Der letzte Direktor des Carl-Duisberg-Gymnasiums ist tot.

Nachruf

Archivmeldung aus dem Jahr 2007
Veröffentlicht: 14.03.2007 // Quelle: Cedist

Karl Mutz, der letzte Direktor des Carl-Duisberg-Gymnasiums in Wiesdorf, ist am 7. März 2007 nach langer, schwerer Krankheit gestorben.

Der am 15. Mai 1931 geborene Mutz trat 1974 die Nachfolge von Dr. Erich Weingardt an. Seine Wahl war damals heftig umstritten, hatten sich doch Kollegium und Eltern-/Schülervertreter einvernehmlich für einen anderen Kandidaten ausgesprochen. Der Stadtrat entschied damals anders und berief Mutz zum neuen Direktor des CD-Gymnasiums. Diesen "Wahl-Makel", auch wenn er hier eher als Opfer zu sehen ist, haben ihm viele lange Zeit nicht verziehen.

Durch sein freundliches und offenes Wesen und seine verbindliche Art erwarb sich der Lehrer für die Fächer Englisch und Latein aber rasch Sympathien und Anerkennung bei den meisten Eltern, Schülern und Kollegen. Ein Lehrer-Kollege beschrieb ihn kürzlich so: "Herr Mutz war kein autoritärer Boss, kein Zeus, eher sah er sich als primus inter pares. Er war kein engstirniger Paragraphenreiter, er war selten - eigentlich nie - krank. Und er hat den Kolleginnen und Kollegen die Freiheiten und Möglichkeiten gelassen, auch außerunterrichtliche, aber der Schule zugute kommende Aktivitäten durchzuführen".

Der Dienstbeginn von Karl Mutz am CDG fiel in eine Zeit des Protestes gegen unzumutbare Zustände an der Schule: In den "Baracken" genannten provisorischen Klassenräumen für Sextaner und Quintaner liefen Ratten herum, die Fachräume (Chemie, Physik etc.) im Haupthaus waren in desolatem Zustand, da der Rat der Stadt Leverkusen über Jahre hinweg zwar verschiedene Schulen neu hatte bauen lassen, die Bestandssicherung bestehender Schulen aber sträflich vernachlässigt hatte. Mitte der 70er veranstalteten Schülermitverwaltung und Elternschaft eine Demonstration von der Schule in die Wiesdorfer Fußgängerzone, um eine Änderung zum Positiven hin zu bewirken. Und auch hier wurde er wieder unfreiwillig in eine Rolle "zwischen den Stühlen" gedrängt: Inhaltlich und mit Herzblut voll auf der Seite der demonstrierenden Schüler, Eltern, Lehrer, musste er als Direktor doch auf Weisung der Stadt Leverkusen ein Teilnahmeverbot aussprechen. Hier war "höhere Machtpolitik" im Spiel.

Bei den politisch Handelnden im Stadtrat hatte die Demonstration zwei Auswirkungen: Zum einen wurden zwar der naturwissenschaftliche Trakt errichtet und die Klassenräume im Haupthaus renoviert. Zum anderen war vielen Kommunalpolitikern aber auch ein Dorn im Auge, dass sich im Carl-Duisberg-Gymnasium offensichtlich eine selbstbewusste Schüler-, Lehrer-, Elternschaft entwickelt hatte, die für ihre Belange - zur Not auch lautstark - eintrat. Mitte der 80er ergab sich dann die Möglichkeit, diese stadtinterne Opposition auf subtile Art loszuwerden: Mit dem Argument sinkender Schülerzahlen und einer "Überversorgung" mit Schulen wurde der Beschluss gefasst, das Carl-Duisberg-Gymnasium - 1922 gegründet und somit das älteste Gymnasium der Stadt Leverkusen - zum Jahr 1992 hin zu schließen.
Tragischerweise war es ein SPD-Stadtrat, der dem SPD-Mann Mutz die Schule nahm. Karl Mutz konnte letztlich das Ende "seines" Carl-Duisberg-Gymnasiums nicht verhindern, auch dieses haben ihm viele bis heute nicht verziehen.
Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass er die Schließung gar nicht hätte verhindern können: Politische Ränkespiele werden woanders ausgetragen, und die Opfer - hier das CDG - haben in der Regel das Nachsehen.

Karl Mutz lud jedoch zum Ende der Schule - und dies war gleichzeitig der Beginn des "virtuellen Weiterlebens nach dem Tod" des Carl-Duisberg-Gymnasiums (www.cedist.de) - im Frühjahr 1992 zu einem großen Schulfest ein. Aus diesem Anlass hatte Mutz aus jedem Abitur-Jahrgang einige ehemalige Schüler angeschrieben mit der Bitte, ihre Jahrgänge "zusammenzutrommeln", was bei vielen offenbar auch funktioniert hatte. Dies war eine gute Grundlage zur Durchführung des Großen Schulfestes am 11. Mai 2002 (80 Jahre Einweihung, 10 Jahre Schließung des CDG). Auch Karl Mutz - schon fünf Jahre vor seinem Tod von seiner schweren Krankheit gezeichnet - war einer der Gäste und freute sich, dass rund 1.400 Cedisten den Weg aus aller Welt zurück an "ihr CD" gefunden hatten.

Der Tod von Karl Mutz bedeutet auch das Ende einer Ära im Leverkusener Schulleben, das Ende einer Reihe von hervorragenden Schuldirektoren. An zwei weitere sei daher an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erinnert, hatten sie doch das Carl-Duisberg-Gymnasium nachhaltig geprägt: Dr. Paul Leopold war "Gründungsdirektor" im Jahr 1922, welcher 1934 durch die Nationalsozialisten entlassen wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg die Schule von 1945 bis 1953 wieder leitete. Sein direkter Nachfolger wurde Dr. Erich Weingardt, der die Position als "Zeus" bis zu seiner Pensionierung innehatte.

Was bleibt nun jenseits der beschriebenen "großen Politik"? Die Erinnerung an einen freundlichen und zuvorkommenden "Direx", der immer ein offenes Ohr hatte für die großen und kleinen Dinge im Schulleben seiner Schüler und Kollegen, die Erinnerung an einen Pädagogen, der offenbar alle Cedisten (bis zu 1.500 gleichzeitig) namentlich kannte, die Erinnerung an einen guten Fach-Lehrer, einen Lehrer, der "als erster unter gleichen" (s.o.) mit geholfen hat, dass viele Schüler ein Abitur des traditionsreichen Carl-Duisberg-Gymnasiums in Leverkusen erworben haben. Darauf konnte Karl Mutz stolz sein!
Unser Mitgefühl gilt nun der Familie von Karl Mutz.
Wir werden Herrn Mutz nie vergessen und in guter Erinnerung behalten.
Für das Cedist-Team

Arnulf Marquardt-Kuron


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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