Nach einer zweimonatigen Zwangspause aufgrund eines Bandscheibenvorfalls durfte Pirmin Schwegler in den letzten beiden Spielen endlich wieder in der Startformation auflaufen. Und der schweizerische U21-Nationalspieler hinterließ dabei beide Male einen sehr ordentlichen Eindruck. Nun will der 20-Jährige seinen Platz im Team natürlich möglichst dauerhaft behaupten.
Pirmin, ihr seid nach vier Niederlagen in Folge in einer schwierigen Situation vor dem Spiel gegen Nürnberg. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft vor dieser so wichtigen Partie?
SCHWEGLER: Die Stimmung war nach der Niederlage in München schon ein bisschen bedrückt. Wir wissen, dass wir mehr können. Und wir wollen auch mehr und sind überzeugt davon, dass es wieder besser wird.
Betrachtet Ihr es als Endspiel um Platz fünf?
SCHWEGLER: Ja, sicher fällt da eine Vorentscheidung. Wir dürfen auf keinen Fall verlieren. Wenn wir gewinnen, sind wir wieder vor den Nürnbergern. Und das werden wir auch schaffen.
Durch die Niederlage in München und dem Nürnberger Heimsieg gegen Aachen steht Ihr jetzt unter dem Druck des Gewinnen müssens.
SCHWEGLER: Das belastet uns aber nicht, denn diesen Druck haben wir im Prinzip jede Woche. Wir wollen schließlich immer gewinnen. Unter dem Aspekt ist der Druck gegen Nürnberg jetzt auch nicht größer als sonst. Und bei allem Respekt vor dem 1. FC Nürnberg: ein Sieg ist ja durchaus möglich.
Wie tief sitzt der Frust über das 1:2 beim Rekordmeister?
SCHWEGLER: Es war schon enttäuschend, dass wir diese Partie verloren haben. Denn wenn man das ganze Spiel betrachtet, hätten wir einen Punkt verdient gehabt. Wir konnten mit den Bayern mithalten. Schade, dass nicht mehr draus geworden ist, das wäre auch sehr gut für die Moral gewesen.
Trotz der Niederlage: Aus dieser Leistung müsste man dennoch Selbstvertrauen ziehen können, oder?
SCHWEGLER: Sicherlich. Aber daran mangelt es uns auch nicht. Wir sind schon von uns überzeugt. Selbstvertrauen haben wir in dieser Saison ja auch häufig bewiesen. Die fehlenden Punkte kann das aber auch nicht ersetzen.
Du selber hast die beiden letzten Spiele in München und Pamplona von Beginn an mitgemacht und beide Male ordentliche Noten bekommen. Wie zufrieden warst Du selber mit Deinen Leistungen?
SCHWEGLER: Na ja, ich bin erst einmal enttäuscht darüber, dass wir beide Spiele verloren haben. Fußball ist ja bekanntlich ein Mannschaftssport, da darf man in erster Linie nicht an sich denken. Trotzdem ist es natürlich schön, dass ich mich wieder nach längerer Pause in die Mannschaft kämpfen konnte.
Welches Feedback hast Du vom Trainer bekommen?
SCHWEGLER: Noch kein direktes. Das ist aber auch nicht unbedingt erforderlich. Ich bin jemand, der seine Leistungen ganz gut selbst einschätzen kann.
Du warst aufgrund eines Bandscheibenvorfalls sehr lange verletzt. Bist Du schon wieder bei hundert Prozent Deiner Leistungsfähigkeit?
SCHWEGLER: Ich fühle mich wieder richtig fit, ja. Den Bandscheibenvorfall hatte ich, das muss ich gestehen, etwas unterschätzt. Ich hatte schon längere Zeit Probleme mit meinem Rücken und habe die Schmerzen ignoriert, weil ich zu dem Zeitpunkt nah an der Mannschaft dran war und meine Chance nutzen wollte. Irgendwann aber konnte ich kaum noch laufen, da ging dann gar nichts mehr. Ich war bei einem Wirbelsäulenspezialisten, musste anschließend in die Reha nach Donaustauf. Das alles hat mich natürlich schon zurückgeworfen. Ich musste viel arbeiten und nachholen. Alles in allem hat es zwei Monate gedauert, bis ich wieder fit war.
