Mit der Schluss-Sirene übernahmen Bayers Handballerinnen akustisch die sonst für ihre packende Stimmung bekannte „Hölle Nord“ in Buxtehude. Die lautstarke Unterstützung der Heimfans während der Partie ging nahtlos über in die stimmgewaltige Feier der Elfen. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, hallte es unüberhörbar durch die Spielstätte. Die Leverkusenerinnen hatten allen Grund, vergnügt im Kreis hüpfend ihre Freude in die Welt hinaus zu schreien. Denn mit dem 24:22 (11:12)-Erfolg beim Buxtehuder SV hatten sie soeben ein ebenso packendes wie heiß umkämpftes Duell knapp für sich entschieden.
„Wir sind wirklich sehr froh über die Punkte“, sagte Elfen-Coach Robert Nijdam. Er war ehrlich genug, einzugestehen, dass dazu neben Moral und Einsatz auch eine gehörige Portion Glück vonnöten war. Wie sich die Gastgeberinnen trotz zahlreicher Ausfälle - wegen Schwangerschaften, Verletzungen und ganz aktuell einer Mittelohrentzündung der Ex-Leverkusenerin Annika Lott - präsentierten, nötigte Nijdam reichlich Respekt ab. „Sie haben uns das Leben sehr schwer gemacht“, lobte er den starken Gegner.
Ihre liebe Mühe und Not hatten die Elfen insbesondere im ersten Durchgang und dort vor allem offensiv. In den 30 Minuten bis zur Pause zählte Nijdam zu seinem Verdruss gleich acht technische Fehler und zwölf vergebene Würfe. Und genau an diesen Zahlen machte er auch fest, dass der Erfolg am Ende glücklich ausgefallen ist. „Das sind 20 nicht genutzte Angriffe. Und es ist ein hartes Stück Arbeit, diese verpassten Chancen wieder gut zu machen“, betonte der Trainer.
Leisteten sich die Elfen in der Vorwärtsbewegung einige Unzulänglichkeiten, die der emotionalen Atmosphäre und dem temporeichen, mitunter etwas hektischen Spiel geschuldet waren, überzeugten sie in der Defensive wieder einmal. „Bayer hat unser Spiel sehr gut gelesen“, gab BSV-Coach Dirk Leun zu. Der Sieg der Gäste sei möglicherweise knapp und glücklich gewesen, aber nicht unverdient: „Am Ende zählen die Tore - und da hat Leverkusen zwei mehr geworfen.“
Aus dem defensiv über die gesamte Spielzeit überzeugenden und offensiv nach dem Seitenwechsel stark verbesserten Kollektiv mochte sein Gegenüber Robert Nijdam keine Spielerin herausheben. „Wir waren eine starke Einheit“, begründete er diesen Schritt. Angeboten für ein Sonderlob hätten sich beispielsweise die beste Elfen-Schützin Prudence Kinlend (5 Tore) oder Keeperin Vanessa Fehr, die 15 Paraden zeigte und in der Schlussphase bei zwei Siebenmetern triumphierte (einer gehalten, einer ans Aluminium).
Weiter geht es für Nijdam und seine Schützlinge in der Liga, wo sie nach dem Sieg in Buxtehude vorübergehend sogar Tabellenführer waren, am Sonntag mit einem Heimspiel gegen den Meister und Titelfavoriten Bietigheim.