Er lag nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen, pumpte und pumpte, um nach kurzer Pause mit einem Lächeln im Gesicht wieder aufzustehen. Stefan Kießling verkörperte wie kein anderer den unbändigen Kampfgeist und Willen, mit dem sich Bayer in einem außergewöhnlichen Bundesligaspiel drei Punkte verdiente.
Kießling begann in Wolfsburg diesmal als Stoßstürmer, Theofanis Gekas fand sich auf der Bank wieder. Paul Freier übernahm die Position auf Rechtsaußen.
Es war ein Spiel, das den Zuschauern keine Gelegenheit zum Bier holen gab. 2:2 hätte es schon nach zehn Minuten stehen können. Kießlings erster Kopfball nach 90 Sekunden landete auf den Fäusten von VfL-Keeper Jentzsch, ehe René Adler gegen Grafites Schuss und Kopfball retten musste.
Nicht einen Deut schlechter die Reaktion von Jentzsch, der einen Direktschuss von Simon Rolfes aus sechs Metern abwehrte.
Adlers Paraden
Über den nie zu haltenden Kießling kam Bayer 04 immer wieder nach vorne, beim VfL machten Marcelinho und Krzynowek mächtig Druck.
Der Ex-Leverkusener drosch nach einer zu kurzen Castro-Abwehr vorbei (17.), einen Nachschuss holte sich Adler ebenso und gewann auch noch das Duell eins gegen eins gegen Krzynowek.
Überragend auch die Adler-Reaktion bei einem Flugkopfball von Madlung in einer Drangphase des VfL (35.).
Barnetta trifft
Das Tor machte Bayer. Sergej Barbarez hob den Ball von rechts in den Strafraum, Kießling wurschtelte sich durch und scheiterte an Jentzsch. Den Abpraller schob Tranquillo Barnetta aus drei Metern ein (37.).
Fast noch das 2:0 durch den Schweizer, aber Jentzsch holte einen frech geschossenen Freistoß aus dem Winkel (42.).
Rassige erste 45 Minuten, denen die zweiten in nichts nachstanden. Bayer erwischte einen optimalen Start. Ein fataler Rückpass von Josué kam über Kießling zu Barbarez, der mit viel Gefühl Arturo Vidal einsetzte. Der Chilene legte quer zu Kießling, der aus kurzer Entfernung eindrückte (52.).
Eigentor macht's spannend
Kießling vergab die Entscheidung, scheiterte frei und allein vor Jentzsch (56.). Mit einem Doppelwechsel läutete VfL Trainer Magath die Offensive des VfL ein, gegen die sich Bayer mit allem Einsatz stemmte.
Und es wurde unnötig spannend. Riethers Flanke von rechts lenkte Manuel Friedrich am chancenlosen Adler zum 1:2 vorbei ins eigene Netz (70.).
20 Minuten blieben dem VfL, der enormen Druck aufbaute. Adler war der Fels in der Brandung, an dem alle Schüsse und Kopfbälle abprallten.
Pfostenschuss von Vidal
Bei der Rettung von Marcelinhos Freistoß prallte Bayers Nummer eins sogar gegen den Pfosten, machte mit Schmerzen bis zum guten Ende weiter. Denn dem VfL, der noch den langen Manndecker Madlung in die Sturm schickte, gelang kein zweiter Treffer. Auch weil Gonzalo Castro einen Simunek-Kopfball auf der Linie abwehrte (88.).
Im Gegenzug fehlten nur Zentimeter, um das Zittern zu beenden: Vidals Schrägschuss klatschte an den Innenpfosten.
Auch drei Minuten Nachspielzeit überstand Bayer, das sich mit diesem Erfolg auf Platz 5 hocharbeitete. Nach den jetzt folgenden Länderspielen geht es in der Liga mit einem Heimspiel gegen den MSV Duisburg am 24. November weiter.
VfL Wolfsburg: Jentzsch - Riether, Ricardo Costa, Madlung, M. Schäfer - Gentner, Josué - Dejagah, Marcelinho, Krzynowek - Grafite
Bayer 04: Adler - Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei - Vidal, Rolfes - Freier, Barbarez, Barnetta - Kießling
Tore: 0:1 Barnetta (37.), 0:2 Kießling (52.), 1:2 Friedrich (70., Eigentor)
Einwechslungen: 60. Santana für Josué, 60. Radu für Dejagah, 64. Gresko für Sarpei, 78. Ramelow für Barbarez, 80. Simunek für M. Schäfer, 85. Sinkiewicz für Freier
Gelbe Karten: Gentner, Ricardo Costa - Adler, Vidal
Zuschauer: 20219
Schiedsrichter: Herberz Fandel (Kyllburg)