Fairtrade in Leverkusen – späte Einsicht beim Ratsbündnis?


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 18.06.2015 // Quelle: SPD

Mit großem Erstaunen hat die SPD-Fraktion von dem Antrag des Ratsbündnisses CDU, Bündnis 90/Die Grünen und Opladen plus Kenntnis genommen, wonach sich Leverkusen an der weltweiten Fairtrade-Kampagne beteiligen soll.

Fraktionsvorsitzender Peter Ippolito erinnert daran, dass seine Fraktion in der letzten Ratsperiode bereits zweimal den Antrag gestellt, Leverkusen als ‚Fairtrade-Stadt‘ auszuloben. Gemäß Antrag sollte die Stadt Leverkusen als ersten Schritt beschließen, bei allen Ratssitzungen sowie im Bereich des Büros des Oberbürgermeisters Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel, z.B. Tee, Zucker oder Orangensaft, zu verwenden. Zur Historie: In der Ratssitzung im September 2012 wurde der SPD-Antrag mit der damaligen Mehrheit von Jamaika plus abgelehnt – auch mit der Stimme von Oberbürgermeister Buchhorn. Ein für Anfang 2013 von der Verwaltung zugesagter Sachstandbericht über alle Aktivitäten zu Fairtrade im Stadtgebiet ließ über Monate auf sich warten, weshalb die SPD-Fraktion diesen im Sommer 2013 beim Oberbürgermeister angemahnt hat. Peter Ippolito erklärte seinerzeit, das Thema Fairtrade scheine in Leverkusen auf der ganz langen Bank zu liegen, weshalb er die Frage stellte, ob gewollte politische Verzögerung dahinter stecke. Eine Antwort blieb der Oberbürgermeister trotz Anfrage weiterhin schuldig, deshalb hat die SPD-Fraktion den Antrag ‚Auslobung Leverkusens als Fairtrade-Stadt‘ für die Ratssitzung im Dezember 2013 nochmals eingebracht. Bei der Abstimmung haben erneut Oberbürgermeister Buchhorn und die Fraktionen CDU, FDP und Unabhängige dagegen gestimmt. Somit wurde wieder demonstriert, dass Fairtrade in Leverkusen von der Ratsmehrheit einschließlich des amtierenden Oberbürgermeisters offensichtlich nicht für wichtig erachtet wurde.

Oberbürgermeisterkandidat Uwe Richrath betont: „Fairtrade ist eine Strategie, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern in Afrika, Lateinamerika und Asien zu verbessern und nachhaltig zu stärken.“ Er innert daran, dass Fairtrade als einziges Sozialsiegel eine verbindlich festgelegte Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte beinhaltet. So entscheiden Kleinbauern und Arbeiter/-innen selbständig und demokratisch darüber, welche Projekte sie mit der Prämie realisieren, etwa der Bau von Trinkwasserbrunnen und Schulen oder die Umstellung auf biologischen Anbau.

„Der SPD-Fraktion wurde seinerzeit vorgeworfen, dass man von Leverkusen nicht die Welt retten kann und sich für die schlecht behandelten Bauern in der dritten Welt nichts ändert, wenn im Büro von Oberbürgermeister Buchhorn fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird. Insofern ist die Kehrtwende des Bündnisses schon erstaunlich“, bemerkt Ippolito.

Uwe Richrath weist darauf hin, dass sich mittlerweile über 2.200 Städte in 25 Ländern weltweit an der Fairtrade-Kampagne beteiligen: „Das ist ein deutliches Signal, wie der Beitrag eines jeden Einzelnen große Wirkung erzielen kann. Mit dem Titel ‚Fairtrade-Stadt‘ würde Leverkusen ein konkretes Zeichen setzen zur Unterstützung des fairen Handels.“ Richrath hofft, mit der Beteiligung der Stadt auch Vorbild für die Bevölkerung und weitere örtliche Akteure und Institutionen sein zu können. Leverkusen würde sich im Übrigen in guter Gesellschaft befinden, denn unsere Nachbarstädte Köln, Düsseldorf, Bonn oder Bergisch Gladbach sind bereits seit mehreren Jahren Fairtrade-Städte. Ippolito stellt abschließend klar, dass der Schritt Leverkusens längst überfällig ist und betont: „Ich freue mich über die späte Einsicht des Bündnisses. So kommt der Oberbürgermeister in den letzten Wochen seiner Amtszeit doch noch in den Genuss fair gehandelten Kaffees.“


Auf unsere Frage
"Nach http://www.fairtrade.de/index.php/mID/4.1.2/lan/de wird auch immer mehr Kleidung fair gehandelt.
a) Verkauft Oberbürgermeisterkandidat Richrath in seinen Geschäften auch faire Kleidung?
b) Falls nein, woran liegt es?
c) Falls ja, wie hoch ist der ungefähre Umsatzanteil?"

erhielten wir folgende Antwort:

"Herr Richrath hat in seinen Länden bereits Anfang der 1990er Jahre Kleidung aus nachhaltigen Materialien und verantwortungsvoller Produktion verkauft. Leider war die Nachfrage nur sehr gering gewesen – wohl auch, weil die Weiche dieser Textilien aufgrund der Waschung der verwendeten Garne dem Kundengeschmack im Vergleich zu den konventionellen Waren zu hart erschien. Hinzu kam dann noch die Insolvenz des Anbieters dieser Waren, weshalb das Angebot schließlich nach einigen Saisons aus dem Sortiment genommen wurde.

Heute führt Herr Richrath Accessoires aus nachhaltiger Produktion, etwa handbemalte Baumwolltücher, und plant auch wieder faire Kleidung ins Sortiment aufzunehmen. Auf der kommenden Modemesse in Berlin wird Herr Richrath daher insbesondere mit Ausstellern den Kontakt suchen, die faire Kleidung anbieten. Die dort angebotenen Produkte werden – anders als vielleicht in früheren Jahren – auch dem heutigen Modeanspruch gerecht. Erfreulicherweise hat sich die Zahl entsprechender Aussteller auf der Fashion-Week deutlich erhöht, da das Thema fairer Handel mehr und mehr auch in den Fokus der Modebranche rückt.

Insofern würde die Beteiligung der Stadt Leverkusen an der Fairtrade-Kampagne als Vorbild dienen, mehr Verbraucher für fair gehandelte Produkte zu begeistern."

Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Politik
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