Saltigo feiert: 50 Jahre Chemie vom Feinsten

Fünf Dekaden Zentrales Technikum Organisch (ZeTO) in Leverkusen
60 Mio. Euro-Investitionsprogramm erfolgreich abgeschlossen Kapazitätserweiterung durch zwei neue Mehrzweck-Produktionslinien
Zehn neue Mitarbeiter verstärken die ZeTO-Mannschaft

Archivmeldung aus dem Jahr 2017
Veröffentlicht: 29.11.2017 // Quelle: Saltigo

Die Saltigo GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Spezialchemie-Konzerns LANXESS, hat im November 2017 gleich doppelt Grund zu feiern. Das Zentrale Technikum Organisch (ZeTO) des Exklusivsynthese-Spezialisten am Standort Leverkusen blickt auf 50 Betriebsjahre zurück. Das ZeTO macht rund ein Fünftel der Gesamtkapazität von Saltigo aus und nimmt mit seinen rund 220 Mitarbeitern schon wegen seiner Vielseitigkeit eine Sonderstellung ein. Passend zu diesem Jubiläum wurde zeitgleich das 2015 begonnene, umfangreiche Ausbau- und Modernisierungsprojekt abgeschlossen.

Rund 60 Millionen Euro wurden dabei am Standort Leverkusen investiert, vorrangig in zwei neue Mehrzweck-Produktionslinien des ZeTO und in den Aufbau eines benachbarten Tankcontainer-Lagers. In diesem neuen Aktiv-Containerlager sind bis zu 16 Stellplätze verfügbar.

„Allein in den elf Jahren, die Saltigo inzwischen besteht, flossen insgesamt fast 300 Millionen Euro als Investitionen in das integrierte Produktionsnetzwerk am Standort Leverkusen, davon mehr als ein Drittel ins ZeTO“, sagt LANXESS-Vorstandsmitglied Dr. Hubert Fink.

Saltigo-Geschäftsführer Dr. Torsten Derr freut sich über bereits gut gefüllte Auftragsbücher für die neuen Produktionslinien. „Schon ab Januar 2018 werden wir in den neuen Anlagen produzieren. Die zusätzlichen Kapazitäten kommen genau zum richtigen Zeitpunkt – exakt im Termin- und Kostenrahmen, den wir uns gesetzt haben“, sagt er.

Das gesamte Reaktorvolumen im ZeTO liegt nach dem Ausbau bei 470 Kubikmetern. Der größte der insgesamt 75 Rührwerkskessel fasst dabei 16 Kubikmeter. Die Kapazitäten zur Feststoffisolierung sind ebenfalls signifikant ausgebaut worden.

Auch nach 50 Jahren hoch modern
Auch 50 Jahre nach seiner Fertigstellung im Jahre 1967 ist das ZeTO nach wie vor eine der weltweit modernsten und flexibelsten Mehrzweck-Produktionseinrichtungen für Feinchemikalien. Um das sicher zu stellen, wurde im ZeTO kontinuierlich investiert. Auch künftig wird den Fortschritten Rechnung getragen, die Synthesechemie, aber auch Verfahrenstechnik und Prozessautomatisierung kontinuierlich machen. „Wir bringen unsere stets aktuelle Anlagenbasis und all unsere Erfahrung in jedes neue Projekt, in neu entwickelte und verbesserte Produktionsprozesse ein, nicht zuletzt dank unserer hoch motivierten, gut aus- und kontinuierlich fortgebildeten Mitarbeiter“, sagt ZeTO-Betriebsleiter Dr. Boris E. Bosch.

Uwe Richrath, Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen, betont: „Seit 50 Jahren verwandelt das ‚Zentrale Technikum Organisch‘ von Saltigo, kurz ZeTO, die Wünsche der Kunden in chemische Formeln, Verfahrenstechnologie und Produkte. Das ZeTO gab es schon lange bevor der Firmenname ‚Saltigo‘ eingetragen war. Das verbindet es mit Leverkusen, denn unsere Stadt trug ihren heutigen Namen auch nicht von Anfang an. Mit dem Ausbau des ZeTO und der jüngsten Investition von 60 Millionen Euro setzt Saltigo weiter auf eine nachhaltige Standortpolitik in einem globalen Wettbewerb.“

Bekenntnis zum Standort
Saltigo steht mit seinen beiden Produktionsstätten in Leverkusen und Dormagen für ein starkes Bekenntnis zum Standort Deutschland. „Die Herkunftsbezeichnung ‚Made in Germany’ hat gerade in Zeiten der Konkurrenz aus Asien wieder einen geschätzten Klang im Custom Manufacturing. Das gilt ganz besonders in den regulierten Industrien, wo Qualität, Termin- und Kostentreue über den Erfolg am Markt entscheiden“, erläutert Derr.

