Irgendwann öffneten die Elfen ihre Zauberschule, und die Spielerinnen der HSG Bensheim/Auerbach standen staunend daneben. Spielzüge wie aus dem Lehrbuch, schöne Tricks, sehenswerte Spielzüge - das 34:17 (19:10) der Leverkusener Handballerinnen gegen den hoffnungslos überforderten Aufsteiger hätte durchaus noch wesentlich höher ausfallen können. Vorne zauberte Kim Naidzinavicius, mit ihren 22 Jahren eine Leistungsträgerin allererster Klasse, und hinten im Tor stand Natalie Hagel - als sie sechs Minuten vor dem Ende den Platz für Junioren-Keeperin Vanessa Gerken räumte, strahlte die Nummer eins der Elfen nach einer abermals fantastischen Leistung über das ganze Gesicht.
Die Elfen drücken diesem Handballjahr 2014 ihren Stempel auf. Bisher hat es nur der Thüringer HC geschafft, der "Macht vom Rhein" beide Punkte abzunehmen - wofür sich die Elfen bekanntlich im DHB-Pokal eindrucksvoll revanchierten. Die Partie gegen Bensheim war fast ein lockeres Trainingsspiel, in dessen Anfangsphase Naiara Extremado anscheinend irgendeine Wette mit sich selbst abgeschlossen hatte. Die temperamentvolle Spanierin warf von Linksaußen Tor um Tor, zwischen der achten und der 13. Minuten gehörten alle Elfen-Treffer vom 6:3 bis zum 10:5 ihr allein. Es war ein Unterschied von mindestens einer Klasse, in der 24. Minute ging Bensheims Torhüterin Melanie Veith völlig entnervt von der Platte: Bis dahin hatte sie schon 16 Treffer kassiert, und Pauline Radke erging es nicht viel besser. "Ich bin enttäuscht", sagte Bensheims Trainer Joachim Rath: "Mir war klar, dass wir hier nicht gewinnen würden, aber es kommt immer darauf an, wie man sich in eine Niederlage ergibt."
Elfen-Trainerin Heike Ahlgrimm erkannte sehr bald, dass es an der Zeit war, die Kräfte ihres Stammpersonals für das schwere Europacup-Wochenende im russischen Astrachan zu schonen. Die zweite Reihe spielte sich warm, Jenny Jörgens, Renee Verschuren, Pia Adams, sie alle bekamen ihre Chance und griffen zu. Auch als Nai Extremado, Anne Jochin, Kapitän Desiree Comans und Denisa Glankovicova auf der Bank saßen, kam kein nennenswerter Bruch ins Spiel der Gastgeberinnen. Dafür sorgte vor allem die überragende Kim Naidzinavicius, die ihre Nebenleute mit grandiosen Anspielen in Szene setzte und gelegentlich mit einem ihrer unwiderstehlichen Stemmwürfe den Ball zentimetergenau ins Eck des Bensheimer Tores hämmerte. Die wenigen Chancen der Gäste machte Natalie Hagel zunichte - und als sie irgendwann zum x-ten Mal gegen eine frei vor ihr auftauchende Gegnerin pariert hatte, riss sie stolz beide Fäuste nach oben - Rocky lässt grüßen. Am Ende hatten sich alle Elfen-Spielerinnen in die Torschützenliste eingetragen, allen voran Nai Extremado mit neun und Kim Naidzinavicius mit sechs Toren.
Es geht im schnellen Tempo weiter für die Elfen, nach dem anstrengenden Russland-Trip mit zwei schweren Spielen zur ungewohnten Anwurfzeit von 12.00 Uhr MEZ steht am Wochenende darauf der Auftakt der Meisterrunde gegen den VfL Oldenburg an. Anwurf in der Smidt-Arena ist am 9. März um 15.00 Uhr, genau 24 Stunden zuvor, am 8. März um 15.00 Uhr, bestreitet das Juniorteam sein Viertelfinale-Hinspiel in der Jugend-Bundesliga gegen den HC Leipzig. Die Saison ist noch lang. Es darf gezaubert werden.