Die Lesungen finden einmal im Monat donnerstags im KirchenCafé von CityKirche, Breidenbachstraße 9 in Leverkusen-Wiesdorf statt. Es wird ein breites Spektrum an Literatur angeboten: Märchen, Gedichte, aktuelle Literatur und vieles mehr. Der Eintritt ist immer frei, um Spenden wird gebeten.
Am Donnerstag, 3. Mai um 18.30 Uhr liest Erich Schreiner die „Reise mit dem Esel durch die Cévennen“ von Robert Louis Stevenson.
Im Sommer 1878 fuhr die Freundin und spätere Frau von Robert Louis Balfour Stevenson, Fanny Osbourne, eine in Trennung lebende Amerikanerin, nach Kalifornien, um die Scheidung einzuleiten. Um über die Einsamkeit hinwegzukommen, fasste Stevenson den Plan einer Reise in die Cévennen. Abseits vom Getriebe der Welt wollte er sich sammeln und dem Aufstand der Camisarden unter Ludwig XIV. nachgehen, der für ihn eine Parallele zum Aufstand der schottischen Covenanter unter Charles II. darstellte. In beiden Fällen wurden im Zeichen des Glaubens fürchterliche Grausamkeiten begangen. Stevenson berichtet zwar möglichst objektiv über die Glaubenskämpfe, doch kann er seine Herkunft und somit eine gewisse Sympathie für die Protestanten nicht verleugnen.
Der schottische Schriftsteller ist einer der Vorläufer der Wanderungen in den Cevennes, 1878 legte er mit seiner Eselin Modestine 220km in 12 Tagen von Le Monastier sur Gazeille in der Haute-Loire bis St. Jean du Gard zurück. Er war der erste Wanderer des GR.70.
Während seiner Reise führte Stevenson ein Tagebuch, das er später zu dem Reisebericht "Travels with a Donkey in the Cevennes/ Reise mit dem Esel durch die Cevennen" erweiterte, der erstmals 1879 als Stevensons zweites Buch erschien und in dem sich Gedanken über Land, Leute und Geschichte mit der Reisebe-schreibung vermischen.
Manchmal anrührend, dann wieder ironisch und voller Humor, melancholisch oder auch zutiefst realistisch, singt Stevenson das Lied der Landschaft in kräftigen und packenden Tönen, gelegentlich schleicht sich eine elegische Note der Sehnsucht nach der fernen Geliebten ein.
Für Stevenson bedeutete ein Buch einen Rundbrief an Freunde, und so leitete er seinen Reisebericht mit einem Brief an seinen Freund Sidney Colvin ein, der 1894-1898 die Edinburgh-Ausgabe der Werke und Briefe des Dichters herausgab.
Wenn auch nicht so berühmt wie andere unsterbliche Werke aus Stevensons Feder, „Die Schatzinsel“ etwa oder „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde“, so erlangte sein Reisebericht doch gerade in Wandererkreisen Bekanntheit und war sein erstes erfolgreiches Buch.
Nur ein spleeniger Einzelgänger wie er konnte auf die Idee kommen, mit einem Esel durch das Bergland zu streifen. Ein merkwürdiges Pärchen , dessen Erlebnisse und Abenteuer Lust machen, die gleiche Reise nachzuvollziehen.
Heute, nachdem die Route über hundert Jahre nur von eingefleischten Freunden dieses Buches erwandert wurde, die bei der Wegfindung zudem weitgehend auf sich selbst gestellt waren, ist es möglich, den Weg Stevensons auf einem der typischerweise gut ausgestatteten französischen Grand Randonées, dem GR70, nachzuerleben.