Aktionsplan "Niedrigwasser Rhein" mit Bundesminister Scheuer unterzeichnet: Rhein als Lebensader der Niederrhein-Standorte soll gestärkt werden

Aktionsplan von Bundesverkehrsministerium und Industrie / Lösungen für Standortsicherung bei Niedrigwasser-Phasen wie 2018
Covestro begrüßt vorgestellten "8-Punkte-Plan" und leistet Beitrag

Archivmeldung aus dem Jahr 2019
Veröffentlicht: 04.07.2019 // Quelle: Covestro

Der Rhein soll trotz klimatischer Veränderungen ein zuverlässig kalkulierbarer Transportweg bleiben. Welche Schritte dazu notwendig sind, stellten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Industrievertreter heute in Köln mit dem Aktionsplan "Niedrigwasser Rhein" mit acht Maßnahmen vor. Covestro-Produktionsvorstand Dr. Klaus Schäfer gehörte wie Lanxess-Vorstand Rainier van Roessel zu den Unterzeichnern und begrüßte den Schritt. Für die Standorte in Nordrhein-Westfalen ist der zuverlässige Transport auf dem Rhein von besonderer Bedeutung. Die lange Niedrigwasserphase 2018 stellte Covestro und andere Unternehmen vor größere Schwierigkeiten und führte zu Produktionsausfällen.

"Der Rhein ist eine Lebensader für unsere Standorte. Daher ist der heute vereinbarte Plan mit acht definierten Aktionspunkten ein wichtiges Zeichen der Politik und der Industrie, gemeinsam an langfristigen Lösungen zu arbeiten", meinte Schäfer mit Blick auf die Bedeutung des Rheins. "Wir sind grundsätzlich auf witterungsbedingte Einschränkungen eingestellt, aber extreme Ereignisse wie 2018 sind nur bedingt durch kurzfristige Verkehrsverlagerung und erweiterte Lagerkapazitäten zu überbrücken." Dementsprechend stark war der Konzern von dem lang anhaltenden Niedrigwasser im vergangenen Jahr betroffen. Durch eine Drosselung der Produktion und höhere Transportkosten entstanden Verluste im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Weitere Zahlen untermauern die Bedeutung der Binnenschifffahrt für Covestro:
Rund 75 Prozent der Rohstoffe erreichen die drei Niederrhein-Standorte in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen per Binnenschiff. Jährlich werden bei Covestro in NRW rund 2800 Binnenschiffe ent- und beladen. Ein Binnenschiff ersetzt dabei durchschnittlich etwa 60 LKW oder 25 Bahnkesselwagen. Nur teilweise ist eine Verlagerung auf Straße oder Schiene möglich und aus ökonomischen sowie ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll.

Zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen schaffen
"Wir unterstützen den gemeinsamen Aktionsplan und werden aktiv daran mitarbeiten, den Rhein als Transportweg zu stärken. Das Binnenschiff als leistungsfähiges und umweltschonendes Verkehrsmittel wird für uns eine zentrale Bedeutung behalten", erklärte Schäfer weiter. So prüft Covestro etwa, ob verstärkt so genannte Flachbodenschiffe eingesetzt und zusätzliche Tankkapazitäten geschaffen werden könnten. Eine weitere Möglichkeit: Die Schiffsbeladungen bzw. -entladungen könnten durch höhere Pumpraten beschleunigt werden, um so eine höhere Schiffsfrequenz an den Anlegern in Niedrigwasserphasen zu erreichen.

Der Aktionsplan enthält acht kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen in verschiedenen Bereichen. So sollen beispielweise die Wasserstandsvorhersage verbessert und neue Transportkonzepte mit Schiffstypen entwickelt werden, die für Niedrigwasser besser geeignet sind. Zentrales Handlungsfeld ist außerdem die Abladeoptimierung am Mittelrhein, die nun schneller vorangetrieben werden soll.



