from the point of view of the people in their homes, away from the immediate events of the war.
The participants collected documents and memories from their homes, evaluated and weighted them with scientific support and related them to each other.
The result is a joint publication, written by the grandchildren and great-grandchildren of the former war opponents ... a common legacy for future generations.
This extraordinary achievement deserves great respect.
Your joint project has been recognised by experts as particularly innovative and is considered exemplary in its European perspective on the basis of local perspectives ... and - it must be added - exemplary in peace-building.
As mayor and thus on behalf of the citizens of Leverkusen, I would like to thank you as participants and above all the Opladener Geschichtsverein (Opladen Historical Society) as the leading body for your active involvement in this truly European project, mainly in your free time.
And I would like to congratulate you on bringing the four-year project to a successful conclusion with two exhibitions and an extensive publication.
This weekend, the four-year collaboration of the Opladener Geschichtsverein with the history associations and museums of our twin cities Bracknell, Ljubljana, Ratibor, Schwedt and Villeneuve d'Ascq as well as the cooperation partners Jülich and Haubourdin will culminate and come to an end with this common meeting.
A full and intensive programme lies ahead of you.
I am convinced that there will be further interesting discussions and new impressions.
And I am sure it will not be the last meeting of this kind.
With its projects, the Opladener Geschichtsverein makes an important contribution to the partnership commitment of the city of Leverkusen.
I would like to take this opportunity to expressly thank the members and above all Michael Gutbier.
Fortunately, we grandchildren of the war generation grew up in peace.
We and our young Europeans know these two great war epochs only from history books.
We can look forward to the upcoming workshop with young people who will present their views on the First World War in a workshop discussion.
We must always be aware that the long period of peace we are allowed to experience is not a matter of course.
It is the result of a peace work that was consciously begun by former opponents of war ... under the impression of two world wars that they had experienced personally and directly.
It is our task to appreciate this action and to accept it as our heritage.
It is our task to do everything that serves our peaceful coexistence ... and this includes a clear rejection of all nationalism and national egoisms.
I would now like to conclude.
I wish you good talks and lasting encounters at this unique international meeting here in Leverkusen.
Have a pleasant stay and keep our city in good and friendly memory.
You are always welcome as our guests.
Bernhard Marewski, Vice Mayor"