20 Jahre Stroke Unit am Klinikum Leverkusen


Archivmeldung aus dem Jahr 2020
Veröffentlicht: 28.10.2020 // Quelle: Klinikum

Anlässlich des 20 jährigen Jubiläums der Schlaganfallstation am Klinikum Leverkusen, weisen die Neurologen im Klinikum Leverkusen darauf hin, dass bei einem Schlaganfall jede Minute zählt und eine Behandlung nicht aus Angst vor einer Covid-19-Ansteckungsgefahr vermieden werden sollten.
Ende 2000 wurde in der Klinik für Neurologie die Spezialstation zur Behandlung von Schlaganfällen (Stroke Unit) eingerichtet, in der mittlerweile pro Jahr ca. 900 akut erkrankte Patienten behandelt werden. Obwohl ein Schlaganfall ein Notfall ist, bei dem jede Minute zählt, haben einige Patienten, die dringend behandlungsbedürftig gewesen wären, im Frühjahr während der ersten Phase der Corona-Pandemie die Krankenhausbehandlung vermieden.
Diese Beobachtung haben bundesweit nicht nur Neurologen, sondern auch Kardiologen gemacht, und man darf davon ausgehen, dass dieses zwar verständliche aber irrtümliche Verhalten vielen Patienten geschadet hat. Allein im Klinikum Leverkusen sind mehrere Fälle bekannt. „20 Jahre Stroke Unit am Klinikum Leverkusen sind die beste Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sich das in der zweiten Welle der Pandemie nicht wiederholen darf“, appelliert der Direktor der Klinik für Neurologie, Priv.-Doz. Dr. Hans-Ludwig Lagrèze.

Es gilt: „Time Is Brain“
Trotz großer Fortschritte in der Prävention führt die Zunahme der Lebenserwartung dazu, dass Schlaganfälle immer noch die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Quelle dauerhafter Behinderungen ausmachen. Daher muss für jeden Patienten jede Chance genutzt werden die therapeutischen Möglichkeiten des Klinikum zu nutzen.
Vor allem bei Gehirninfarkten, die den größten Teil der Schlaganfälle ausmachen, hat es große Fortschritte gegeben. „Da das Gehirn eine Mangeldurchblutung nur für sehr kurze Zeit tolerieren kann, besteht ein hoher Zeitdruck, dass Spezialisten effektiv und gut organisiert die Behandlung starten können, denn es gilt: „Time is Brain“, sagt Priv.-Doz. Dr. Hans- Ludwig Lagrèze, Direktor der Klinik für Neurologie.
Die Klinik für Neurologie im Klinikum Leverkusen gehörte immer zur ersten Generation der Spezialkliniken, die neue wissenschaftliche Evidenz in die praktische Arbeit umgesetzt haben. Und das gilt für alle drei großen Innovationen in der Schlaganfallbehandlung:

1. Stroke Unit:
Mittlerweile ist diese am Klinikum eine sehr moderne Funktionseinheit mit 10 Betten. Hier wirken Ärzte, Pflegende und Rehabilitationsdienste in der Frühphase der Schlaganfallerkrankung zusammen mit dem Ziel Vitalfunktionen zu überwachen, die Gehirndurchblutung zu optimieren, Komplikationen zu behandeln und früh mit der Rehabilitation zu beginnen. Parallel dazu muss jeweils die individuelle Schlaganfallursache geklärt werden, wobei Radiologie und Kardiologie unterstützen. Die Neurologie koordiniert die interdisziplinäre Zusammenarbeit, zu der auch die Gefäßchirurgie beiträgt, und bereitet auch die nächsten Schritte in der Behandlungskette vor, wie z. B. Prävention und Rehabilitation.
Die Wirkung der Stroke Unit als Funktions- und Organisationseinheit zeigt sich in der Verkürzung der Verweildauer im Krankenhaus, geringerer Sterblichkeit und besserer Funktionalität nach einem Schlaganfall im Gesamtverlauf.
2. Lysetherapie:
Mit der Infusion des Medikamentes Alteplase können Gerinnsel in einem Blutgefäß aufgelöst werden mit dem Ziel, die Gehirndurchblutung wieder herzustellen.
Voraussetzung ist, dass keine Kontraindikationen vorliegen und insbesondere Patienten sehr schnell zur Behandlung kommen, da jenseits von 4,5 Stunden keine Effektivität der Behandlung mehr bewiesen ist.
1997 war das Klinikum eine der ersten Kliniken, die diese Behandlung begonnen haben, die mittlerweile längst internationaler Standard ist.
3. Thrombektomie:
Hier werden durch interventionelle Neuroradiologen mechanisch mit einer Kathetertechnik Blutgerinnsel aus den Gehirnarterien entfernt. Seit fünf Jahren werden die Patienten in Kooperation mit zwei Kölner Kliniken behandelt, in diesem Jahr das Klinikum begonnen, diese Therapieoption hier auch in Leverkusen gemeinsam mit 360grad aufzubauen.
Qualifizierte Stroke Units unterliegen einer externen Qualitätskontrolle durch einen rigorosen Zertifizierungsprozess. Alle drei Jahre wird dem Klinikum von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft attestiert, dass bei uns eine moderne Schlaganfallversorgung auf sehr hohem Niveau stattfindet.

Klinik für Neurologie im Klinikum Leverkusen koordiniert die Spezialdisziplinen
Moderne Schlaganfallmedizin ist interdisziplinär und interinstitutionell. Das Klinikum hat eine Behandlungskette implementiert, die bereits durch den Notarzt vor Ort beginnt, und in der Stroke Unit und dann auf der Normalstation fortgesetzt wird und anschließend in die rehabilitative und ambulante Behandlung überleitet.
So hat das Klinikum bereits 1996 die „Schlaganfall-Kooperative Leverkusen“ unter neurologischer Leitung auch mit Beteiligung der beiden anderen Leverkusener Krankenhäuser gegründet.
Mittlerweile ist die Stroke Unit Teil des Neurovaskulären Netzwerkes der Region Köln, in der sich sieben Kliniken, die sich besonders der Schlaganfallmedizin widmen, zusammengeschlossen haben.
So selbstverständlich die interdisziplinäre Kooperation ist, so wichtig ist auch, dass es eine klar definierte, fallführende Instanz gibt, die die Aktivität aller Spezialdisziplinen koordiniert.
Das ist das Team der Stroke Unit der Klinik für Neurologie, das in den letzten 20 Jahren mehrere tausend Patienten behandelt hat.
Der Bedeutung dieser Behandlungseinheit zeigt sich äußerlich auch darin, dass die Stroke Unit vor drei Jahren einen großzügig und freundlich gestalteten Neubau beziehen konnte. Das Klinikum versucht immer den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
Dazu gehört auch ein architektonisch gelungenes Ambiente, für das das Klinikum nach eigener Aussage von Fachbesuchern beneidet werden.
Schlaganfällen muss man vorbeugen, sie im Ernstfall aber schnell und effektiv gemäß einem hohen internationalen Standard behandeln. Das gilt auch und besonders in Zeiten von Corona.


Ort aus dem Stadtführer: Klinikum
Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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