Ziel für Olympia: Aus drei bis vier Chancen eine Medaille machen


Archivmeldung aus dem Jahr 2004
Veröffentlicht: 17.08.2004 // Quelle: TSV Bayer 04

Die ersten Leichtathleten des TSV Bayer 04 Leverkusen sind in Athen eingetroffen. Am Freitag, 20. August, müssen die Hammerwerfer Karsten Kobs und Markus Esser ran. Danach geht es Schlag auf Schlag. Als Letzte greifen die Stabhochspringer Danny Ecker und Lars Börgeling ins Geschehen ein. Ihre Qualifikation steht am Mittwoch, 25. August, an. Nur Anke Feller ist mit der deutschen 4x400-Meter-Staffel noch später an der Reihe. Sie muss am Freitag, 27. August, zum Vorlauf antreten, insofern sie sich bei einem abschließenden Wettkampf am kommenden Wochenende in Eberswalde tatsächlich für einen der drei vakanten Staffelplätze qualifiziert.

Als einzige Staffelläuferin hat bisher die Berlinerin Claudia Marx einen Platz im Staffelquartett sicher. Vier weitere Läuferinnen bewerben sich um drei offene Positionen. Neben Anke Feller die Magdeburgerin Grit Breuer, die Potsdamerin Claudia Hoffmann und die Chemnitzerin Jana Neubert. Außerdem kommt auch Hürdenläuferin Ulrike Urbansky als Staffelläuferin in Frage. Harte Konkurrenz also für Anke Feller, die aber in jedem Fall nach Athen reisen darf. Nur ihre Rolle steht noch nicht fest.

Elf Athleten schickt die Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen insgesamt bei Olympia ins Rennen. „Drei bis vier von ihnen haben Medaillenchancen“, sagt Geschäftsführer Paul Heinz Wellmann. „Wenn einer seine Chance auch realisiert, wäre dass schön.“ Zudem hofft er auf „zwei bis drei“ weitere Endkampfplatzierungen.

Ursprünglich war mit Daniela Rath eine zwölfte Bayer-Leichtathletin für Athen nominiert, doch sie sagte ihren Start vor eineinhalb Wochen wegen verletzungsbedingter Formschwäche ab. „Das ist schade, wir bedauern es immer noch, doch es ist sicher die richtige Entscheidung gewesen“, steht Wellmann hinter dem Entschluss von Daniela Rath. „Wenn man sieht, wie Athleten behandelt werden, die in Athen nicht die erhoffte Leistung erbringen, kann man jedem, der nicht in Form ist, nur raten, abzusagen.“

Die größten Hoffnungen auf Edelmetall hegt in Griechenland Leverkusens Speerwerferin Steffi Nerius. Die Olympia-Vierte von Sydney 2000 und WM-Dritte von Paris 2003 hatte zwar in den letzten Tagen leichte Adduktorenprobleme, doch die sind im Abklingen. Mit 64,07 Metern ist sie Vierte der aktuellen Weltbestenliste und hat in Athen vor allem das Ziel, weitenmäßig an die Leistung von Sydney anzuknüpfen, wo sie in der Qualifikation ihre noch immer geltende persönliche Bestleistung von 65,76 Metern erreichte.

Ebenfalls Medaillenhoffnungen machen sich die beiden Stabhochspringer Danny Ecker und Lars Börgeling. In ihrer Disziplin gibt es derzeit keinen Überflieger. Lediglich der US-Amerikaner Toby Stevenson ist als einziger Sechs-Meter-Springer des Jahres 2004 der Konkurrenz ein wenig voraus, doch auch er springt nicht konstant hoch. Die Zahl derjenigen, die realistische Chancen auf olympisches Edelmetall haben, ist groß. Die beiden Leverkusener gehören ebenfalls dazu.

