Eröffnung Nahaufnahme - Filmfestival Migration | Integration


Archivmeldung aus dem Jahr 2011
Veröffentlicht: 12.10.2011 // Quelle: Stadtverwaltung

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn hielt anläßlich der Eröffnung Nahaufnahme - Filmfestival Migration | Integration heute im Forum - Filmstudio folgende Rede

"Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, Sie hier im Forum-Filmstudio begrüßen zu können und mit Ihnen gemeinsam das Filmfestival "Nahaufnahme", für das ich wieder gerne die Schirmherrschaft übernommen habe, zu eröffnen. Das Filmfestival beschäftigt sich mit dem Thema Migration und Integration, und das passt zu unserer jungen Stadt Leverkusen, die nur durch Zuwanderung zur heutigen Größe hat wachsen können. Bei der Stadtgründung 1930 lebten hier 66.000 Menschen, heute sind es rund 161.000 Bürgerinnen und Bürger aus 130 Nationen. Sie sehen, Leverkusen hat von Anfang an auf Zuwanderung aus dem In- und Ausland gesetzt.

Statistisch hat ein Drittel der Leverkusener Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Fragen Sie einmal nach, im Bus, im Theater, im Kino, am Arbeitsplatz. Sie werden hören, dass der Mann aus Italien eingewandert ist, die Frau neben der deutschen auch die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, dass die Eltern als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen sind, der vermeintliche Türke schon immer Deutscher war. Es gibt sehr viele Geschichten dieser Art. Einige werden Sie in den Filmen kennenlernen.

Es passt sehr gut, dass der Eröffnungsfilm "Almanya - Willkommen in Deutschland", den wir heute sehen werden, ein türkisches Familienschicksal erzählt. Unter den ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bilden die türkischen Staatsangehörigen in Leverkusen die größte Gruppe. Die Geschichte des Films geht zurück auf die erste Generation der Einwanderer aus der Türkei. Sie sind im Zuge des Abkommens zur "Anwerbung und Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte", das die Bundesrepublik Deutschland mit der Türkischen Republik vor 50 Jahren geschlossen hat, nach Deutschland gekommen. Damals standen die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten im Vordergrund. Welche Auswirkungen dies auf die Familien und die nachfolgenden Generationen haben wird, konnte damals niemand voraussehen. Der Film erlaubt einen sehr persönlichen Blick in diese Entwicklung mit ihren Konflikten und Freuden in der neuen und der alten Heimat.

Dieser und auch die anderen Filme des Festivals sind wichtige Beiträge zur Integration. Sie fördern das Verständnis für Migrationsschicksale und zeigen, dass uns diese Schicksale interessieren. Dass dem so ist, beweist auch der große Erfolg des Eröffnungsfilms "Almanya - Willkommen in Deutschland". Der Film lockte schon mehr als 1,1 Millionen Menschen in Deutschland in die Kinos. In dem Interesse der vielen Kinobesucher, aber auch in dem Bedürfnis, die eigene Geschichte in einem Film zu erzählen, sehe ich ein gutes Zeichen für die Bereitschaft zur Integration - auf beiden Seiten.

Ein Verdienst des Filmfestivals ist, dass es uns auch noch einmal die Vielfalt vor Augen führt, die in dem Thema "Menschen mit Migrationshintergrund" steckt. Es werden die großen Themen des Lebens auf der Kinoleinwand behandelt: Liebe und Freundschaft, Vertrauen und Verrat, Verständnis und Missverständnis, Hoffnung und Enttäuschung, Jugend und Alter. Außerdem spielen Schule, Arbeit, Beruf, Hochzeit und Heimat eine Rolle. Nahezu jede Lebenssituation finden Sie filmisch in das Thema eingebunden.

Das Programmheft zum Filmfest gibt Informationen darüber, wie sich die Themen der Filme in Leverkusen darstellen. So erfahren Sie, dass es auch in Leverkusen mit den Folkfellows eine interkulturell zusammengesetzte Musikgruppe gibt, wie im Film "Das Orchester von Piazza Vittorio". Der Film läuft morgen und die Folkfellows spielen vor dem Film ein kurzes Konzert. Auch die Themen Aufenthaltsstatus, jugendliche Flüchtlinge, Rolle der Frauen aus Zuwandererfamilien und das besondere deutsch-polnische Verhältnis werden angesprochen. Und Sie werden erfahren, dass eine Hochzeit mit Migrationshintergrund in unserer Stadt wahrscheinlich häufiger vorkommt, als Sie bisher geglaubt haben.

Es ist wichtig, sich die Fakten und die Bandbreite des Themas vor Augen zu führen, um sich darüber klar zu werden, wie sich die Stadtgesellschaft, in der wir leben, zusammensetzt, und ob die eigene Vorstellung auch der Realität entspricht. In der öffentlichen Wahrnehmung ist vielfach ein Bild entstanden, das von der Berichterstattung über Defizite im Integrationsprozess geprägt wurde. Natürlich ist es eine wichtige Aufgabe für Politik, Verwaltung und Gesellschaft, diesen Defiziten zu begegnen und Verbesserungen zu erreichen. Aber es wird weder den Menschen noch der Wirklichkeit gerecht, das Thema "Migration und Integration" auf die Dinge zu verkürzen, die noch nicht funktionieren. Insbesondere nicht bei uns in Leverkusen, wo das Zusammenspiel der Leverkusener Bevölkerung und der vielen Organisationen, die in der Integration hervorragende Arbeit leisten, zu guten Ergebnissen kommt. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle den Integrationsrat und dessen Vorsitzenden Sam Kofi Nyantakyi, der seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner ist. Dieses gute Miteinander und Füreinander gilt es zu unterstützen und in alle Gesellschaftsbereiche zu tragen. Das Filmfestival Nahaufnahme ist ein gutes Beispiel für diesen Prozess.

Es freut mich als Oberbürgermeister besonders, dass dieses Beispiel aus Leverkusen "Schule gemacht" hat. Im vergangenen Frühjahr fand das Filmfestival "Nahaufnahme" zum ersten Mal statt. Es wurde vom Kulturbüro der KulturStadtLev entwickelt und mit dem Kommunalen Kino und dem Scala-Kino in Opladen durchgeführt. Das Projekt ist im Rahmen eines Workshops anderen Städten in der Kulturregion Rheinschiene vorgestellt worden. Daraus entstand eine regionale Arbeitsgemeinschaft, die das Festival in diesem Jahr, außer in Leverkusen, auch in Bergisch Gladbach und im Rhein-Sieg-Kreis auf die Leinwand gebracht hat. Allen Beteiligten sei an dieser Stelle für ihre engagierte Arbeit gedankt.

Abschließend möchte ich auch dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der Sparkasse Leverkusen, der EVL und der Wupsi danken, die als Sponsoren und Unterstützer für das Filmfestival einen entscheidenden Beitrag geleistet haben.

Ich wünsche Ihnen heute und in den nächsten Tagen gute Unterhaltung bei den Filmen und den Gesprächen zum Thema Migration und Integration."


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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