"Alarmstufe Rot"

Impfstoffreserve-Bank von Bayer produziert und bevorratet für 14 Bundesländer
Herstellung unter Quarantäne-Bedingungen

Archivmeldung aus dem Jahr 2001
Veröffentlicht: 01.03.2001 // Quelle: Bayer

"Wir haben seit Tagen Alarmstufe Rot. Innerhalb weniger Minuten sind wir einsatzbereit. Wenn ein Bundesland uns um dringende Hilfe bittet, starten unsere Fahrzeuge, um den Impfstoff in die Krisenregion an Ort und Stelle zu bringen", versichert Dr. Tobias Schlapp von der Impfstoffreserve-Bank der Bayer AG in Köln. Als einziger Hersteller in Deutschland produziert und bevorratet das Unternehmen exklusiv für 14 Bundesländer jene Substanzen, die im Notfall die deutschen Tierbestände vor der Maul- und Klauenseuche retten sollen.

Die 60 Bayer-Mitarbeiter sind auf den Krisenfall vorbereitet: "100.000 Impfdosen haben wir für den sofortigen Einsatz. Eine weitere Million bringen wir innerhalb von fünf Tagen an den Start", erläutert Schlapp und öffnet dabei einen jener Container mit 193 Grad Celsius kaltem Stickstoff, in denen hochwirksames Impfstoff-Konzentrat lagert.

Während Kühlaggregate brummen und Nebelschwaden aus dem riesigen Kessel aufsteigen, erklärt der Bayer-Spezialist die aufwändige Produktion. Denn lang ist der Weg, bis aus todbringenden Viren und Zellkulturen ein Impfstoff gewonnen ist, der gesunde Rinder, Schweine und Schafe gegen die Infektion immun macht:

"Da Viren für die Vermehrung eine Zelle benötigen", so Schlapp, "züchten wir letztere in so genannten Fermentern. Dies sind mit einer speziellen Flüssigkeit befüllte große Kessel, die - wie in einem Biotop - den Kulturen optimale Lebensbedingungen bieten."

Ist eine bestimmte Zelldichte erreicht, werden diese mit dem aktiven Virus infiziert. Es beginnt sofort sein zerstörerisches Werk und vermehrt sich in den Zellen rasend schnell, bis diese platzen. Zelllyse nennt der Fachmann diesen Vorgang.

Entstanden ist die so genannte Rohvirus-Suspension. Nun folgen mehrere Arbeitsschritte, bei der durch Filter und Zentrifugen die "Ursuppe" gereinigt wird. Am Schluss steht die Virus-Ausfällung, bei der das reine Virus-Konzentrat als eine Art Paste zurückbleibt. Und noch etwas ist gleich zu Beginn dieser Prozesse geschehen: Das Virus ist nun inaktiviert. Schlapp erläutert: "Wir greifen auf chemischem Weg in die Erbinformation ein und töten somit das Virus ab. Dabei bleibt aber das antigene Prinzip, das zur Immunisierung des Viehs führt, erhalten." Dieses Konzentrat gelangt zur Lagerung in Stickstoff-Behälter, um es im Bedarfsfall zu fertigem Impfstoff zu formulieren. Gleichzeitig laufen zahlreiche Prüfungen ab.

Höchste Reinheit, Produktion unter sterilen Bedingungen in Quarantäne-Räumen, Spezialkleidung, Desinfektionsdusche - so sieht der Arbeitsalltag in der Impfstoffreserve-Bank von Bayer aus. Schlapp zu den Sicherheitsmaßnahmen: "Auch wenn der MKS-Erreger für den Menschen ungefährlich ist, so müssen wir doch die übrige Umwelt vor ihm schützen." Und dazu gehört auch, dass selbst das Abwasser nach dem Gang zum "stillen Örtchen" und dem Händewaschen sterilisiert wird.

Alltag und Alarmstufe Rot in der Bayer-Impfstoffreserve-Bank. Dr. Tobias Schlapp nimmt's mit Gelassenheit: "Im wahrsten Sinne des Wortes: Wir haben hier eine sichere Bank gegen die Maul- und Klauenseuche..."


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Bisherige Besucher auf dieser Seite: 1.427

Meldungen Blättern iMeldungen Blättern

Weitere Nachrichten der Quelle "Bayer"

Weitere Meldungen