OGV (Michael Gutbier) und die Freunde des Balkan-Radweges (Jürgen Wasse) stellten heute am Pattscheider Bahnhof ihr Beschilderungsprojekt vor.
Die ersten beiden Beschreibungen (jeweils mit Fotos) betreffen den Pattscheider Bahnhof und die Drahtseilbahn. Die Texte sind im Folgenden dokumentiert.
Bahnhof Pattscheid
An der in den 1870er Jahren erstellten Bahnverbindung zwischen Opladen und Lennep wurde der Bahnhof Pattscheid - nach Burscheid und Wermelskirchen - als letzte Zwischenstation gebaut, allerdings erst im Jahre 1902. Zuvor hatte es bereits einen Vorgängerbau gegeben, etwa 800 Meter talwärts in Höhe der Hofschaft Oberölbach gelegen und zunächst nur als Haltepunkt allein für Personenverkehr angelegt.
Die Gemeinde Neukirchen (später Bergisch Neukirchen) drängte jedoch darauf, auch eine Güterladestelle zu bekommen. Da die Einrichtung einer solchen am ursprünglichen Platz nicht möglich war, wurde nach langwierigen Verhandlungen - erst 20 Jahre später - der Bahnhof Pattscheid gebaut und 1902 eröffnet.
Wegen der topografischen Gegebenheiten musste die Station jedoch auf zwei Ebenen angelegt werden. Die Personengleise verblieben unten, das Gütergleis wurde auf die "1. Etage" verlegt. Hunderte Meter lange Rampen, noch heute deutlich erkennbar, waren notwendig, damit dieser Höhenunterschied bewältigt werden konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste - wegen Beschädigungen der unteren Streckengleise - zeitweise auch der Personenverkehr über das Gütergleis abgewickelt werden. Manch ein Zug, mit "Hamsterern" aus den Städten völlig überfüllt, rollte über die Rampe wieder zurück und musste nochmals Anlauf nehmen, um die Steigung zu schaffen.
In den 1960er Jahren verlor die Güterstation an Bedeutung, 1991 wurde die gesamte Strecke stillgelegt. Der Bahnhof Pattscheid verfiel zunehmend. 1994 erwarb die Firma Illbruck das denkmalgeschützte Gebäude und ließ es aufwendig restaurieren. Seitdem stellt der historische Bahnhof ein markantes Beispiel bergischer Bahnhofsarchitektur dar.
Drahtseilbahn
Heute ist kaum mehr zu erahnen, dass für fast zwei Jahrzehnte - von 1910 bis etwa 1928 - vom Bahnhof Pattscheid eine Drahtseilbahn direkt bis zur Heilstätte Roderbirken (Leichlingen) führte. Diese Seilbahn transportierte zunächst Kohlen für die voluminöse Heizungsanlage der dortigen Nervenheilstätte.
1912/13 wurde Roderbirken ausgebaut und erheblich vergrößert. Sämtliches Baumaterial wurde im Zuge dessen ebenfalls mit der Seilbahn transportiert. Die Kosten hierfür waren wesentlich geringer als die Beförderung mit Pferdefuhrwerken.
Der Bau der Drahtseilbahn war eine durchaus aufwendige Angelegenheit. Am Bahnhof Pattscheid befand sich ein eigenes Entladegleis, daneben eine Anlage zum Verladen der Güter von den Eisenbahnwaggons in die Seilbahnloren. So konnte das Umladen erfolgen, ohne dass der übrige Güterverkehr des Bahnhofs gestört wurde.
Die Seilbahn führte durch eine Unterführung der damaligen Landstraße Pattscheid - Burscheid, passierte eine Kurvenstrecke in Eisenkonstruktion und verlief sodann völlig gerade - über die Täler des Murbachs und des Weltersbaches - bis zur Entladestation am Kesselhaus der Heilstätte Roderbirken.
Zeitweise war auch in Stöcken, Ortsteil Zeit, zur Beförderung landwirtschaftlicher Produkte - vor allem Kartoffeln und Rüben - eine Zwischenstation eingerichtet, die jedoch nur kurze Zeit in Betrieb war und aus Kostengründen stillgelegt wurde.
Die Länge der gesamten Strecke betrug immerhin 2180 Meter, der Höhenunterschied zwischen Be- und Entladestation jedoch lediglich zehn Meter. Die Führung der Seilbahntrasse bei Überquerung des Murbachtales verlief unterhalb der Staumauer der dortigen Talsperre. Die Stützen der Seilbahn waren hier etwa 400 Meter voneinander entfernt.
Nach Berichten von Augenzeugen waren die Loren oft so voll beladen, dass Kohlen auf das darunter befindliche Gelände fielen. An den Kreuzung mit Straßen wurden deshalb eigens Schutzgerüste angebracht.
1927/28 wurde die Seilbahn stillgelegt und Mitte der 1930er Jahre demontiert.