Flüchtlingshilfe: konkret und aus Überzeugung

Bericht von der Kreissynode zum Thema Flüchtlingshilfe

Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 15.06.2015 // Quelle: Evangelischer Kirchenkreis

Flüchtlingshilfe war das Hauptthema der 105. Synode des Kirchenkreises Leverkusen. Aufgrund ihres Menschenbildes engagiert sich die Kirche für Flüchtlinge, betonte Superintendent Gert-René Loerken. „Menschen sind eine Bereicherung, keine Belastung. Das gilt für alle, unabhängig von der Nationalität."

Der frühere Flüchtlingspfarrer des Kirchenkreises Dinslaken, Gerhard Greiner, informierte die Synodalen über die EU-Flüchtlingspolitik sowie die aktuelle Situation in Bund und im Land NRW. Die 1200 im April 2015 ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer seien gestorben, weil „die EU durch unterlassene Hilfeleistung tötet". Wie die EKD-Synode forderte Greiner legale Einreisemöglichkeiten. Eine Herausforderung sei es, der EU-Aufnahmerichtlinie zu entsprechen, die im Juli 2015 in Kraft tritt und die Mitgliedsstaaten verpflichtet, z.B. den Schutz von minderjährigen Flüchtlingen zu sichern, von Flüchtlingen mit Behinderung, von Älteren, Schwangeren, von Opfern von Gewalt. Vor Ort könnten Koordinatoren die vielen zur Flüchtlingshilfe motivierten Bürger schulen. Kirchen könnten Helfer in der Flüchtlingsarbeit segnen. Greiner empfahl den Kommunen, ihren Spielraum zugunsten von Flüchtlingen stets zu nutzen und sie lieber in Wohnungen als in großen Übergangswohnheimen unterzubringen.
Das geschieht bereits in Leverkusen. „Helfen Sie uns bei der Betreuung von Flüchtlingen!" rief Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn den Synodalen zu. „Werben Sie für die Unterbringung in privaten Einheiten." Er weiß von Nachbarschaften, die sich rührend um Flüchtlinge kümmern. Auch die Kirchen können zur Willkommenskultur beitragen.

Wie in Burscheid: Dirk Runge von der Stadtverwaltung lobte das positive Klima und die „enorme Hilfe" der evangelischen Kirche wie des katholischen Jugendwerks: „Ohne diese Partner würden wir es nicht schaffen." Gut vernetzt bietet Burscheid Einzelfallbetreuung, kostenlose Sport- und Musikkurse sowie Sprachkurse, auch speziell für Männer.

Wie wichtig Ansprechpartner in der Flüchtlingshilfe ist, betonte der 1. Beigeordnete Roland Liebermann aus Monheim. „Welcome" heißt ein neues Projekt zugunsten von Flüchtlingen. Nachbarschaftstreffen und Grillpartys könnten Flüchtlinge mit Einheimischen in Kontakt bringen „Da ist noch viel möglich."

„Wir beschränken uns nicht auf das, was gesetzlich gefordert ist. Wir bieten mehr an", sagte Marion Prell, 1. Beigeordnete in Langenfeld. Alle Asylbewerber erhalten Sprachkurse. Honorarkräfte betreuen sie, es gibt den Sozial- und Familienpass, Räume für Hausaufgaben und Spiele. Seit kurzen gibt es in Langenfeld ein ökumenisches Café International, das zur Begegnung und zur Absprache von Freizeitaktivitäten dient. Wichtig sei eine Vernetzung der Akteure. Mit kritische Blick nach Berlin fragte Frau Prell, warum die Kommunen nicht mehr Geld vom Bund für die Flüchtlingshilfe bekommen.

Was tut die Kirche für Flüchtlinge?
Die Synodalen konnten sich direkt über aktuelle Initiativen informieren:

Das Diakonische Werk wird eine Großkindertagespflege für Flüchtlinge anbieten. Im Alkenrather Familientreff bietet die Diakonie das Café International sowie Sprachkurse mit Kinderbetreuung an.
Das Evangelische Familien- und Erwachsenenbildungswerk hat bereits eine interaktive Theatervorführung zum Thema Integration realisiert sowie für Flüchtlinge Fahrräder repariert: Neu sind Veranstaltungen für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe.

Ein Netz von Beziehungen ist auch durch die Evangelische Kirchengemeinde in Burscheid entstanden. Ein Cafe ist zentraler Anlaufpunkt, es gibt Einzelfallbetreuung, Sprachkurse und Koordination ehrenamtlicher Arbeit. Eine Ausstellung über Flucht und Fluchtursachen wird an verschiedenen Orten gezeigt.

Die Stadt Langenfeld bietet allen Flüchtlingen Sprachkurse an, informiert mit einem mehrsprachigen Flyer über die wichtigsten Behörden und bietet einen Familien- und Sozialpass mit konkreten Vergünstigungen. Die Kirchengemeinde ist über ein ökumenisches Netzwerk sowie die Flüchtlingshilfe an der Entwicklung beteiligt.

Viele Aktionen hat der Leichlinger „Arbeitskreis Migration" bereits durchgeführt, in dem die Kirchengemeinde praktisch mitarbeitet.

Im Flüchtlingsrat Leverkusen wirken Kirchenvertreter mit. Die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen ist als „Leverkusener Modell bekannt und vorbildhaft.

Über 500 € Kollekte sammelte sie Synode bei ihrem Eröffnungsgottesdienst, in dem Pfarrerin Dagmar Jetter (Opladen) predigte, die auch Synodalbeauftragte für Flüchtlingsarbeit ist. Das Geld erhält die armenisch-evangelische Gemeinde in Aleppo (Syrien), die mit Seelsorge, aber auch Lebensmittelpaketen, Medikamenten, Mietzuschüssen und Heizöl Menschen in der vom Krieg betroffenen Stadt beisteht.

Weitere Themen der Synode
Synodalberichte und Finanzen

Mit Dank für die viele geleistete Arbeit nahm die Synode die Berichte über kreiskirchliche Arbeitsfelder entgegen. Die ständigen kreiskirchlichen Arbeitsfelder sind Flüchtlingsarbeit, Frauenarbeit, Gottesdienst und Kirchenmusik, Schule und Erziehung, interkulturelle Arbeit, christlich-jüdischer Dialog, das Jugendwerk, Krankenhausseelsorge, das Familien und Erwachsenenbildungswerk, Gustav-Adolf-Werk, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, Kindertageseinrichtungen, Weltanschauungsfragen, Öffentlichkeitsarbeit und Diakonie.
Alarmsignale kamen vom Finanzausschuss: Der Kirchenkreis gibt zur Erfüllung seiner Aufgaben jährlich 500.000 € mehr aus als er einnimmt. Allerdings sollen nicht die Gemeinden belastet werden, indem etwa die Umlage erhöht würde. Stattdessen beauftragte die Synode den Kreissynodalvorstand, Einsparmöglichkeiten zu finden. Anstelle von kreiskirchlichen Pfarrstellen sollen auch kostengünstigeren Anstellungsverhältnisse treten, wenn die Grundaufgaben erfüllt werden. Ebenso soll intensiv nach Zuschüssen und Beteiligungen von Partnern gesucht werden.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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