Unser Dorf soll schöner werden

von Klaus Chatten, Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel

Archivmeldung aus dem Jahr 2001
Veröffentlicht: 12.09.2001 // Quelle: Stadtverwaltung

Hubert Fängewisch, pensionierter Bergmann, 66 Jahre alt, sinniert beim Fußbad vor dem Fernseher über sein Leben, alkoholbefeuert und begeistert, niedergeschlagen und wütend, selbstgerecht und auftrumpfend beschränkt. Sein Stolz ist brutal, seine scheinbar vernünftigen, nützlichen Vorschläge enden in Gewaltsamkeit, die Erziehung seines Sohnes misslingt. Ein Leben lang wächst die Abstumpfung, immer deutlicher regiert Unterbewusstes, immer mehr wuchert der Ausgang ins Freie zu.
Klaus Chatten beschreibt einen Kerl, der stets seinen Mann gestanden hat, im Krieg und im Bergwerk, im Dorf und bei seinen vielen Freizeitbeschäftigungen. Dieser Mann weiß nicht, dass er Nationalist ist, dass sein Sohn Nazi und Terrorist wird. Er hält sein Leben für normal, sauber und angemessen. „Manchmal denksse / du bis nach Strich und Faden beschissen worden / Lass mich bloß nich rauskriegen von wem.“
Chatten hat mit dieser eindringlichen Milieustudie einen Monolog geschrieben, in dem der ewige Besserwisser Bescheid gibt. Die Dumpfheit seiner Lebensgestaltung beruht nicht auf Dummheit, Talentlosigkeit, Faulheit, sondern auf abgestorbener Sensibilität, auf gewollter Anpassung an das Zuträgliche. Chatten schildert diese Mentalität ambivalent und frei von Rechtschaffenheitseifer - das Mitgefühl, das Fängewisch anderen verweigert, bleibt trotz aller Abscheu bestehen.
In der Inszenierung von Andreas Hänsel und einer Produktion des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel spielt der Autor selber.
Mo 17.09., 19.30 h, Forum (Studio)


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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