Historische Garten- und Parkanlagen in Leverkusen


Archivmeldung aus dem Jahr 2017
Veröffentlicht: 03.08.2017 // Quelle: Stadtverwaltung

Leverkusen hat einige Garten- und Parkanlagen zu bieten, die nicht nur sehr ansehnlich sind, sondern auch eine Geschichte erzählen, wenn man die erhaltenen Spuren zu lesen weiß. „Oft sind es die herrschaftlichen Gärten von ehemaligen Fabrikantenvillen, die heute der Allgemeinheit zur Verfügung stehen“, erläutert Lothar Schmitz, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün, „mit ihnen pflegen wir daher nicht nur wertvolle Grünanlagen, sondern erhalten auch wichtige Zeugnisse der Stadtgeschichte.“ Landschaftsarchitekt Schmitz und Stadtgrün-Abteilungsleiter für Planung und Bauausführung Manfred Witowski erläuterten am Beispiel des Bergisch-Neukirchener Tillmanns-Park, wie aus einem Landschaftsgarten ein Park wurde.
Die ehemalige Fabrikantenvilla der Familie Tillmanns an der Burscheider Straße existiert heute nicht mehr und auch an den Fabrikstandort erinnert nur noch heute ein Denkmal im Stadtteil Quettingen. Der Tillmanns-Park aber zeugt heute noch von der Fabrikantenfamilie, die um 1900 für die Gemeinden Quettingen, Lützenkirchen und Bergisch Neukirchen der wichtigste Arbeitgeber war und rund 600 Mitarbeiter beschäftigte. Um die Jahrhundertwende wurde auch der heutige Park als Landschaftsgarten angelegt und hat daher heute über hundert Jahre alten wertvollen Baumbestand zu bieten. Auf 6.000 Quadratmeter befinden sich eine Vielzahl außergewöhnlicher Gehölze wie ein seltener Mammutbaum, mehrere Blutbuchen, Hemlocktannen und eine Sumpfzypresse.
Zwischenzeitlich als Forst geführt, war dieser Park fast in Vergessenheit geraten und wurde erst in den 90er Jahren vom Fachbereich Stadtgrün wieder zugänglich gemacht. 2009 schließlich wurde er so saniert, dass der ursprüngliche Charakter des Parks als gestalteter Landschaftsgarten wieder sichtbar werden konnte.
Um den Park wieder erlebbar zu machen, wurden wertvolle Bäume freigestellt sowie durch starken Wildwuchs verlorengegangene Raum- und Sichtbezüge wiederhergestellt. Durch behutsame Eingriffe in den Bestand wurden mit neuem Lichteinfall schöne Aufenthaltsbereiche geschaffen. Vorhandene Wege wurden saniert und ein neuer Weg mit Anbindung zur Siedlung Am Plattenbusch und Sitzbereiche geschaffen.
Historische Parks im Stile des Englischen Landschaftsgartens So wie der Tillmanns-Park sind fast alle historischen Landschaftsparks- und gärten in Leverkusen nach dem Vorbild des Englischen Landschaftsgartens angelegt. Im Unterschied zu den Barockgärten mit ihren großen geometrisch angelegten Blumenbeeten und Wegen, präzise geschnitten Hecken und gestutzten Bäumen finden sich in den klassischen Englischen Landschaftsgärten weder Beete noch geometrische Formen. Der Englische Landschaftsgarten orientiert sich an einer idealisierten natürlichen Landschaft und will mit Sichtachsen Ansichten im Sinne eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ schaffen, häufig mit Solitärbäumen als Blickfang. Typisch sind auch die offenen Rasenflächen dieser Gartenanlagen und ihre geschwungenen Wege und Wasserläufe.
Fast als Ensemble können in diesem Sinne die Gärten der Villa Wuppermann, der Peill’schen Villa und der Villa Rhodius gelten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten nach der Kölner Unternehmerdynastie Andreae auch deren Verwandte und Teilhaber Schmidt, Rhodius und Peill das Dorf Schlebusch als Sommersitz entdeckt. Noch heute zeugen die im Schweizer Landhausstil erbaute frühere Andreae-Villa und heutige Villa Wuppermann, die Peill’sche Villa auf der anderen Straßenseite und die Villa Rhodius im Neorenaissancestil an der Bergischen Landstraße davon. Die zu den Häusern gehörigen früheren Gärten und Parks auf beiden Seiten der Mülheimer Straße wurden in den Auenbereichen der Dhünn gestaltet. Der in der Flussniederung vorhandene Baumbestand wurde mit seltenen Bäumen, Sträuchern und Hecken ergänzt. Waldbereiche wechselten mit Lichtungen und Rasenparterren. Wege führten zu lauschigen Rast- und Uferplätzen. Wehre und Flussbarrieren bewässerten versteckt liegende Teiche und bildeten im Fluss größere Ruhigwasserflächen, von denen das Wasser dann kaskadenartig in die tiefer liegenden Zonen stürzte.
