Immer häufiger werden Kinder und Jugendliche nach exzessivem Alkoholgenuss in die Krankenhäuser eingeliefert. Die Zahl der Betroffenen steigt besonders in der Zeit um Karneval. Aber auch während des ganzen Jahres müssen sich die Kliniken immer wieder um junge Patienten mit einer Alkoholvergiftung kümmern.
In Leverkusen existiert bereits seit 2011 ein Kooperationskreis, der sich intensiv um die Hilfe in der Akut-Situation, aber auch um die Nachsorge für die Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern kümmert. Beteiligt sind das Klinikum Leverkusen, die Suchthilfe sowie der Fachbereich Kinder und Jugend. Grundlage der Zusammenarbeit ist ein Frühwarn-Konzept, das nach den Erfahrungen aus der diesjährigen Karnevalszeit nochmals überarbeitet wurde.
Im Klinikum Leverkusen stellten Dr. Joachim Eichhorn, Leiter der Kinderklinik, Vera März und Ingrid Baare vom Fachbereich Kinder und Jugend sowie Nadja Robertson, stellvertretende Einrichtungsleiterin der Suchthilfe, das Konzept der Öffentlichkeit vor. Es etabliert grundlegende Qualitätsstandards für die Versorgung und Betreuung von Jugendlichen und bietet Handlungsempfehlungen für eine rechtzeitige Prävention.
Grundlage ist ein internes Bewertungssystem, anhand dessen sich die mögliche Gefährdung eines Jugendlichen besser einschätzen lässt und das eine konsequentere Nachsorge erlaubt. Je nach Status, also Alter der Patienten sowie Schwere der Alkoholvergiftung und Häufigkeit der stationären Behandlung in der Klinik, werden Beratungsgespräche mit den jungen Patienten und ihren Eltern geführt und weitere Hilfen empfohlen. In schwerwiegenden Fällen rät das Jugendamt zu einer Kontaktaufnahme von Eltern und Kindern mit der Fachstelle für Suchtvorbeugung.
Sofern die betroffene Familie einer eingeschränkten Schweigepflichtentbindung zustimmt, kann dann seitens der Suchthilfe eine Rückmeldung an das Jugendamt erfolgen, dass ein Termin wahrgenommen wurde.
„Wir können so die Entwicklung bei sehr schweren Fällen besser verfolgen“, erläuterte Ingrid Baare. „Erhalten wir keine Rückmeldung, ist das für uns ein Signal, in diesen Fällen besonders aufmerksam zu bleiben.“ Wichtig ist allen Beteiligten, dass es nicht um Kontrolle und Sanktionierung, sondern um Hilfe und Unterstützung gehe: „Wir wollen mit den Familien arbeiten, nicht gegen sie.“