Großer Kampf wird nicht belohnt - Elfen unterliegen Leipzig mit einem Tor


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 19.10.2015 // Quelle: Werkselfen

Es kommt wahrlich nicht oft vor, dass Spitzenteams in der Handball Bundesliga Frauen schon nach weniger als drei Minuten eine Auszeit nehmen. 2:54 Minuten waren gespielt, als Leipzigs Trainer Norman Rentsch die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte. Zu diesem Zeitpunkt führten die Leverkusener Werkselfen gegen den favorisierten HCL mit 4:0, ein wahres Feuerwerk an hochklassigem Tempohandball hatte die Mannschaft von Trainerin Renate Wolf in den ersten 174 Sekunden der Partie abgebrannt und die 1100 begeisterten Zuschauer in der Smidt-Arena damit buchstäblich von den Sitzen gerissen. Belohnt wurden die Elfen für ein spannendes und kampfbetontes Spiel und eine zwischenzeitliche Aufholjagd in der zweiten Hälfte am Ende allerdings nicht: Leipzig entführte mit dem 28:27 beide Punkte aus Leverkusen.
Eine gute Viertelstunde lang hatten die Gastgeberinnen den HCL mit seinen vielen Nationalspielerinnen fest im Griff. Die Elfen setzten das taktische Konzept von Trainerin Renate Wolf perfekt um, erspielten sich aus einer offensiven und zupackenden Abwehr heraus viele Chancen und versenkten den Ball ein ums andere Mal platziert im Kasten von Nationaltorhüterin Katja Kramarczyk. Nur langsam kam der HCL ins Spiel, dann aber enorm gefährlich über Linkshänderin Anne Hubinger und die immer wieder klug freigespielte Kreisläuferin Luisa Schulze. Hubinger glich in der 17. Minute erstmals für den HCL zum 7:7 aus, zuvor hatten Kim Naidzinavicius und Jennifer Rode für Leverkusen zwei Siebenmeter verworfen.
"Wir haben nach 17 Minuten plötzlich komplett unsere Linie verloren", sagte Renate Wolf, viel zu statisch, viel zu "Kim-Naidzinavicius-lastig" sei das Spiel ihrer Elfen in dieser Phase gewesen. In der Tat schoben fast alle der Nationalspielerin den Ball und die Verantwortung zu, anstatt wie von Renate Wolf gefordert selbst entschlossen Richtung Tor zu ziehen. Die Konsequenz daraus und einem immer zögerlicher werdenden Verhalten in der Abwehr war ein stärker werdender HC Leipzig, der mit einem doch recht deutlichen 16:11 in die Pause ging. Die zweite Hälfte begann dann so, wie die erste geendet hatte: Die Gäste bauten ihre Führung weiter aus und lagen in der 38. Minute mit 22:15 vorn.
Dann begann die große Show der Elfen. Mit einem unbändigen Willen, einer großartigen Moral und einem Kampfgeist, der die Halle zum Brodeln brachte, holten die Gastgeberinnen ein Tor nach dem anderen auf. Linkshänderin Johanna Heldmann setzte sich wieder und wieder gegen die Leipziger Abwehr und auch gegen Katja Kramarczyk durch. Auch Kim Naidzinavicius traf wieder, und hinten dirigerte Mannschaftsführerin Jenny Karolius konsequent und geschickt ihre Abwehr gegen den gefürchteten Leipziger Rückraum.
Fast wollte das Dach von der Smidt-Arena fliegen, als Kim Naidzinavicius in der 51. Minute zum 25:25 ausglich, alles schien wieder möglich, ein Sieg, wenigstens ein Punkt gegen den großen Favoriten war zum Greifen nah. Begleitet von tosendem Jubel auf den Rängen lief Kim Naidzinavicius Sekunden nach ihrem Ausgleich einen Gegenstoß - und scheiterte an Katja Kramarczyk. Die anschließende 26:25-Führung von Hubinger glich Nina Schilk noch einmal für die Elfen aus. Wieder keimte die Hoffnung, zumal Dana Centini bei ihrem Gastspiel im Elfen-Tor beim Stand von 26:27 einen Siebenmeter von Shenia Minevskaja hielt, doch dann baute Karolina Kudlacz-Gloc die Leipziger Führung 56 Sekunden vor dem Ende auf 26:28 aus. Denisa Glankovicova konnte mit dem letzten Elfen-Tor nur noch auf 27:28 verkürzen. "Wir haben mit viel Glück gewonnen", stellte HCL-Trainer Norman Rentsch fest: "Für meinen Geschmack war das heute ein bisschen zu spannend."
Renate Wolf war tief enttäuscht und doch auch ein bisschen stolz auf das, was sie in der zweiten Halbzeit von ihren Elfen gesehen hatte. "Das war ein deutlicher Schritt nach vorne, in die richtige Richtung", sagte die Chefin: "Wir werden in den nächsten Tagen im Training darauf aufbauen, und wir müssen auch den jungen Spielerinnen immer wieder vor Augen halten, wie wichtig es ist, dass sie Vertrauen in ihre eigene Stärke finden." Am nächsten Sonntag (25. Oktober/16.00 Uhr) kommt die TuS Metzingen in die Smidt-Arena, noch frisch ist die Erinnerung an die deutliche Niederlage gegen die Tussies im DHB-Pokal. "Wir schauen aber nicht zurück", sagte Renate Wolf, "wir schauen nach vorne. Der Blick zurück bringt uns nicht weiter."
Rund um das Spiel am Sonntag ließen sich 130 Menschen im Rahmen der Aktion "Oli will leben" von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) in der Smidt-Arena testen in der Hoffnung, einen geeigneten Spender für den an akuter Leukämie erkrankten Elfen-Helfer Oliver W. zu finden. Zusätzlich wurden mehr als 600 Euro für die DKMS gespendet. Die anschließende Versteigerung diverser Trikots und eines originellen Elfen-Weihnachtsbaumes brachte noch einmal gut 300 Euro in die Kassen der DKMS, die für jede Typisierung 50 Euro zahlen muss und für ihre lebensrettende Arbeit dringend auf Spenden angewiesen ist.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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