Das kontinuierliche Engagement des Unternehmens für Stadt und Region zeigt sich aber nicht nur in Anlageninvestitionen. Saltigo nimmt auch seine Rolle als Ausbildungsstätte für den Nachwuchs sehr ernst. „Wir können es uns gar nicht leisten, das Potenzial, das uns der Nachwuchs erschließt, ungenutzt zu lassen“, betont Derr. Natürlich profitieren auch junge Menschen von dieser Einstellung des Unternehmens. So wurden bereits sieben der insgesamt zehn neu entstandenen Arbeitsplätze im ZeTO mit Ausbildungsabsolventen aus dem eigenen Haus besetzt. Drei weitere Mitarbeiter werden Anfang 2018 hinzukommen.

Saltigo – eine Erfolgsgeschichte
Als Saltigo im Jahre 2006 gegründet wurde, stand der Neubeginn vor allem im Zeichen einer Restrukturierung des Geschäfts. Schon zwei Jahre später schaltete das Unternehmen dann wieder auf Wachstum. Heute beschäftigt Saltigo rund 1.200 Mitarbeiter und bearbeitet jährlich rund 150 Projekte für Kunden in aller Welt. Die Exklusivsynthese agrochemischer Wirkstoffe und Zwischenprodukte hat sich zum wichtigsten Betätigungsfeld entwickelt. Die Kunden benötigen oft jährlich mehrere Tausend Tonnen solcher Substanzen. Außerdem produziert Saltigo pharmazeutische Wirkstoffe und Zwischenprodukte sowie eine breite Palette von Feinchemikalien, darunter auch diverse nicht exklusiv hergestellte Synthesebausteine. Das bekannteste ist das Insektenrepellent Icaridin, das unter dem Markennamen Saltidin vertrieben wird. Es ist die Wirkkomponente von Insektenabwehrmitteln zahlreicher namhafter Hersteller.

„Um wie Saltigo auf dem Gebiet der Exklusivsynthese in der ersten Liga zu spielen, muss sich ein Unternehmen flexibel und zielsicher den sich dynamisch verändernden Kundenerwartungen und Marktgegebenheiten anpassen. Das ist eine Grundvoraussetzung gerade im Custom Manufacturing. Saltigo ist diese Aufgabe von Anfang an entschlossen angegangen und hat sie erfolgreich bewältigt. Und das ZeTO hat sicher maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg“, betont Vorstandsmitglied Fink.



Das ZeTO heute
Zahlen & Fakten (2017)
• 14.500 m2 Produktions- und Laborflächen in zwei Gebäudeteilen
• 10 Produktionsbühnen
• 220 Mitarbeiter, davon 25 promovierte Chemiker, Ingenieure und technische Meister und 15-20 Auszubildende
• Etwa 50 verschiedene Produkte pro Jahr, die Hälfte davon erstmals im größeren Maßstab synthetisiert
• 50 Jahre Erfahrung auf fast allen Gebieten der organischen Chemie, rund 7.000 dokumentierte Betriebsvorschriften
• 75 Reaktoren von 250 Liter bis 16 m3
• Produktionsmengen zwischen einigen Hundert Kilogramm/Jahr bis zu mehreren Tausend Tonnen/Jahr
• Eigene Abluftverbrennung
• Zentral überwachte und gesteuerte Abwasserströme mit Pufferbehältern
• Geschlossene Kühlwasser- und Solekreisläufe
• Sonderraumtechnologie für die sichere Handhabung von Gefahrstoffen
• Betriebsgenehmigung für den Einsatz nahezu aller chemischen Substanzen und Prozesse – zu den wenigen Ausnahmen gehören Arbeiten mit radioaktiven Stoffen und genetisch veränderten Organismen

Technologie-Portfolio
Wesentliche Basiskompetenz:

• Aminierung
• Cyanierung
• Halogenierungen (Chlorierung, Bromierung, Fluorierung)
• (Friedel-Crafts)-Alkylierung und -acylierung
• Methylierung
• Nitrierung
• Oxidation
• Reduktion (speziell Hydrierung)

