3 Stolpersteine verlegt


Archivmeldung aus dem Jahr 2020
Veröffentlicht: 04.10.2020 // Quelle: Internet Initiative

Gunter Demnig verlegte heute drei weitere Stolpersteine in Leverkusen, und zwar am Bürgerbuschweg 16 für Wilhelmine Hülstrunk, an der Lützenkirchener Str. 16 für Fritz Vollerthun und der Bebelstraße 56 für Max Benjamin.

Da zur Verlegung nicht öffentlich eingeladen wurden war am Bürgerbuschweg außer Gunter Demnig nur die Presse und die Paten (wollen nicht namentlich genannt werden). An der Lützenkirchener Str. waren neben den gleichen Paten und Presse auch die Leiterin des Stadtarchivs und ihre Stellvertreterin anwesend. An der Bebelstraße waren auch Familie und einige Schüler des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung anwesend, die den Stein gespendet hatten.

Wilhelmine Hülstrunk
Wilhelmine Hülstrunk wurde am 21.04.1906 als sechstes Kind des Webers Wilhelm Hülstrunk und seiner Frau Anna geboren. Die Familie lebte in Fixheide, das Wohnhaus stand auf dem Gelände, auf dem heute die Grundstücke Bürgerbuschweg 14 und 16 liegen.

Über Wilhelmine Hülstrunks Leben ist nur wenig bekannt. Ab 1930 war sie Patientin der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg (Düsseldorf), 1933 wurde sie in die Anstalt Galkhausen verlegt. Am 2. Mai 1941 wurde sie mit 89 weiteren Patientinnen und Patienten nach Hadamar transportiert und in der dortigen Anstalt noch am selben Tag ermordet.

Hadamar war eine der sechs "Euthanasie"-Tötungsanstalten, in denen in Rahmen der sog. "Aktion T4" Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen ermordet wurden. Wie bei vielen anderen Krankenmorden wurden auch die Angehörigen von Wilhelmine Hülstrunk mit gefälschten Schreiben über Ursache, Datum und Ort des Todes getäuscht.


Fritz Vollerthun
Geboren 1901 in Elbing (Westpreußen), kam Fritz Vollerthun mit seinem Vater nach dem Ersten Weltkrieg nach Wiesdorf. Vater und Sohn wohnten zunächst in der damaligen Düsseldorfer Straße 73, nach der Heirat mit Agnes Schmitz aus Quettingen im Jahr 1923 zog das Ehepaar Vollerthun in die Jakobistraße nach Quettingen. Dort arbeitete Fritz Vollerthun als Schweißer. Ende der zwanziger Jahre wurde er Mitglied der KPD, ab dem 5. Januar 1933 war er für die KPD Mitglied der Opladener
Stadtverordnetenversammlung
und vorher laut Gert Nicolini: "Der Gemeinderat in Lützenkirchen von 1919 bis 1930" auch Mitglied im Lützenkrichener Gemeinderat.

1934 wurde Vollerthun wegen "Verbreitung illegaler kommunistischer Hetzschriften" zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. 1937 kehrte er nach Quettingen zurück und fand als Schweißer wieder Arbeit bei der Firma Werner & Co.
1942 wurde er wegen "staatsfeindlicher und wehrkraftzersetzender Propaganda" und "Hören feindlicher Rundfunksender" denunziert und verhaftet.

Am 14. Mai 1943 verurteilte der Volksgerichtshof in Berlin ihn zusammen mit seinem Schwager wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode. Am 11. Oktober 1943 wurde Fritz Vollerthun im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.

Max Benjamin
geb. 1878 in Posen, lebte Max Benjamin seit 1905 in Küppersteg. Von Beruf war er Gießereiarbeiter, viele Jahre arbeitete er in der Fa. Cornelius Schmidt. Seit 1906 war Max Benjamin mit Theresia Steinberg aus Schlebusch verheiratet. Vermutlich anlässlich der Heirat trat er vom Judentum zum Christentum über. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Bis zuletzt lebte die Familie im Haus Bebelstraße 56.

Nach der nationalsozialistischen Ideologie trotz Taufe als Jude geltend, war er - wie er selbst berichtete - während der NS-Zeit unter ständiger Beobachtung und Demütigungen ausgesetzt. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit war er seit 1939 bei der Fa. Cornelius Schmidt beschäftigt. In den letzten Kriegsjahren wurden die Verfolgungsmaßnahmen verschärft: 1944 wurde er an seiner Arbeitsstelle verhaftet und zunächst im Konzentrationslager Sachsenhausen (Oranienburg), dann im Sammellager Schulstraße (Berlin) zum "Arbeitseinsatz" festgehalten.

Nach Kriegsende kehrte Max Benjamin zu Fuß nach Leverkusen zurück. Von den Entbehrungen der Verfolgungszeit hat er sich nie mehr ganz erholen können. Er starb 1953 in Leverkusen.


Ort aus dem Stadtführer: Quettingen, Sachsenhausen
Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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