WM: Auf Nerius und Friedek ruhen die größten Medaillenhoffnungen


Archivmeldung aus dem Jahr 2005
Veröffentlicht: 04.08.2005 // Quelle: TSV Bayer 04

Wenn die Weltmeisterschaften am kommenden Samstag an ihre Geburtsstätte ins Olympiastadion von Helsinki zurückkehren, hoffen die Leverkusener Leichtathleten 22 Jahre nach der Premiere 1983 auf die zwölfte WM-Medaille. Erst einmal gingen die Bayer-04-Athleten bei einer Weltmeisterschaft leer aus: 1987 bei der zweiten Auflage der Titelkämpfe in Rom. Ansonsten brachten sie immer mindestens eine Plakette mit heim, die erste 1983 Hochspringerin Ulrike Nasse-Meyfarth (Silber), zuletzt hatte Speerwerferin Steffi Nerius bei ihrer Rückreise 2003 aus Paris die Bronzemedaille im Gepäck. Sie ist auch vor der 10. Auflage der Titelkämpfe in der finnischen Hauptstadt die größte Leverkusener Hoffnungsträgerin.

Fünf Gold-, eine Silber- und fünf Bronzemedaillen holten die Athleten des Vereins bisher. Von den sieben Bayer-04-Startern 2005 weiß neben Nerius auch Dreispringer Charles Friedek wie sich eine WM-Medaille anfühlt. Er wurde 1999 in Sevilla Weltmeister und zählt 2005 erneut zu den Anwärtern auf eine Treppchenplatzierung, nachdem er 2001 und 2003 die WM-Teilnahme jeweils verpasst hatte. „Eine Prognose ist für Charles schwer abzugeben“, meint Trainer Bernd Knut. „Wenn seine Wehwehchen weg sind, kann er mehr, als er in diesem Jahr schon gezeigt hat.“ Das sind 17,39 Meter, mit denen der 33-Jährige auf Platz sieben der Jahres-Weltbestenliste liegt und die bei der WM zu Medaillenhoffnungen berechtigen.

„Er ist ein Springer zwischen Genialität und Scheitern“, hat der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow über den Vize-Europameister nach seinem Sieg beim Europacup in Florenz Mitte Juni gesagt, wo er im letzten Versuch von Platz sechs auf Rang eins vorsprang. „Ich bin halt anfällig und habe immer einige Baustellen am Körper“, erklärte Friedek damals. Zuletzt war er beim Super-Grand-Prix-Meeting in London umgeknickt und hatte deshalb Fußprobleme, lieferte seinen für die WM erforderlichen Leistungsnachweis jedoch zwei Tage später (24. Juli) in Wipperfürth ab, wo er einen Sprung auf 16,82 Meter machte und anschließend seine Sachen packte. Es war Friedeks achter Wettkampf überhaupt erst seit den Olympischen Spielen in Athen, wo er in der Qualifikation verletzt ausgeschieden war und sein sechster in der Freiluftsaison 2005.

Verletzungssorgen plagen auch Steffi Nerius. Unglücklicherweise macht sich die schmerzhafte Muskelverhärtung im Rücken immer beim Werfen bemerkbar. „Sonst kann Steffi voll trainieren“, berichtet Trainer Helge Zöllkau. „Nur beim Werfen spürt sie nach ein paar Versuchen wieder die Schmerzen.“ Der WM-Start sei jedoch nicht in Gefahr.

Beim Bayer-Meeting am 23. Juli hatte die Olympia-Zweite trotz des lädierten Rückens mit 66,43 Metern Bestleistung geworfen und im zehnten Saisonwettkampf den zehnten Sieg gefeiert. Ungeschlagen reist sie nach Finnland. Auch Olympiasiegerin Osleidys Menendez, die mittlerweile die Führung in der Weltrangliste übernommen hat, stand 2005 schon auf ihrer Abschussliste. Doch die Weltrekordlerin ist stark aufgekommen (68,47 m). „Das habe ich erwartet“, sagt Steffi Nerius „Die Kubanerinnen sind meist zum Saisonhöhepunkt topfit.“ Menendez und ihre Landsfrau Sonia Bisset, mit 67,67 m Zweite der Jahres-Weltbestenliste, sind Nerius’ vermeintlich stärkste Konkurrentinnen im Kampf um Edelmetall.

Angeschlagen war jüngst auch Danny Ecker. Der Stabhochsprung-Olympia-Fünfte klagt noch bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid, dass ihn an fast allen Körperstellen Schmerzen plagten. Eine Leisten-Operation und eine Therapie für die Schulter brachten Abhilfe. Mittlerweile geht es besser. „Bei Danny gibt es täglich Fortschritte an seiner Leiste zu verzeichnen. Sollte er es bis Helsinki schaffen, wieder in eine gute Form zu kommen, wird er einige Leute mit Sicherheit verblüffen“, sagt sein Manager Marc Osenberg.

