Eröffnung des Klimafrühschoppens


Archivmeldung aus dem Jahr 2013
Veröffentlicht: 08.09.2013 // Quelle: Stadtverwaltung

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn hielt soeben anläßlich der Eröffnung des Klimafrühschoppens 2013 in der Zimmerei Adler folgende Rede:

"Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Adler,

ich begrüße Sie alle sehr herzlich zum vierten Klimafrühschoppen, der zum ersten Mal in den Räumen der Zimmerei Adler stattfindet. Ralf Adler ist heute aus zwei (eigentlich sogar drei) Gründen Gastgeber dieser Veranstaltung.

  1. Sein Unternehmen stellt energieeffiziente Holzhäuser und Anbauten her – und das schon seit 20 Jahren. Er kann also zu Recht als ein Pionier des ökologischen Bauens gelten,
  2. seine Zimmerei-Halle steht hier auf dem Gelände der Neuen Bahnstadt, auf dem heute auch der traditionelle Projekttag der nbso stattfindet – und
  3. er feiert in diesem Jahr zwei Jubiläen: 20 Jahre als „selbständiger Zimmerer“ und 10 Jahre Bestehen auf dem Gelände nbso.

    Außerdem ist er natürlich selbst Unternehmer, der auf seine Kosten achten muss.

    Bei dieser Hausmesse präsentieren unterschiedliche Hersteller Technologien aus den Bereichen Solar- und Windtechnologie, informieren über Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen, Pellets, Beleuchtung, Hocheffizienzpumpen, Dämmung, Baustoffe, intelligente Gebäudesteuerung, Wärmedämmung und alles, was Firmenchefs aber auch Privatleute wissen müssen, die in energieeffiziente Systeme investieren wollen.

    Wobei ein energieeffizientes System ja weitaus mehr bedeutet, als stromproduzierende bzw. stromsparende Anlagen. EVL-Geschäftsführer Rolf Menzel hat vor einigen Wochen im Interview schon darauf hingewiesen. Ich zitiere:

    „In der öffentlichen Diskussion geht es außerdem meist nur um Strom. Viel größere Bedeutung hat jedoch die Wärme. Wie die Energiewende in diesem Bereich funktionieren soll, dazu werden noch nicht einmal Fragen gestellt.“

    Ich wage zu behaupten: Wir in Leverkusen stellen zusammen mit der EVL diese Fragen und wir beginnen auch schon über Lösungen nachzudenken. So investiert die EVL hier auf dem Gelände der Neuen Bahnstadt in ein Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk. Das gewährleistet eine moderne Nahwärmeversorgung.

    Dennoch - wo beim Strom moderne Techniken längst auf dem Vormarsch sind, hinkt dieser Innovationsschub bei der Wärmeerzeugung noch sehr hinterher. Dabei ist es hier noch viel einfacher, dezentral zu investieren als beim Strom. Der Heizungsbestand in Deutschland aber ist veraltet und noch stark auf fossile Energieträger ausgelegt. Viele Feuerungsanlagen sind älter als zehn Jahre und damit nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Das ist nicht nur teuer, sondern auch klimaschädlich.

    Tauscht ein Hausbesitzer aber seinen veralteten Heizölkessel gegen eine Holzpellet-Heizung, kann er den durchschnittlichen Treibhausgas-Ausstoß von 376 auf 25 Gramm CO2-Äquivalent je Kilowattstunde senken, so die Agentur für Erneuerbare Energien. Wegen des großen Einsparpotenzials im Bereich CO2-Ausstoß wird der Umstieg auf Erneuerbare-Energien-Heizungsanlagen durch das so genannte Marktanreizprogramm von der Bundesregierung gefördert. Dank dieser Anreize und zinsgünstiger Kredite der bundeseigenen KfW-Bank sind die Hürden niedrig, in eine umweltfreundliche und kostensparende Heizanlage zu investieren.

    Eine Investition, die sich schnell amortisieren wird, denn vor allem mittelständische Unternehmen der Region leiden unter den 30 bis 40 Prozent höheren Energiekosten des vergangenen Winters. Nach der aktuellen Standortumfrage der IHK nehmen die hiesigen Unternehmen die Energiekosten als steigende Belastung wahr und konstatieren hohen Handlungsbedarf.

    Die Wirtschaftsförderung Leverkusen arbeitet deshalb seit vergangenem Jahr sehr erfolgreich in dem Ökoprofit-Projekt mit Leverkusener Unternehmen zusammen und hilft ihnen, Einsparpotenziale zu identifizieren. Im November ist ‚Ökoprofit Leverkusen‘ angelaufen und im Juni wurde die erste Zwischenbilanz gezogen, eine Bilanz, die so positiv ausfiel, dass die teilnehmenden Betriebe von Einsparungen bis zu Summen im fünfstelligen Bereich berichten konnten.

    Wie weitere Kosten reduziert werden können und Unternehmen wie Privatpersonen unabhängiger von steigenden Energie und Rohstoffpreisen werden, erfahren Sie heute bei diesem Klimafrühschoppen. Heute präsentieren sich rund 20 Aussteller mit neuen technischen Entwicklungen. Die EnergieAgentur NRW und die Effizienz Agentur NRW stellen die Beratungs- und Förderprogramme für Betriebe vor und die Sparkasse Leverkusen gibt Auskunft über günstige Finanzierungsmöglichkeiten. Die örtliche IHK und die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land informieren zudem über duale Ausbildungsmöglichkeiten und Lehrgänge zu Energieberatern. Flankiert werden die Präsentationen von einem Werkstattgespräch für Unternehmer zu „Energielecks in Unternehmen“.

    Aber nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen sollen heute hier eine Menge sinnvolle Anregungen mitnehmen, auch interessierte Privatpersonen sind eingeladen. Auch deshalb wurde dieser Frühschoppen zeitgleich mit dem Projekttag der Neuen Bahnstadt zusammen organisiert, denn der hat sich in den letzten Jahren als Publikumsrenner erwiesen.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    die Energiewende ist längst ein Fakt, das wird besonders dann deutlich, wenn etwa im April das Statistische Bundesamt meldet, dass trotz Atomausstieg in Deutschland mehr Strom exportiert als hierzulande eingeführt wird. Der Ausfuhrüberschuss vervierfachte sich 2012 im Vergleich zum Vorjahr sogar auf 22,8 Terawattstunden. Und der Grund für den deutschen Strom-Überschuss liegt dem Bericht zufolge in der Energiewende: Immer mehr Ökostrom-Erzeugungsanlagen produzieren bei ausreichend Sonnenstrahlung und Wind immer mehr grünen Strom. Für die deutschen Nachbarstaaten ist es daher oftmals günstiger, deutschen Strom einzukaufen, als ihn selbst zu produzieren.

    Ich weiß, dass das viele ärgert, weil wir als Bürger diesen vergleichsweise günstigen Strom mit der EEG-Umlage mitbezahlen und man es als Indiz für eine Übererfüllung der Ausbauziele betrachten kann. In die politische Diskussion dieses Steuerungsinstruments will ich hier aber gar nicht einsteigen. Denn trotzdem kann diese Entwicklung als Beleg dafür dienen, wie leistungsfähig Deutschland in Sachen „Grüner Energie“ ist. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können – und das uns auf Dauer hilft, wettbewerbsfähig zu bleiben.

    Dafür, dass Sie wettbewerbsfähig bleiben, soll und wird dieser Klimafrühschoppen sorgen.

    Ich wünsche heute einen interessanten Vormittag.
    Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Politik
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