Sicht des VCI:
Niedrigwasser im Rhein: Bundesverkehrsminister stellt mit Industrie „8-Punkte-Plan“ vor
Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel

Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mit Vertretern verschiedener auf die Binnenschifffahrt angewiesener Industriesektoren sowie des Binnenschifffahrtsgewerbes einen „8-Punkte-Plan“ erarbeitet ++ Ziel: Zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen am Rhein auch bei extremem Niedrigwasser ++ Damit soll eine ähnlich kritische Situation wie im Jahr 2018 vermieden werden.

Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mit Vertretern der Stahl-, Chemie- und Mineralölindustrie, den Produzenten mineralischer Massenrohstoffe und des Binnenschifffahrtsgewerbes einen „8-Punkte-Plan“ erarbeitet. Das Ziel ist, zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen am Rhein bei extremem Niedrigwasser sicherzustellen. Der Rhein ist einer der wichtigsten Transportwege in Deutschland – sechs der zehn größten deutschen Binnenhäfen liegen an diesem Wasserweg.

Zum „8-Punkte-Plan“ sagt Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI): „Damit ist ein guter Anfang gemacht, um bei langen und ungewöhnlich niedrigen Wasserständen des Rheins Transportausfälle zu verkürzen. Jetzt kommt es vor allem darauf an, diese Maßnahmen zügig umzusetzen. Die Situation des Jahres 2018 war für viele Unternehmen kritisch. Denn die großen Mengen, die im Warenein- und -ausgang auf dem Binnenschiff befördert werden, lassen sich nicht ohne Weiteres auf Lkw oder Eisenbahn verlagern“. Dringenden Handlungsbedarf sieht die chemische Industrie seit Langem bei der Abladeoptimierung der Engstellen am Mittel- und Niederrhein, etwa durch eine Vertiefung der Fahrrinne.

Der „8-Punkte-Plan“ enthält kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen in verschiedenen Bereichen. So sollen beispielsweise auch die Wasserstandsvorhersage verbessert und neue Transportkonzepte mit Schiffstypen entwickelt werden, die für Niedrigwasser geeignet sind.

In den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind zahlreiche Chemieunternehmen angesiedelt, die auf eine bessere Schiffbarkeit des Rheins zwingend angewiesen sind.

Hans-Jürgen Mittelstaedt, Geschäftsführer VCI NRW: „Die Versorgung über Binnenschiffe ist nicht im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger. Wenn wir sie aus dem Autofenster über den Rhein fahren sehen, dann erfreuen wir uns an ihrem Anblick, aber sehen nicht die bis zu 180 Lkw, welche jedes Binnenschiff im Straßenverkehr ersetzen.“

„Extremes Niedrigwasser im Rhein bedeutet zusätzliche Belastungen für Mensch und Umwelt. Besonders die Binnenschifffahrt hilft uns, die Straßen zu entlasten und die CO2-Emissionen bei Transporten zu reduzieren. Das verbessert auch die Lebensqualität bei den Anwohnern“, betont Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz.

Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer von ChemieBW, der Chemieverbände in Baden-Württemberg: „Für die Versorgungssicherheit unserer baden-württembergischen Unternehmen sind auch die Wasserwege wichtig. Außerdem ist die Frachtschifffahrt für die Rheinschiene ein unverzichtbarer Teil im Verkehrsmix Autobahn A5, Rheintalbahn und eben dem Fluss. Davon profitieren der Verkehr und auch die Umwelt durch bedeutende CO2-Einsparungen."

„Das Chemieland Hessen liegt nicht nur geografisch zentral in Deutschland und Europa, sondern wird auch von den großen und bedeutenden Wasserwegen Rhein und Main geprägt. Zwei Drittel des hessischen Branchenumsatzes werden im Rhein-Main-Gebiet erwirtschaftet. Deshalb ist die Nutzung der Binnenschifffahrt für unsere Unternehmen besonders wichtig“, sagt Gregor Disson, Geschäftsführer des VCI Hessen.

Die chemische Industrie verantwortet 10 Prozent der gesamten Beförderungsmenge im deutschen Binnenschiffsverkehr. Das entspricht rund 223 Millionen Tonnen. Für die Branche ist der Rhein die wichtigste Binnenwasserstraße. Die Betriebe im Westen und Südwesten Deutschlands sind durch sie mit Überseehäfen wie Rotterdam verbunden.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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