Es bleibt dabei: Wenn die beiden Bundesliga-Urgesteine Bayer Leverkusen und HC Leipzig aufeinandertreffen, ist das keine Sache für schwache Nerven. Das war auch an diesem Sonntag in der Smidt-Arena nicht anders. Nach verschlafenem Start, großer Aufholjagd und Emotionen pur auf der Platte und auf den Rängen hatte der HC Leipzig am vierten Spieltag der Meisterrunde mit 27:25 (13:11) das bessere Ende für sich. In der Tabelle fielen die Elfen durch die Niederlage auf den vierten Platz zurück, nun gilt es, am kommenden Samstag (19.30 Uhr) gegen die TuSsies Metzingen den dritten Platz zurückzuerobern. "Ein Sieg ist Pflicht", sagte Trainerin Heike Ahlgrimm, die sich für die schwache Anfangsphase ihrer Mannschaft entschuldigte: "1:7 nach elf Minuten - das darf uns einfach nicht passieren."
Wenn es den Begfiff "Fehlstart" nicht schon gäbe, die Elfen hätten ihn im Spiel gegen Leipzig ganz sicher erfunden. 0:1, 0:2, 0:3, 0:5, 0:5 - erst in der zehnten Minute gelang Marlene Zapf der erste Treffer für die Gastgeberinnen, die bis dahin dem schwindelerregenden Tempospiel der Leipzigerinnen nur atemlos zuschauen konnten. Angetrieben von Karolina Kudlacz und Maura Visser spielte Leipzig sich in einen wahren Rausch, erst nach einer Viertelstunde waren die Elfen auf der Höhe des Geschehens. 4:8, 5:8, 6:8 - in der 18. Minute sah die Elfen-Welt schon wieder deutlich freundlicher aus. "Ab da waren wir im Spiel", sagte Ahlgrimm. Die Abwehr packte solide zu, allerdings wollte vor dem Leipziger Tor nicht allzu viel gelingen. Dass Leipzig vor 1500 Zuschauern dennoch nicht mehr enteilte, war nicht zuletzt Natalie Hagel im Tor der Elfen zu verdanken. Sie entschärfte ein ums andere Mal die Würfe des starken Leipziger Rückraums, in dem allerdings WM-Toptorjägerin Susann Müller weitgehend blass blieb. Die Linkshänderin, die nach der Saison zum ungarischen Spitzenklub Györi Eto wechselt, wurde von der Elfen-Abwehr gut kontrolliert und erzielte insgesamt nur zwei Tore aus dem Feld.
In der zweiten Hälfte blieben die Elfen immer in Schlagdistanz, erstmals erzielte die klug Regie führende Ruta Latakaite-Willig in der 42. Minute den Ausgleich zum 17:17, danach waren die Gastgeberinnen auch beim 20:20 durch Anna Seidel (46.) und dem 21:21 durch Naiara Egozkue Extremado (48.) dran, doch der Führungstreffer wollte einfach nicht fallen. In den letzten 90 Sekunden stellte Heike Ahlgrimm auf offene Manndeckung um, aber Leipzig brachte den Sieg mit viel Cleverness über die Zeit. "Wir sind heilfroh, dass wir hier gewonnen haben", sagte der junge Leipziger Trainer Max Berthold, "wir wissen, wie schwer es gegen Leverkusen ist, und wir haben auch im Hinblick auf das Final Four wieder einige Erkenntnisse gewonnen." Beim Final Four am letzten April-Wochenende in Leipzig könnte es im Endspiel erneut zu einem Duell der beiden Traditionsteams kommen, auch wenn beide Trainer daran noch keinen Gedanken verschwenden. Verständlich, immerhin haben beide zunächst ein schweres Halbfinale zu bestehen. Die Elfen treffen am 26. April in der Arena Leipzig auf die HSG Blomberg-Lippe, der HCL hat es mit dem Buxtehuder SV zu tun.