„Wenn Charles den einen Sprung trifft, dann kann auch er eine Medaille gewinnen“, glaubt Paul Heinz Wellmann in Bezug auf Dreispringer Charles Friedek. Die größte Herausforderung für den Weltmeister von 1999 und EM-Zweiten von 2002 dürfte nach seinem Anlaufproblemen im Vorfeld von Olympia aber die Qualifikation sein. Schafft der 32-Jährige den Finaleinzug, ist einiges möglich, denn in dieser Saison gibt es auch im Dreisprung keinen überragenden Athleten. Die Siegesserie von Weltmeister Christian Olsson, der 28 Triumphe in Folge feierte, ist gerissen. Gewänne Friedek eine Medaille, wäre es zugleich das wohl schönste Geburtstagsgeschenk für seinen Trainer Bernd Knut, der am Finaltag (22.8.) 64 Jahre alt wird.

Weiterer Endkampf-Kandidat ist aus Sicht von Paul Heinz Wellmann Hochspringer Roman Fricke, dessen Trainer Hans-Jörg Thomaskamp sagt: „Die Grundlagen sind gelegt. Jetzt harren wir der Dinge, die da kommen. Es wird Zeit, dass es langsam losgeht.“ Fricke selbst träumt vom Finale und einem Platz unter den besten Fünf. Seine Stärke ist sein unerschütterliches Nervenkostüm. „Er ist so abgezockt, dass ich ihm den Endkampf durchaus zutraue“, so Paul Heinz Wellmann.

Auch die Hammerwerfer Markus Esser und Karsten Kobs sowie Weitspringer Nils Winter wünschen sich eine Teilnahme am olympischen Finale. Esser müsste dafür in den Bereich seiner Bestleistung von 79,01 Metern kommen. „Das ist drin“, ist sich Trainer Hellge Zöllkau sicher. Ein Ende seiner Pleitenserie bei großen Meisterschaften sehnt Karsten Kobs herbei. Seit dem Gewinn des Weltmeistertitels 1999 verpasste er vier Mal hintereinander den Finaleinzug. Sowohl 2000 bei Olympia in Sydney, als auch 2001 bei der WM in Edmonton, 2002 bei der EM in München und 2003 bei der WM in Paris schied der 32-Jährige vorzeitig aus. Keine feste Platzierung, sondern eine fixe Leistung haben Trainer Bernd Knut und Weitspringer Nils Winter für Athen vor Augen: „Unser Ziel sind die acht Meter. Dann schauen wir mal, was passiert“, sagt Knut.

„Ich bin gut drauf, kann nichts verlieren und habe bei der Junioren-WM 2002 bewiesen, dass ich nervenstark bin“, ist Stabhochspringerin Floé Kühnert von ihrer Finalchance überzeugt. „Mit im ersten Sprung erzielten 4,40 Metern müsste das Finale drin sein“, rechnet sie vor. Die gerade erst der Jugendklasse entwachsene Junioren-Weltmeisterin von 2002 hat mit ihrer Olympia-Qualifikation schon für eine Überraschung gesorgt und möchte in Athen die nächste Sensation vollbringen. Der Finaleinzug wäre eine solche.

Schwer dürfte es die 800-Meter-WM-Fünfte von Paris, Claudia Gesell, haben. Die Bayer-Athletin kam in dieser Saison nie richtig in Tritt. Krankheitsbedingt brachte es die 26-Jährige erst auf 2:01,27 Minuten. „Sie ist verunsichert“, hat Paul Heinz Wellmann nach einem langen Gespräch mit ihr festgestellt. „Wenn Claudia den Vorlauf übersteht und ins Halbfinale einzieht, wäre das nach dem bisherigen Saisonverlauf schon ein Top-Ergebnis.“ 2000 in Sydney stand sie dort und schied als Sechste ihres Halbfinallaufes mit 1:59,69 Minuten aus.