Spezialkompetenz:
• Handhabung von karzinogenen Verbindungen,
• Synthese von Fluoraromaten (Halex-Verfahren)

Tieftemperaturreaktionen:
• Maßstab bis 12 m3, bis -100 °C

Metallorganische Reagenzien:
• Herstellung und Einsatz von Grignard- und Alkyllithium-Verbindungen (Kampagnengröße bis zu mehr als 1.000 t/Jahr)
• Reduktion mit komplexen Hydriden

Homogene Katalyse:
• α-Keton-Arylierung
• Arylether-Synthese
• (Asymmetrische) Hydrierungen
• Carbonylierungen mit Kohlenmonoxid (Oxo-Synthese)
• Entwicklung und Synthese spezialisierter Ligandensysteme für Übergangsmetall-katalysierte Kupplungsreaktionen
• Enzymatische Reaktionen (Lipasen, Hydrolasen etc.)
• Übergangsmetall-katalysierte Kupplungsreaktionen (Heck-, Suzuki-, Sonogashira-Reaktionen, Buchwald-Hartwig-Aminierung)



Zentrales Technikum Organisch – ZeTO:
Von den Anfängen bis heute

Die Geschichte des Zentralen Technikums Organisch (kurz: ZeTO) begann im Jahre 1964 mit der Bewilligung eines Budgets von 40 Millionen DM, was inflationsbereinigt einem heutigen Wert von etwa 80 Millionen Euro entspricht. Für damalige Verhältnisse war das eine bemerkenswert hohe Investition – und eine Entscheidung mit unternehmerischem Weitblick, wie sich in den folgenden Jahrzehnten zeigen sollte.
Der Ursprung des ZeTO ist allerdings deutlich älter: Bereits 1923 wurde in Leverkusen der TRW (Technischer Raum Wissenschaftlich) eingerichtet, der eine Brücke zwischen Labor und Betrieb spannen sollte. Dieser Übergang vom Glaskolben im Labor zu einem stählernen Reaktionskessel oder einer kontinuierlichen Produktionsanlage erfordert dabei die intensive Zusammenarbeit von Chemikern, Verfahrens- und Prozesstechnikern sowie in heutiger Zeit auch Automatisierungsspezialisten.

Das ZeTO: Kontinuierlich im Wandel
Entsprechend der Projektplanung der damaligen Abteilung Zwischenprodukte (ZW) sollte am Standort Leverkusen Mitte der 1960er Jahre ein zweiteiliges Gebäude mit Entwicklungs-, Pilotierungs- und Produktionseinrichtungen für Chemikalien aller Art entstehen. Nach Erteilung der Baugenehmigung im September 1964 wurde der westliche Gebäudeteil temingerecht Ende 1966 fertig gestellt. Im Herbst 1967 nahm dieses ZeTO I den Betrieb auf, der neue Name ZeTO löste auch offiziell die frühere Bezeichnung TRW ab. Das östliche Teilgebäude, ZeTO II, wurde im März 1969 in Betrieb genommen. Hier war zu Anfang vor allem die Erst-, Klein- sowie eine so genannte Aushilfsproduktion für zeitweilig voll auslastete, reguläre Produktionsbetriebe beheimatet.
Bereits in den Folgejahren flossen erneut mehrere Millionen DM in den weiteren Ausbau des ZeTO, der 1974 vorläufig abgeschlossen war.
1979 wurde dem ZeTO eine deutlich umfassendere Betriebsgenehmigung erteilt, die so genannte ZeTO-Konzession, auf deren Basis dort nahezu alle chemischen Substanzen und Prozesse eingesetzt werden durften. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Arbeiten mit radioaktiven Stoffen und genetisch veränderten Organismen.
1980 wurde auch eine erste Messwarte im dritten Obergeschoss des ZeTO II eingerichtet, erste Computer hielten Einzug, später dann auch elektronische Leit- und Rezeptsteuerungssysteme.
Zu Beginn der 1980er Jahre wurden die anfangs erheblichen Ausbaureserven im ZeTO II nach und nach genutzt, weitere Kessel wurden installiert, so dass schließlich insgesamt mehr als 200 Reaktoren mit einem Gesamtvolumen von etwa 400 Kubikmetern zur Verfügung standen. Eine wesentliche Aufgabe des ZeTO in der damaligen Zeit war die Entwicklung und Pilotierung von kontinuierlichen und diskontinuierlichen Produktionsverfahren, die dann in anderen Teilen des Standorts und des Unternehmens für die Produktion im großen Maßstab genutzt wurden.
Dazu gehören beispielsweise Verfahren zur Herstellung von Ionenaustauschern, Farbstoffkomponenten, Bioziden, thermoplastischen Kunststoffen und Komponenten für die Herstellung von Polyurethan-Schaumstoff- und Lackrohstoffen sowie von zahlreichen Vorstufen und Wirkstoffen für Pflanzenschutzmittel und Pharmazeutika.
Ende der 1980er Jahre wurde das ZeTO erneut ausgebaut und umfassend modernisiert. So wurde es mit einer zentralen Abluftverbrennungsanlage (TAR – Thermische Abluftreinigung) ausgestattet. Die zentralen Messwarten im Erdgeschoss beider Gebäudeteile nahmen den Betrieb auf und ermöglichten die effiziente und sichere Überwachung sowie Steuerung der vielfältigen, inzwischen bereits hoch automatisierten Prozesse. 1992 ging die Mehrzweckanlage MZA2 in Betrieb.
Wiederum etwa zehn Jahre später folgte ein weiteres umfassendes Modernisierungsprogramm. In den Jahren 1998 bis 2003 wurde umfangreich ins ZeTO investiert. In diesem Rahmen wurden unter anderem die Pharma-Vielzweckanlage VZA2 und die beiden Mehrzweckanlagen MZA1 und MZA3 für die Produktion von Substanzen unter cGMP-Bedingungen (Current Good Manufacturing Practice) modernisiert bzw. neu errichtet und mehrere Reinraumabfüllungen installiert. Außerdem wurde eine Hochleistungs-Kühlanlage in Betrieb genommen, um der steigenden Nachfrage nach speziell metallorganischen Reaktionsschritten bei tiefen Temperaturen bis hinab zu -100 °C entsprechen zu können. Auch ein auf die Produktion von Kilogramm-Mengen ausgerichtetes Technikum (Kilolabor) und eine SMB-Anlage (Simulated Moving Bed) zur chromatografischen Enantiomerentrennung standen nun zur Verfügung.