Die Position im defensiven Mittelfeld, ist das Deine Traumposition? Du hast ja auch schon rechter Verteidiger gespielt....
SCHWEGLER: Ja, das ist schon meine Stammposition, die ich auch in der Schweiz gespielt habe. Aber ich habe auch überhaupt keine Probleme damit, rechter Verteidiger oder sonstwo zu spielen. Überall kann man Erfahrungen sammeln. Ich bin immer stolz, wenn ich das Trikot in der Startformation tragen darf.
Du bist seit einem dreiviertel Jahr in Leverkusen. Hat sich alles so entwickelt, wie Du es Dir vorgestellt hast?
SCHWEGLER: Es war immer ein Traum für mich, in der Bundesliga zu spielen. Natürlich wusste ich am Anfang, dass ich kämpfen muss, um mich hier zu behaupten. Das habe ich auch gemacht. Die Mannschaft hat mir den Einstieg aber auch leicht gemacht, ich bin super aufgenommen worden. Ich fühle mich rundherum wohl hier.
Wie schätzt Du das Niveau der Bundesliga im europäischen Vergleich ein?
SCHWEGLER: Ich glaube, dass das oft zu negativ gesehen wird. Bremen ist noch vertreten im UEFA-Cup. Wir sind auch weit gekommen. Das zeugt schon von einer gewissen Klasse. Ich denke, das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben. Die Bundesliga wird immer zu den Top 5 in Europa zählen.
Wie beurteilst Du dieses ständige Auf und Ab bei Bayer 04?
SCHWEGLER: Einerseits zeigt es, dass die Bundesliga sehr ausgeglichen ist. Andererseits drückt das auch eine gewisse Instabilität in unserem Team aus. Man sieht ja fast in jedem Spiel, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt, aber es gibt leider auch immer wieder Phasen, wo es nicht so läuft. Wenn wir wüssten, woran das liegt, hätten wir es längst abgestellt.
Wie siehst Du Deine Perspektiven in Leverkusen?
SCHWEGLER: Ich sehe das ganz locker. Man darf sich nicht zu hohe Ziele setzen. Ich konzentriere mich immer nur auf das nächste Spiel. Ich hoffe, dass ich wieder spielen werde. Aber natürlich kann man keinen Anspruch auf einen Stammplatz erheben. Wie jeder unserer Profis möchte auch ich am liebsten immer spielen.
Jetzt also kommt Nürnberg: Was hältst Du von dieser Mannschaft?
SCHWEGLER: Die Nürnberger sind sehr stabil in dieser Saison. Es gab eigentlich kaum ein Spiel, in dem sie keine Chance hatte. Sie ziehen ihr Ding durch. Wir müssen sehen, dass wir unser Spiel durchbringen, dann holen wir auch ein gutes Resultat.
Wie werdet Ihr taktisch in dieses Spiel gehen?
SCHWEGLER: Wir werden sicher versuchen, das Spiel zu bestimmen. Dennoch dürfen wir natürlich nicht ins offene Messer rennen, das haben wir in diesem Jahr schon zu oft gemacht, weil wir unsere Defensive vernachlässigt haben. Wir werden also kontrolliert spielen, aber mit Sicherheit offensiv ausgerichtet sein.
Nürnberg hat die wenigsten Gegentore aller Bundesligaklubs kassiert. Die sind also verdammt stark in der Defensive...
SCHWEGLER: Ja, das zeichnet sie aus. Bei uns wird deshalb gefragt sein, dass wir die Geduld bewahren und nicht gleich, wenn’s nach 30 Minuten noch 0:0 steht, blind nach vorne rennen. Wir setzen natürlich auch auf die Unterstützung der Zuschauer, die uns hoffentlich auch noch weiter pushen, wenn es länger 0:0 stehen sollte. Am schönsten wäre es aber, wenn uns ein schnelles Tor gelänge, keine Frage.