Die Saisonbestleistungen und Platzierungen der Leverkusener Athleten in der Weltbestenliste und im Vergleich dazu die Führenden der Weltbestenliste:

Hochsprung:

  1. Stefan Holm (Schweden) 2,36 m
  2. Roman Fricke BL: 2,30 m (2004) 2,30 m (29.5. – Herzogenbuchsee, Schweiz)

    Stabhochsprung:
  3. Toby Stevenson (USA) 6,00 m
  4. Lars Börgeling BL: 5,85 m (2002) 5,80 m (25.6. – Köln)
  5. Danny Ecker BL: 6,00 m (2001) 5,72 m (1.8. – Leverkusen)

    Weitsprung:
  6. Dwight Phillips (USA) 8,60 m
  7. Nils Winter BL: 8,17 m (2004) 8,17 m (29.5. – Bad Camberg)

    Dreisprung:
  8. Melvin Lister (USA) 17,78 m
  9. Charles Friedek BL: 17,59 m (1997 und 1999) 17,40 m (31.5. – Wesel)

    Hammerwurf:
  10. Ivan Tikhon (Rumänien) 84,46 m
  11. Karsten Kobs BL: 82,78 m (1999) 79,11 m (1.8. – Nikiti, Griechenland)
  12. Markus Esser BL: 79,01 m (2004) 79,01 m (31.5. – Rehlingen)

    800 Meter:
  13. Tatjana Andrianova (Russland) 1:56,23 min
  14. Claudia Gesell BL: 1:58,34 min (2000) 2:01,27 min (19.6. – Bromberg, Polen)

    Stabhochsprung:
  15. Yelena Isinbayeva (Russland) 4,90 m
  16. Floé Kühnert BL: 4,41 m (2002) 4,40 m (26.6. – Cuxhaven)

    Speerwurf:
  17. Osleidyz Menendez (Kuba) 68,23 m
  18. Steffi Nerius BL: 65,76 m (2000) 64,07 m (22.5. – Halle/Saale)

    4x400 Meter:
  19. USA 3:20,80 min
  20. Deutschland (Neubert – Urbansky – Hoffmann – Marx ) 3:27.38 min (20.6. –
    Bromberg, Polen)

    Der Olympiafahrplan der Leverkusener Athen-Starter (in der Leichtathletik):

    Freitag, 20. August

    9.15 Uhr und 10.45 Uhr
    Qualifikation Hammerwurf Männer mit Markus Esser und Karsten Kobs

    9.55 Uhr
    Qualifikation Dreisprung Männer mit Charles Friedek

    20.20 Uhr
    Qualifikation Hochsprung Männer mit Roman Fricke

    22.00 Uhr
    Vorläufe 800 Meter Frauen mit Claudia Gesell

    Samstag, 21. August

    19.00 Uhr
    Qualifikation Stabhochsprung Frauen mit Floé Kühnert

    20.40 Uhr
    Halbfinals 800 Meter Frauen

    Sonntag, 22. August

    19.30 Uhr
    Finale Hochsprung Männer

    20.10 Uhr
    Finale Dreisprung Männer

    21.15 Uhr
    Finale Hammerwurf Männer

    Montag, 23. August

    20.55 Uhr
    Finale 800 Meter Frauen

    Dienstag, 24. August

    19.45 Uhr
    Qualifikation Weitsprung Männer mit Nils Winter

    20.55 Uhr
    Finale Stabhochsprung Frauen

    Mittwoch, 25. August

    19.00 Uhr und 20.25 Uhr
    Qualifikation Speerwurf Frauen mit Steffi Nerius

    19.15 Uhr
    Qualifikation Stabhochsprung Männer mit Lars Börgeling und Danny Ecker

    Donnerstag, 26. August

    20.20 Uhr
    Finale Weitsprung Männer

    Freitag, 27. August

    20.00 Uhr
    Finale Stabhochsprung Männer

    20.35 Uhr
    Vorläufe 4x400 Meter Frauen

    20.55 Uhr
    Finale Speerwurf Frauen

    Samstag, 28. August

    22.00 Uhr
    Finale 4x400 Meter Frauen
    Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Sport
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