Dass es der 28-Jährige versteht, seine Leistung auf den Punkt abzurufen, ist bekannt. Bei den Deutschen Meisterschaften 2004 in Braunschweig siegte er überraschend, obwohl er zuvor fast zwei Jahre verletzt aussetzen musste. Bei Olympia sprang Ecker anschließend auf Platz fünf, bei den nationalen Titelkämpfen 2005 in Wattenscheid war er wieder zur Stelle und flog mit der WM-Norm von 5,75 Metern auf Platz zwei, wodurch er sich das WM-Ticket erst sicherte. Als dann beim Bayer-Meeting der DLV einen Leistungsnachweis verlangte, war Ecker erneut zur Stelle. 5,62 Meter nahm er im ersten Wettkampf nach Wattenscheid und konnte es sich danach sogar leisten, sicherheitshalber aufzuhören.

Auf Formsuche war dagegen Lars Börgeling. Nachdem der Olympia-Sechste Mitte Juni in Athen 5,77 Meter überquert hatte und vier Tage später in Hof noch einmal 5,71 Meter überflog, sind die Höhenflüge ausgeblieben. Aber: „Lars ist körperlich in absoluter Topform. Nun muss es nur noch technisch stimmen. Dann ist eine Medaille durchaus machbar“, sagt Manager Osenberg und Trainer Leszek Klima ergänzt: „Seine Sprünge werden immer besser.“

Die Träume von einer Top-Platzierung erscheinen umso realistischer, da es im Stabhochsprung 2005 keinen Überflieger gibt. Der Australier Paul Burgess, einziger Sechs-Meter-Springer der Saison, ist in Helsinki nicht dabei. Olympiasieger Timothy Mack konnte sich nicht qualifizieren und so sind Brad Walker und Toby Stevenson (beide USA) mit 5,90 Metern die WM-Teilnehmer, die in den zurückliegenden Monaten am höchsten geflogen sind. Börgelings Saisonbestmarke steht bei 5,77 Metern. Damit ist er 14. der Jahres-Weltbestenliste, Ecker hat als 18. 5,75 Meter überquert.

Voller guter Dinge sind die Hammerwerfer Susanne Keil und Markus Esser. Keil, WM-Fünfte 2003 in Paris, hat den deutschen Rekord Mitte Juli auf 72,74 Meter gesteigert, geht aber trotzdem vorsichtig an die WM: „Da gilt es erst die Qualifikation zu überstehen und dann im Finale erneut eine Top-Leistung zu zeigen.“ Das war der 27-Jährigen bei Olympia nicht gelungen. In Helsinki hofft sie auf den ersten 70-Meter-Wurf bei einer internationalen Meisterschaft. Vier ihrer zehn bisherigen Saisonwettkämpfe beendete sie mit Weiten jenseits der 70 Meter. „Jetzt will ich auch in Helsinki über 70 Meter werfen.“

Esser will vor allem eins: Seine Stellung als bester deutscher Hammerwerfer bestätigen. Der Europacup-Dritte trat in diesem Jahr schon zwölf Mal in den Ring und schaffte mit 80,00 Metern den ersten 80-Meter-Wurf seiner Karriere. Aber ausgerechnet bei den Deutschen Meisterschaften und beim letzten WM-Test in Schönebeck verlor er gegen den Ex-Leverkusener Karsten Kobs. „Bei der WM möchte ich bester Deutscher sein und unter die ersten Sechs kommen“, sagt der Schützling von Helge Zöllkau selbstbewusst. Die Ausgangslage ist gut. Der Olympia-Elfte liegt in der Weltrangliste auf Rang neun.

Die vermeintlich schwerste Aufgabe wartet auf Weitspringer Nils Winter. „Ins Finale zu kommen wird ganz schwer“, sagt sein Trainer Bernd Knut. „Aber den Europacup zu gewinnen war auch schwer. Trotzdem hat es Nils geschafft.“ Mit 8,06 Metern sprang der 28-Jährige Mitte Juni zum Sieg. „Wir haben alles für ein gutes Abschneiden in Helsinki getan“, versichert Knut, dessen Schützling in diesem Jahr schon elf Mal die Acht-Meter-Marke überboten hat und darauf auch in der finnischen Hauptstadt hofft: „Dort soll es wieder über acht Meter gehen“, erklärt der Hallen-EM-Siebte sein Ziel.

Doch nicht nur die Leverkusener Athleten sind in Finnland am Start auch drei Bayer-04-Trainer streifen ab Samstag das Trikot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes über: Helge Zöllkau, Bernd Knut und Leszek Klima sind in Helsinki als Heimtrainer dabei. Physiotherapeut Frank Zander musste absagen.