Der größte Teil dieser ehemals drei Gärten ist heute im Wesentlichen als Wuppermann-Park bekannt, aber auch ein Teil des Parks hinter der Peill’schen Villa ist heute im städtischen Besitz. Im Rahmen der Regionale 2010 hat der Fachbereich Stadtgrün 2012 an der Villa vorbei eine fußläufige Verbindung ausgebaut, die den städtischen Teil ihrer Gartenanlagen mit den Wanderwegen „Blauer Berg“ verbindet. Dabei wurde die alte Treppenanlage zum Blauen Berg durch eine neue ersetzt, die Wanderwege wurden neu aufgebaut und das Steilufer neu gesichert. Entlang des Hochweges und im Lesegarten wurden Bänke zum Ausruhen und Verweilen aufgestellt.
Der Park hinter der Villa Rhodius ist nur noch als Relikt mit altem Baumbestand an einem Weg erhalten, der bis zur Dhünn reicht, und damit an die Grünanlage um den Sensenhammer angrenzt. Wer an diesem Weg aber genau hinsieht, kann an den Wurzeln der alten Bäume noch Mauerwerk entdecken. Dort waren in der Gründerzeit kleine Grotten gemauert, ebenfalls ein typisches Element Englischer Landschaftsgärten.
Die ursprünglich im französischen Stil angelegte Rokokogartenanlage des Schlosses Morsbroich wurde schon 15 Jahre nach ihrer Vollendung mit Elementen eines Englischen Landschaftsgartens umgestaltet. In historischen Quellen ist 1795 von den Arbeiten an einer „Cascade“ die Rede. Der künstliche Wasserfall wurde vom Wasser des Ophovener Mühlenbachs gespeist, der auf dem oberen Niveau zu einem Teich gestaut wurde. Künstliche Wasserfälle sind ein typisches Element des Englischen Landschaftsgartens. Auch die Liegenschaftskarte aus dem Jahr 1823 bezeichnet das Gelände als „Der englische Garten“. Heute gliedert sich der Park des Schlosses Morsbroich in einen extensiv gepflegten äußeren Park und den inneren Schlosspark mit seinen großen Rasenflächen und Solitärbäumen. Wasserfall und Burggraben sind bis heute erhalten.
Älter als das Gebäude darauf ist der Park der Villa Römer. Er wurde schon 1816 mit dem Wohn- und Amtssitz des ersten Landrates Opladens, Georg Freiherr von Hauer, angelegt. Erst 1905 entstand dort die Villa Römer. Das ebenfalls im Stile eines Englischen Landschaftsgartens angelegte Gelände um das Stadtgeschichtliche Dokumentationszentrum bezieht noch heute gestalterisch das Steilufer der Wupper sowie den leichten Abhang zur Düsseldorfer Straße mit ein. Das historische Wegenetz ist zusammen mit Brunnenhaus und Kutscherhaus erhalten. Im östlichen Teil ging der Park früher in einen Nutzgarten mit Obstplantage mit Gewächshaus über. Heute befinden sich dort Verwaltungsgebäude und Parkplatz.
Ganz in der Nähe ist in Resten erhalten der Park der späteren Landratsvilla und des heutigen Stadtarchivs. Ursprünglich führte eine Veranda vom Landratsamt in diesen Garten. Der daran anschließende, höher aufgeschüttete Teil des Gartens war ursprünglich Ziergarten. In den siebziger Jahren wurde auf diesem Grundstück das Verwaltungsgebäudes Miselohestraße gebaut. 3.300 Quadratmeter des daran anschließenden Wäldchens sind noch erhalten und weisen alten Baumbestand auf. Der Fachbereich Stadtgrün plant, diesen kleinen Park in den nächsten Jahren Im Rahmen des 2010 beschlossenen Sanierungsprogramms Grün- und Parkanlagen aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und durch gezielte Maßnahmen zu verschönern.
Der heutige Erholungshaus-Park hieß früher Wohlfahrtspark. Beherbergte er doch in den frühen Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts die Wohlfahrtsanstalten der Bayer AG: Das Erholungshaus, das Wöchnerinnenheim die Haushaltungsschule und eine Gartenbauschule. Er ist eingebettet und gehört zum denkmalgeschützten Ensemble der Kolonie II (Bayer). Der Park gehört zu den Liegenschaften der Bayer AG.
Der Hindenburg-Park in der Kolonie III ist als Park mit Ehrenhain angelegt worden. Er ist achsensymetrisch angelegt und bietet eine Ansammlung unterschiedlichster Eichenarten – von der amerikanischen Roteiche bis zur immergrünen, mediterranen Eiche. Gerade wurde der Park vom Fachbereich Stadtgrün neu gestaltet und grundlegend saniert: Die wassergebundenen Wege wurde neu aufgebaut, neue Sitzplätze geschaffen, die bestehende Pflanzung ausgelichtet und neu mit Blütensträuchern bepflanzt.


Ort aus dem Stadtführer: Dhünn, Tillmanns-Park, Regionale 2010, Schlebusch
Denkmäler aus dem Artikel: Kolonie III, Kolonie II, Villa Rhodius
Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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