Steigerung des Umsatzes, aber Rückgang im Ergebnis

Anhaltende Konjunkturschwäche beeinflußt Halbjahresbericht von Bayer
Gewinn-Erwartung für das gesamte Jahr wird deutlich unterschritten / Umfangreiche Programme zur Rendite-Verbesserung

Archivmeldung aus dem Jahr 2001
Veröffentlicht: 09.08.2001 // Quelle: Bayer

Um acht Prozent auf 15,6 Milliarden Euro hat der Bayer-Konzern seinen Umsatz im fortzuführenden Geschäft – also nach Herausrechnung der Geschäftsbereiche Fasern und EC-Erdölchemie – im ersten Halbjahr 2001 im Vergleich zum Vorjahr steigern können. Das operative Ergebnis vor Sonderposten sank jedoch um 23 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. "Diese Entwicklung des Ergebnisses ist sehr enttäuschend", betonte der Bayer-Vorstandsvorsitzende Dr. Manfred Schneider. Zurückzuführen sei der Rückgang vor allem auf die temporären Herstellungsprobleme bei biologischen Produkten, anhaltend hohe Rohstoffkosten – vor allem im Arbeitsgebiet Polymere – sowie Nachfrage-Rückgänge bei wichtigen Abnehmerbranchen wie Automobil-, Elektro- und Bauindustrie. Der Konzerngewinn sank um drei Prozent auf 1,0 Milliarden Euro. Darin enthalten sind 0,3 Milliarden Euro Gewinn aus dem Verkauf der 50prozentigen Beteiligung an der EC Erdölchemie zum 1. Mai 2001.

"Die erwartete wirtschaftliche Erholung ist bislang leider ausgeblieben", sagte Dr. Schneider. Im zweiten Quartal habe sich das Wachstum in Europa und vor allem in Deutschland weiter abgeschwächt. Auch in Nordamerika sei keine Trendwende erkennbar, was sich zunehmend auch auf die asiatischen Märkte auswirke. "Vor diesem Hintergrund und angesichts der zusätzlichen Belastungen und Ergebnisausfälle für das Arbeitsgebiet Gesundheit, die sich aus dem Vermarktungsstopp für den Cholesterinsenker Lipobay/Baycol ergeben, müssen wir für das Gesamtjahr von einem erheblich unter unseren bisherigen Erwartungen liegenden Ergebnis ausgehen." Das Unternehmen habe eine ganze Reihe von Programmen zur Steigerung der Rendite gestartet, die bis zum Jahr 2005 Kostensenkungen von 1,5 Milliarden Euro vorsehen. Sie würden bereits in den nächsten Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Ertragskraft führen.

Das Arbeitsgebiet Gesundheit steigerte seinen Umsatz um vier Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Dabei legte der Geschäftsbereich Pharma wegen der verzögerten Freigaben des gentechnisch erzeugten Blutgerinnungs-Medikaments Kogenate lediglich um zwei Prozent zu. Der Umsatz mit den traditionell hergestellten Arzneimitteln wuchs um acht Prozent. Hauptsächlich wegen der Produktionsprobleme bei den biologischen Medikamenten, die im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 zu einem Minderertrag von 250 Millionen Euro führten, verringerte sich das operative Ergebnis des Arbeitsgebietes um 39 Prozent auf 0,4 Milliarden Euro. Pharma wird auch im zweiten Halbjahr durch die Probleme bei Kogenate belastet. Hinzu kommt jetzt der Beschluss, die Vermarktung von Lipobay / Baycol weltweit mit Ausnahme Japans auszusetzen. Allein dieser Vermarktungsstopp wird das Jahresergebnis nach ersten Schätzungen mit 600 bis 650 Millionen Euro belasten, davon 250 bis 300 Millionen Euro als außerordentliche Ausgaben. "Deshalb wird das Ergebnis in unserem Arbeitsgebiet Gesundheit im ganzen Jahr um 40 bis 50 Prozent unter unseren bisherigen Erwartungen liegen. Auch das für 2002 angestrebte Ziel von 20 Prozent Umsatzrendite vor Sonderposten in diesem Bereich ist nicht mehr realisierbar", erläuterte der Bayer-Chef. Das Arbeitsgebiet hat allerdings zahlreiche Kostensenkungsprogramme aufgelegt, die zu Einsparungen von 600 Millionen Euro in den nächsten Jahren führen werden.

Bei einem gegenüber dem Vorjahr unveränderten Umsatz von 2,1 Milliarden Euro verringerte sich das operative Ergebnis des Arbeitsgebietes Landwirtschaft um sieben Prozent auf 0,5 Milliarden Euro. Nachteilig wirkten sich die schwache Konjunktur in den USA und Lateinamerika aus sowie in Europa die witterungsbedingten Einbußen im Getreideanbau und zunehmender Generikadruck bei den Herbiziden. Mit einer Umsatzrendite von 22 Prozent nimmt Landwirtschaft jedoch weiterhin eine führende Position ein.

Das Arbeitsgebiet Polymere steigerte seinen Umsatz um neun Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis sank hingegen um 28 Prozent auf 0,4 Milliarden Euro. Als Hauptursachen nannte Dr. Schneider die unverändert hohen Kosten für petrochemische Rohstoffe und Energie, den Lagerabbau und die rückläufige Produktion bei wichtigen Abnehmerindustrien sowie die Integrationskosten für das im vergangenen Jahr übernommene Polyol-Geschäft von Lyondell. Zur Margenverbesserung wurden im Arbeitsgebiet umfangreiche Kostensparprogramme gestartet, die schon jetzt beginnend bis zum Jahr 2005 zu jährlichen Einsparungen von bis zu 700 Millionen Euro führen sollen. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sich bei den Rohstoffen die Lage bereits in diesem Jahr leicht entspannen und die wirtschaftliche Situation Anfang des nächsten Jahres verbessern wird. "Unabhängig davon werden wir weitere Preiserhöhungen vornehmen, um unsere Margen wieder auf ein zufriedenstellendes Niveau zu bringen", erklärte Dr. Schneider.

Zufrieden zeigt sich der Bayer-Vorstandsvorsitzende mit der Entwicklung des Arbeitsgebietes Chemie, das seinen Umsatz um 19 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro und das operative Ergebnis um 18 Prozent auf 0,3 Milliarden Euro verbesserte. Dabei setzte die Bayer-Tochter H.C. Starck mit zweistelligen Zuwachsraten ihre sehr erfolgreiche Entwicklung fort. Allerdings ist hier in der zweiten Jahreshälfte angesichts der beginnenden Konsolidierung am Elektronikmarkt mit einer Umsatzabschwächung zu rechnen. Der Geschäftsbereich Spezialprodukte erzielte – vor allem akquisitionsbedingt – ein Umsatzwachstum von 22 Prozent. Durch ein renditebewusstes Portfoliomanagement und Kostensenkungsprogramme im Volumen von 200 Millionen Euro soll die Performance des Arbeitsgebietes, das im ersten Halbjahr eine unveränderte Umsatzrendite von zwölf Prozent erzielte, weiter gesteigert werden.


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