Im Politikerinformationsdienst z.d.R Rat (z.d.A.: Rat Nr.4, Seite 114 vom 19. Mai 2016) hat die Verwaltung zur Opladener Kastanienallee Stellung genommen:
A. Derzeitiger Zustand
Die Kastanienallee an der Wupper in Opladen ist als Naturdenkmal Nr.2.3-3 im rechtsgültigen Landschaftsplan der Stadt Leverkusen eingetragen. Die Bäume stehen bei derseitig des asphaltierten Weges, der zwischen der Düsseldorfer Straße und der Bonner Straße verläuft.
Einmal im Jahr findet unter den Kastanien die Opladener Bierbörse mit tausenden Besuchern statt.
In den vergangenen Jahren wurden wegen des hohen Alters der Bäume (rd. 100 Jahre) und der hohen Verkehrserwartung durch die Bierbörse immer wieder einzelne Bäume gefällt oder starke Rückschnitte vorgenommen. Ein Teil der Nachpflanzungen ist bereits wieder abgestorben.
Krankheiten
Neben der bei fast allen Kastanien im Stadtgebiet auftretenden Kastanienminiermotte wurden auch die Pseudomonas-Krankheit, der Brandkrustenpilz und weitere holzzersetzende Pilzarten festgestellt.
Die Kastanienminiermotte führt zu einer frühen Verfärbung der Blätter und vorzeitigem Laubfall oft schon im August, ist aber für den Baum nicht lebensbedrohlich.
Die Pseudomonas-Erkrankung beruht auf einem Bakterium, welche das unter der Rinde liegende Kambium zerstört und dadurch zum plötzlichen Absterben von ganzen Kronenbereichen bzw. in der Folge zum völligen Absterben der Bäume führt.
Der Brandkrustenpilz gefährdet die Stand und Bruchsicherheit eines Baumes massiv durch einen raschen Holzabbau im Wurzelstock und im Stammfuß.
Der Samtfußrübling tritt neben diversen anderen Pilzen als Sekundärschädling an befallenen Bäumen auf. Er verursacht eine Fäule, welche die Bruchsicherheit der Bäume erheblich mindert.
Kontrollen
Die letzte Überprüfung im Dezember 2015 ergab:
- 81 Bäume insgesamt (Rosskastanie / Aesculus hippocastanum)
-- 10 Bäume in der Jugendphase
-- 24 Bäume in der Reifephase
-- 47 Bäume in der Alterungsphase
Hiervon:
- 38 stärker geschädigte Bäume
- 10 Kappungen
- 4 Bäume mit Pilzfruchtkörpern
-- 1x Samtfußrübling + ggf. Pseudomonas
-- 2x ggf. Brandkrustenpilz
-- 1x Brandkrustenpilz mit Stamm-/Stockfäule
- 19 Bäume mit Anzeichen für Pseudomonasbefall
-- 2x bestätigt durch Laboranalyse
-- 3x eher Nein, Anzeichen nicht mehr sichtbar
--14x Anzeichen für Befall vorhanden
Maßnahmen nach der Kontrolle im Dezember 2015:
- 2x Baumuntersuchung Stufe I (z. B. befahren mit Hubsteiger)
- 2x Baumuntersuchung Stufe II (z. B. Resistografie durch externen Gutachter)
- 1x Fällung (Samtfußrübling + ggf. Pseudomonas)
Nachpflanzungen
Das größte Problem liegt in der Nachpflanzung. Gerade Jungbäume werden von dem Bakterium massiv angegriffen und sterben ab. Ältere Bäume können aufgrund des größeren Stammumfangs länger mit Pseudomonas „leben“. Bei starkem Befall können ganze Kronenteile absterben.
Da der Ausbreitungsgrad von Stamm- und Stockfäulen rein visuell nicht abzuschätzen ist, werden zurzeit weitere Untersuchungen beauftragt.
Um absolute Gewissheit über den Pseudomonasbefall zu bekommen, wurden Laboranalysen beauftragt, deren Ergebnis noch nicht vorliegt. Es ist aber davon auszugehen, dass sich der Pseudomonasverdacht erhärten wird.
B. Weiteres Vorgehen
Zur Verjüngung der Allee sind drei Varianten denkbar:
1. Nachpflanzungen einzelner ausgefallener Alleebäume
Diese Variante wurde in den vergangenen Jahren praktiziert, führt aber nicht zum Erfolg, weil junge Kastanien sofort wieder vom Pseudomonas-Bakterium befallen werden (auch Baumschulware ist teils schon befallen) und wegen der geringeren Dicke schneller absterben als alte Bäume. Zudem hat die Pflanzung einzelner Jungbäume in Bestandslücken einer Allee immer den Nachteil, dass sich das Bild einer Allee aus gleich großen und gleich alten Bäumen nicht wieder einstellt.
2. Die komplette Fällung der Allee mit anschließender Nachpflanzung
Diese Variante hätte den Vorteil, dass nach einigen Jahren eine Allee aus gleich alten und gleich großen Bäumen entsteht. Es müssten aber viele alte, markante, teils noch gesunde Altbäume gefällt werden. Mit Rücksicht auf den Identität stiftenden Charakter der Kastanienallee in Opladen und dem Status eines Naturdenkmales, das neben gestalterischen auch ökologische Funktionen erfüllt, wird diese Variante nicht angestrebt.
3. Erneuerung in Teilabschnitten
Bei diesem Verfahren werden, ausgehend von größeren Lücken im Altbaumbestand, in längeren Abschnitten Neupflanzungen vorgenommen. Hierbei muss eventuell in Kauf genommen werden, dass zum Aufbau eines Abschnittes auch noch nicht abgängige Exemplare entnommen werden müssen. Im Vergleich zum Ersatz von Einzelbäumen führt die abschnittsweise Erneuerung zu einem homogeneren Gesamtbild.
Vorschlag der Verwaltung:
Als Mittelweg zwischen den Varianten 1 und 2 wird von der Verwaltung die Variante 3 favorisiert.
Baumart
Auch bei dieser Variante 3 stellt sich die Frage nach der Baumart, mit der nachgepflanzt werden soll. Rosskastanien scheiden wegen der beschriebenen Problematik vorerst aus. Einige andere standortgerechte Baumarten (z.B. Esskastanien, Platanen, Ahorn) sind im Zusammenhang mit Klimaveränderungen ebenfalls von grassierenden Krankheiten befallen oder mit anderen Nachteilen behaftet.
Hinzu kommt die Erfahrung, dass sich Pflanzenkrankheiten durch Umwelteinflüsse auch abschwächen können oder aber resistente Arten entdeckt werden, auf die dann zurückgegriffen werden kann. Die Vertagung der Entscheidung für eine Baumart birgt die Möglichkeit, in Zukunft eine Lösung zu finden, die heute noch nicht absehbar ist.
Um die Vitalität der Bäume zu unterstützen, wird mit Hilfe der Job Service Beschäftigungsförderung Leverkusen gGmbH ab dem kommenden Sommer das Laub der Kastanien aufgesammelt und entfernt. Das mindert den Befall mit der Kastanienminiermotte und gibt den Bäumen mehr Kraft zur Abwehr anderer Krankheiten.
Bei allen Abwägungen muss aufgrund der Bedeutung der Kastanienallee als Veranstaltungsort und wichtige Wegeverbindung der Aspekt der Verkehrssicherheit oberste Priorität haben.
Da sich in der Kastanienallee in Opladen derzeit keine so großen Lücken auftun, die sofortiges Handeln erfordern, ist eine Entscheidung jetzt nicht notwendig.