Die Platzierungen der Leverkusener WM-Starter in der Jahres-Weltbestenliste
(Stand 30. Juli 2005):

MÄNNER
Stabhochsprung:
14. Lars Börgeling 5,77 m (14. Juni in Athen)
Bestleistung: 5,85 im Jahr 2002
18. Danny Ecker 5,75 m (2. Juli in Wattenscheid)
Bestleistung: 5,93 m im Jahr 1998 und 6,00 m im Jahr 2001 in der Halle

Weitsprung:
11. Nils Winter 8,21 m (11. Juni in Bad Langensalza)
Bestleistung: 8,21 m im Jahr 2005

Dreisprung:
7. Charles Friedek 17,39 m (10. Juni in Bad Schwalbach)
Bestleistung: 17,59 m im Jahr 1997 und 1999

Hammerwurf:
9. Markus Esser 80,00 m (9. Juni in Leichlingen)
Bestleistung: 80,00 m im Jahr 2005

FRAUEN
Hammerwurf:
11. Susanne Keil 72,74 m (15. Juni in Nikiti/Griechenland)
Bestleistung: 72,74 m im Jahr 2005

Speerwurf:
3. Steffi Nerius 66,43 m (23. Juli in Leverkusen)
Bestleistung: 66,42 m im Jahr 2005


Der Zeitplan der Leverkusener WM-Starter:
(Wettkampfzeiten in Ortszeit – Deutschland minus 1 Stunde; TV-Zeiten in MESZ)

Samstag, 6. August
11.15 und 12.45 Uhr Hammerwurf Männer Qualifikation (Markus Esser)
ARD – 9.00 bis 13.30 Uhr und 20.15 bis 21.30 Uhr
Eurosport – 9.00 bis 13.30 Uhr und 17.00 bis 21.30 Uhr

Sonntag, 7. August
Kein Wettbewerb mit Leverkusener Beteiligung
ZDF – 10.15 bis 14.55 Uhr, 17.40 bis 19.00 Uhr und 19.15 bis 20.45 Uhr
Eurosport – 10.30 bis 14.30 Uhr und 17.00 bis 20.45 Uhr

Montag, 8. August
18.40 Uhr Hammerwurf Männer Finale
ARD – 17.15 bis 21.00 Uhr
Eurosport – 17.30 bis 21.00 Uhr

Dienstag, 9. August
12.10 Uhr Stabhochsprung Männer Qualifikation (Danny Ecker und Lars Börgeling)
20.15 Uhr Dreisprung Männer Qualifikation (Charles Friedek)
ZDF – 10.30 bis 14.00 Uhr, 17.35 bis 19.00 Uhr und 19.25 bis 20.15 Uhr
Eurosport – 10.30 bis 14.30 Uhr und 17.00 bis 20.45 Uhr

Mittwoch, 10. August
14.00 und 15.40 Uhr Hammerwurf Frauen Qualifikation (Susanne Keil)
ARD – 9.05 bis 13.00 Uhr und 17.15 bis 21.45 Uhr
Eurosport – 9.45 Uhr bis 15.30 Uhr und 17.00 bis 21.30 Uhr

Donnerstag, 11. August
18.35 Uhr Stabhochsprung Männer Finale
20.00 Uhr Dreisprung Männer Finale
ZDF – 17.35 bis 19.00 Uhr und 19.15 bis 21.15 Uhr
Eurosport – 17.30 bis 21.15 Uhr

Freitag, 12. August
11.55 und 13.25 Uhr Speerwurf Frauen Qualifikation (Steffi Nerius)
13.50 Uhr Weitsprung Männer Qualifikation (Nils Winter)
19.45 Uhr Hammerwurf Frauen Finale
ARD – 10.30 bis 15.00 Uhr und 17.15 bis 21.00 Uhr
Eurosport – 10.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 21.00 Uhr

Samstag, 13. August
19.45 Uhr Weitsprung Männer Finale
ZDF – 13.00 bis 15.40 Uhr, 17.30 bis 19.00 Uhr und 19.10 bis 20.50 Uhr
Eurosport – 13.15 bis 15.30 Uhr und 17.30 bis 21.00 Uhr

Sonntag, 14. August
Speerwurf Frauen Finale 19.40 Uhr
ARD – 13.00 bis 16.00 Uhr und 18.00 bis 20.30 Uhr
Eurosport – 13.15 bis 15.45 Uhr und 18.15 bis 20.30 Uhr

Mehr Infos mit Starterlisten, Statistiken, dem detaillierten Zeitplan und vielem mehr gibt es unter www.iaaf.org/wch05/index.html.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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