Die Rheinbrücke im Zuge der Autobahn 1 bei Leverkusen ist seit heute Nacht erneut für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt. Die Sperrung in beiden Fahrtrichtungen war nach Aussagen des NRW-Verkehrsministers Michael Groschek notwendig, da die laufende Überwachung Hinweise auf neue, ernst zu nehmende Schäden an der Brücke gegeben habe. Durch die Ablastung sollen die Schwingungen der Brücke reduziert und damit eine Ausweitung der Schäden verhindert werden. Die Reparaturarbeiten werden mindestens drei Monate dauern.
Bei den jetzt beobachteten Schäden handelt es sich um einen neuen Typus von Rissen in den Seilkammern. Dabei besteht die Gefahr eines reißverschlussartigen Versagens der Schweißnähte. Solange das Schadensausmaß nicht vollständig bekannt und die erforderliche Notverstärkung nicht abgeschlossen ist, können vorhandene Risse weitere Schäden auslösen und dadurch weitere Schweißnähte aufbrechen. Dann könnten die Seilkräfte nicht mehr aufgenommen werden und die Standsicherheit des Bauwerks wäre gefährdet.
Verkehrsminister Groschek appellierte daher an die Speditionen: "Nehmen Sie das Fahrverbot für Lkw unbedingt ernst. Es ist keine Lappalie, die Brücke in dieser Situation weiteren unvertretbaren Belastungen auszusetzen. Wer mit zu viel Gewicht über die Brücke fährt, gefährdet das Bauwerk erheblich." Zurzeit sind vier Blitzanlagen zur Überwachung des Tempolimits von 60 kmh auf der Brücke fest installiert. Polizei und Kommunen arbeiten daran, Anlagen zur Gewichtserfassung der Fahrzeuge zu installieren. Ein Verstoß gegen die Gewichtsbeschränkung kostet zurzeit 75 Euro.
Um weitere geplante Baumaßnahmen und Verkehrseinschränkungen angesichts der neuen Situation auf dem Kölner Ring zu koordinieren, hat die Bezirksregierung Köln kurzfristig alle Beteiligten zu einer Baustellenkoordinierungskonferenz (18.06. um 10 Uhr) einladen. Am 25. Juni findet zudem in Leverkusen ein Informationsabend von Straßen.NRW für alle interessierten Bürger zur Planung des A1-Brückenneubaus statt.
Schadendiagnose
Die neuen Schäden betreffen Schweißnahtrisse in einer Seilkammer im Einleitungsbereich der Seilkräfte. Die Rheinbrücke ist eine Schrägseilbrücke. Die Seile tragen die größte Last des Bauwerks. Die Seilenden sind in Kammern verankert. Festgestellt wurde ein Risswachstum mehrerer bekannter Risse (zwischen 20 mm und 60 mm) innerhalb einer Woche. Die Risse sind durch den vorhandenen Korrosionsschutz (Beschichtung mit Bleimennige) verdeckt und nicht visuell erkennbar. Auch zerstörungsfreie Prüfverfahren (Wirbelstromverfahren) zeigen aufgrund der elastischen Beschichtung kein Risssignal.
Bisher sind nur eine Seilkammer und auch nur ein Teil der vorhandenen Schweißnähte geprüft. Die Prüfung durch Magnetpulververfahren und Inaugenscheinnahme ist nur nach Entfernen der Beschichtung möglich.
Weiteres Vorgehen:
Die Instandsetzung der Nähte durch Nachschweißen ist nicht ohne weitere Schädigung der vorhandenen Konstruktion machbar. Die Seilkräfte und Schweißeigenspannungen überlagern sich. Das kann zu einer weitergehenden Schädigung führen. Daher kommt für die Notinstandsetzung der insgesamt acht Seilkammern nur eine zusätzliche Befestigung durch Schraubverbindungen in Frage.