Für viele der knapp 75.700 Leverkusenerinnen und Leverkusener mit Zuwanderungsgeschichte ist der Weg durch das deutsche Gesundheitssystem eine Herausforderung. Sprachliche oder kulturelle Hürden können den Zugang zu wichtigen Informationen erschweren. Ein neues Projekt des städtischen Gesundheitsamtes will hier Abhilfe schaffen, indem es Menschen ausbildet, die genau diese Brücken bauen können: die neuen Gesundheitslotsen.
Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll: Zweisprachige Bürgerinnen und Bürger werden speziell geschult, um ehrenamtlich in ihrer Muttersprache und auf Deutsch über das Gesundheitssystem zu informieren. Aktuell haben fünf Frauen und drei Männer mit dieser Ausbildung begonnen. Nach ihrem Abschluss werden sie als Multiplikatoren ihr Wissen dorthin tragen, wo es gebraucht wird – in Kitas und Schulen, in Stadtteilläden, Flüchtlingsheimen und Quartierszentren.
„Dank ihrer Zwei- oder Mehrsprachigkeit können die Lotsinnen und Lotsen in den unterschiedlichen Communities ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis aufbauen“, erläutern Dr. Claudia Menge und Patrick Augstein, die das Projekt für das Gesundheitsamt verantworten. Dieses niederschwellige Konzept soll helfen, die Menschen für Präventionsthemen zu sensibilisieren und herauszufinden, wo konkreter Bedarf besteht. Wichtig ist den Organisatoren: Die Veranstaltungen der Lotsen stehen ausdrücklich allen Interessierten offen, auch jenen ohne Zuwanderungsgeschichte.
Um die Freiwilligen bestmöglich auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vorzubereiten, hat das Gesundheitsamt ein viermonatiges Schulungsprogramm entwickelt. Die Teilnehmenden treffen sich einmal wöchentlich abends und erhalten eine fundierte Ausbildung. Ein medizinischer oder pädagogischer Hintergrund ist dabei keine Voraussetzung.
Auf dem Lehrplan stehen grundlegende Themen wie Prävention und Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland, aber auch spezifische Inhalte, die von Fachexperten des Gesundheitsamtes vermittelt werden. Dazu gehören unter anderem:
Die Ausbildung ist für die engagierten Ehrenamtlichen kostenfrei. Dies wird durch eine Projektförderung der Techniker Krankenkasse (TK) ermöglicht. „Uns beeindruckt, mit welcher Entschlossenheit die Stadt Leverkusen die Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationsgeschichte stärken will, daher unterstützen wir das Projektvorhaben gerne“, erklärt Monika Heimes, Referentin im Gesundheitsmanagement der TK.
Das Projekt ist breit in der Stadt verankert und wird von weiteren Kooperationspartnern wie den Fachbereichen Soziales, Kinder und Jugend sowie dem Kommunalen Integrationszentrum unterstützt. Es ist zudem ein wichtiger Baustein der städtischen Nachhaltigkeitsstrategie.
Das Gesundheitsamt plant, auch in Zukunft weitere Lotsinnen und Lotsen auszubilden, um das Angebot stetig zu erweitern. Wer sich für diese ehrenamtliche Tätigkeit interessiert und dabei helfen möchte, die Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Leverkusen zugänglicher zu machen, kann sich bei der Projektkoordination melden. Ansprechpartnerin ist Svenja Henrichs, erreichbar unter der Telefonnummer 0214/406-5321 oder per E-Mail an svenja.henrichs@stadt.leverkusen.de.