Zum 20jährigen Bestehen des Schlebuscher Eine-Welt-Ladens (Berg. Landstraße 36) hielt Bürgermeister Bernhard Marewski am Samstag folgende Rede:
"Sehr geehrter Herr Hölzer,
sehr geehrten Damen und Herren vom Eine-Welt-Laden-Team
verehrte Gäste,
ich bin sehr gerne der Einladung zu diesem Fest gefolgt.
Lieber Norbert,
Du hast in Deiner Einladung die guten Gründe des Feierns aufgeführt:
20 Jahre Umsetzung der Idee des fairen Handelns
20 Jahre Verkauf fair gehandelter Produkte
20 Jahre wirksame Hilfe zur Selbsthilfe in benachteiligten südlichen Ländern der Welt
20 Jahre konkrete Unterstützung der Menschen im Armenviertel Kairos in Santiago de Chile
20 Jahre Eine-Welt-Laden Schlebusch
Und ich ergänze:
20 Jahre beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement!
Ich erinnere mich noch an die siebziger Jahre, als wir noch jung waren und wir uns in der katholischen Jugend für die Menschen in der Dritten Welt engagierten.
Wir waren uns einig: auch finanzielle Unterstützung ist notwendig.
Und so nutzten wir z.B. Basare - und die in der Weihnachtszeit waren besonders ergebnisreich – um Produkte aus den sog. Entwicklungsländern zu verkaufen.
Da fuhr man zur GEPA – der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH – nach Wuppertal, besorgte Produkte - vorsichtshalber auf Kommission -, und der Verkaufserlös ging an ausgesuchte Entwicklungsprojekte.
Es ging damals schon um … Hilfe zur Selbsthilfe.
Die GEPA – sie nennt sich heute: The Fair Trade Company – feiert in diesem Jahre 40-jähriges Bestehen und ist inzwischen der größte europäische Importeur fair gehandelter Lebensmittel und Handwerksprodukte.
Lieber Norbert, Dir waren vor 20 Jahre die gelegentlichen Aktivitäten zu wenig, die Sache selbst zu wichtig. Du machtest Nägel mit Köpfen und schufst mutig - und sicher auch mit etwas Gottvertrauen - den Schlebuscher Eine-Welt-Laden … direkt in der Schlebuscher Fußgängerzone – vorausschauend als eine Einrichtung auf Dauer.
Und Dir war wichtig: Nicht Erste, Zweite, Dritte Welt – sondern die Eine Welt.
Du hast recht: Es ist unsere gemeinsame eine Welt, es gibt keine andere.
Und diese eine Welt ist geprägt durch Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, um deren Auflösung wir uns alle bemühen müssen.
Im Namen der Stadt Leverkusen gratuliere ich ganz herzlich zu Eurer ehrenvollen erfolgreichen Arbeit -
Dir persönlich und Deiner Frau, die Dich immer unterstützt hat, - aber nicht minder auch den vielen fleißigen Helferinnen und Helfern im Eine-Welt-Laden Schlebusch, die Du von der Sache begeistern konntest.
In die Gründungszeit des Schlebuscher Eine-Welt-Ladens fällt die Kennzeichnung von Produkten mit dem „Fairtrade“-Siegel, im Jahr 1993 zum ersten Mal Kaffee, 1995 wurden Tee, Schokolade, Kakao, Zucker und Kakaoprodukte mit diesem Siegel eingeführt.
Heutzutage sind nicht nur in den Weltläden, sondern in rund 42.000 Supermärkten Deutschlands, in Bioläden, Kaufhäusern, Drogeriemärkten, in Fachgeschäften Produkte mit dem Fairtrade-Siegel erhältlich. Außerdem bieten 20.000 Cafés, Kantinen, Mensen und Bäckereifilialen fairen Kaffee oder andere Produkte an.
Man findet heute in Deutschland Fairtrade-Siegel auf über 3.000 Produkten.
Über eine Milliarde Euro gaben deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahr 2014 für fair gehandelte Produkte aus. Das sind zwar im Verhältnis zum Gesamtvolumen des Einzelhandels von fast 500 Milliarden nur 0,2 Prozent - aber dieser faire Markt wächst kontinuierlich.
Der Erfolg gibt der Idee Recht. Die Verbraucher sind bei Fairtrade-Produkten auch bereit, etwas mehr Geld auszugeben – im Wissen, dass damit z.B. den Kleinbauern in den Herstellerländern gerechterweise geholfen wird.
Wir als Stadt Leverkusen haben uns der Fair-Trade-Idee jetzt auch offiziell angeschlossen.
Ein entsprechender Ratsbeschluss wurde am 22. Juni gefasst.
Es gilt nun, die bekannten Kriterien einer sog. „Fairtrade-Town“ zu erfüllen, um diesen begehrten Titel zu erhalten.
80 Vereine, Verbände und Institutionen und natürlich Schulen haben dazu ihr Mitwirken erklärt.
Einzelhandelsgeschäfte, Floristen, Cafés und Restaurants in Leverkusen bieten heute schon „Fair-Trade-Produkte“ an.
Ich bin da ganz sicher, dass wir dieses Ziel „Fairtrade-Town“ leicht erreichen werden, oder -wenn alles bereits Vorhandene abgefragt und aufgelistet worden ist - vielleicht sogar auch schon erreicht haben. Das wäre allerding kein Grund, die Hände einfach in den Schoß zu legen, die Entwicklung muss weiter vorangehen.
Eine städtische Steuerungsgruppe wird künftig die Fair-Trade-Aktivitäten vor Ort koordinieren, das vorhandene Engagement bündeln.
Umgesetzt ist mit dem Ratsbeschluss bereits, dass bei allen öffentlichen Sitzungen des Rates fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt wie etwa Orangensaft ausgeschenkt wird.
Ohne Vorreiter wie den Schlebuscher und auch den Wiesdorfer „Eine-Welt-Laden“ wäre die Fairtrade-Idee aber kaum so groß geworden.
Ich danke daher allen Ehrenamtlern, die heute hier arbeiten und die in den vergangenen Jahren mitgeholfen haben, den Fairtrade-Gedanken zum Allgemeingut zu machen.
Und nun wünsche ich Ihnen und uns viel Freude bei dieser Feier zum 20sten Bestehen des Eine-Welt-Ladens hier in Schlebusch."