Saltigo baut das ZeTO weiter aus
In den Jahren 2008 bis 2011 wurden am Standort Leverkusen für insgesamt rund 50 Millionen Euro diverse Anlagen zur Produktion von Agrochemikalien ausgebaut, um deren Kapazität den Kundenanforderungen anzupassen. Ein kleinerer Teil dieser Investitionen floss auch ins ZeTO.
Das aktuelle, Ende 2015 begonnene Ausbau- und Modernisierungsprogramm wurde exakt im geplanten Termin- und Kostenrahmen abgeschlossen. Zwischen 2015 und 2017 investierte Saltigo dafür am Standort Leverkusen rund 60 Millionen Euro, vorrangig im ZeTO. Dort entstanden zwei neue, großvolumige Mehrzweck-Produktionslinien mit Rührkesseln von bis zu 16 Kubikmetern Fassungsvermögen. Das gesamte Reaktorvolumen im ZeTO liegt jetzt bei 470 Kubikmetern.
Die beiden neuen Produktionslinien sollen in erster Linie der Herstellung von Feststoffen für die agrochemische Industrie dienen. Sie sind daher zur Isolierung dieser Feststoffe mit einer rund 20 Tonnen schweren Filternutsche mit acht Quadratmetern Filterfläche bzw. einer Zentrifuge ausgerüstet. Beide Apparate bestehen aus der hoch korrosionsbeständigen Nickel-Basislegierung Hastelloy und werden jeweils in Kombination mit einem Trockner betrieben. Damit vergrößert sich die Kapazität des ZeTO zur Feststoffisolierung signifikant.
Nach Abschluss der Inbetriebnahme wird Anfang 2018 in den beiden neuen Produktionslinien mit der Herstellung von Wirkstoffen und Zwischenprodukten für Agrochemie-Kunden begonnen.
Außerdem wurde das im ZeTO vorhandene Tanklager um ein aktives Containerlager erweitert. Dort sind bis zu 16 Tankcontainer-Stellplätze verfügbar. Die abgestellten Container können über so genannte Rohrbahnhöfe und eine Rohrbrücke direkt mit den Produktionsanlagen im ZeTO und in der angrenzenden Plant 4 verbunden werden. So kann die Versorgung mit Rohstoffen und Lösemitteln sehr effizient und flexibel erfolgen.
Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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