Vostell-Austellung im Schloß eröffnet


Archivmeldung aus dem Jahr 2010
Veröffentlicht: 06.06.2010 // Quelle: Stadtverwaltung


Reden zur Ausstellungseröffnung


Aktion "Umgraben"
Anläßlich der Ausstellungseröffnung "Das Theater ist auf der Straße. Die Happenings von Wolf Vostell" hielt OB Buchhorn folgende Rede:
"Sehr geehrter Herr Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff, sehr geehrte Frau Generalsekretärin Wyrwoll [von der Kunststiftung NRW], sehr geehrter Herr Dr. Emmerling [vom Goethe-Institut], sehr geehrte Frau Guardado Olivenza Vostell, sehr geehrter Rafael Vostell, sehr geehrter Herr Agúndez García [Direktor des Museo Vostell Malpartida],

sehr geehrte Frau Kulturausschussvorsitzende Arnold, sehr geehrter Herr Adomat, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist mir eine außerordentliche Freude, Sie heute hier zu begrüßen - fast 20 Jahre nachdem Herrn Dr. Heinzelmanns Vor-Vorgänger, Dr. Rolf Wedewer, der auch unter uns ist, von Leverkusen aus die bislang größte Retrospektive des Gesamtwerks von Wolf Vostell plante.
Sie wurde 1992 in sechs Ausstellungshäusern gleichzeitig gezeigt. Ich freue mich und es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir, die Stadt Leverkusen, diesen Faden wiederaufnehmen, um Wolf Vostell als gebürtigen Leverkusener und Künstler von Weltrang zu würdigen und sein künstlerisches Vermächtnis so eng als möglich an unser Museum zu binden. Es soll den Kern eines für Leverkusen geplanten Zentrums für die Fluxus-Kunst bilden.

Auf dem Weg zu einem solchen, auf das Rheinland konzentrierten aber international agierenden Fluxuszentrum haben wir bereits wichtige Schritte getan. 2008 gelang es mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen ein hervorragendes Konvolut von Werken Wolf Vostells aus der Remscheider Sammlung Ruepp dem Museum Morsbroich als Dauerleihgaben des Landes NRW zu übergeben und damit den Sammlungsbestand an Werken Vostells erheblich zu bereichern.
Anfang 2009 konnte die Stadt Leverkusen am Museum Morsbroich die Stelle eines Kurators für Fluxus-Kunst einrichten und diese mit Herrn Dr. Fritz Emslander besetzen. Als Kurator der ersten großen Überblicksausstellung zu Wolf Vostells Happenings, die wir heute eröffnen, stellt er seine Kompetenz unter Beweis. Er hat den gewichtigen Ausstellungskatalog bearbeitet, der nicht nur ein Interview mit Mercedes Vostell und mehrere Essays, sondern auch einen 200-seitigen Anhang mit einer Fülle von Bild- und Textdokumenten aus dem - im Museo Vostell Malpartida aufbewahrten - Happening Archiv Vostell beinhaltet.
Ganz im Sinne des zu errichtenden Fluxuszentrums als Ausstellungs- und Forschungszentrum soll die zweisprachig deutsch-spanisch vorliegende Publikation eine neue, auch wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Happening anregen. Ausstellung und Buch sind Ergebnis einer politisch herausragenden Kooperation.
Ermöglicht wurde sie im Rahmen der Projektreihe Europäische Partnerschaften durch die Unterstützung der Kunststiftung NRW und des Goethe-Instituts, denen ich für Ihr Engagement sehr danken möchte.
"Das Theater ist auf der Straße. Die Happenings von Wolf Vostell" ist ein Gemeinschaftsprojekt des Museum Morsbroich, Leverkusen, und des Museo Vostell Malpartida, zweier Häuser, die sich in besonderer Weise des Werks von Wolf Vostell annehmen - das eine in Vostells Geburtsort, das andere in seiner zweiten Heimat, der Extremadura. Erstmalig führen die beiden Museen gemeinsam eine Ausstellung durch, die an beiden Orten gezeigt wird, um dem deutschen wie dem spanischen Publikum einen Überblick über Wolf Vostells Schaffen als Vorreiter und Protagonist des europäischen Happenings zu präsentieren.

Vostells Happenings machten den Zuschauer zum Beteiligten. Sie machten es den Teilnehmern aber nie leicht - denn von ihnen hing das Gelingen eines jeden Happenings ab!
Vehement forderte Vostell als künstlerisch-moralische Instanz einen neuen Blick auf die häufig unbequeme Wirklichkeit. Er zerlegte ihre Wahrnehmung in Bestandteile und kombinierte sie neu. Vostell konzentrierte in seinen Happenings eine Realität, die er sozial-, kultur- und medienkritisch kommentierte.

So waren seine Happenings als Eingriffe in die Realität und den Alltag konzipiert, Eingriffe, die reale Zeitabläufe aussetzen, herkömmliche Zusammenhänge trennen und "normale" Denkprozesse stören sollten.
Kunstereignisse zwischen Spiel und Ernst, die einen Anstoß gaben, die eigene Erlebnis- und Erkenntnisfähigkeit zu erweitern - ein Impuls, der sich noch heute, in der Ausstellung, in den zahlreichen Dokumenten, Fotografien und Filmen, in den Partituren, Objektbildern und Environments mitteilt. In ihrer grundsätzlichen Stoßrichtung und auch mit vielen ihrer Themen hat Vostells Kunst, wie ich meine, nichts an Aktualität und Dringlichkeit eingebüßt.
Wir dürfen also nicht nur stolz sein auf diesen berühmten Sohn unserer Stadt, wir können auch immer noch von ihm lernen, unsere Sinne und unser Bewusstsein für das eigene Leben schärfen, indem wir uns für seine Kunst öffnen. Um diese Begegnung und die Auseinandersetzung mit den Werken von Wolf Vostell dauerhaft zu ermöglichen, begrüße ich die Pläne des Museum Morsbroich für den Erwerb eines großen musealen Querschnitts aus dem Nachlass Wolf Vostells und die damit verbundene Planung eines Erweiterungsbaus, der im Kern der Präsentation dieser Werke dienen soll.
Der Museumsverein Morsbroich hat im letzten Jahr das international renommierte Architekturbüro Kuehn Malvezzi beauftragt, einen Entwurf für den Erweiterungsbau zu erarbeiten. Mit dem architektonischen Entwurf hat das Vorhaben bereits sehr konkrete Formen angenommen: ein großzügiger, zweigeschossiger Bau soll am Rand der rückwärtigen Parkanlage errichtet werden, in Sichtweite des Schlosses. Ich sage dem Museum Morsbroich gerne nochmals zu, dass ich, soweit ich kann, alles dafür tun werde, für diesen Bau Grund und Boden zur Verfügung zu stellen und alles Mögliche zur Förderung dieses Projekts tun zu wollen, um damit der besonderen Wertschätzung des Werks und der Person von Wolf Vostell Ausdruck zu verleihen.

Bitte haben Sie angesichts der wirklich nicht positiven Haushaltslage der Stadt Verständnis dafür, dass ich, weil es noch keine entsprechenden Beschlüsse des Rates der Stadt Leverkusen gibt, nur für mich persönlich und nicht im Namen der Stadt sprechen kann.

Dennoch gilt mein ausgesprochener und herzlicher Dank hier der Familie Vostell, insbesondere Mercedes Vostell, die die Pläne zur Errichtung eines Fluxuszentrums in Leverkusen wesentlich mitträgt, indem Sie Hauptwerke Ihres Mannes für den geplanten Erwerb durch das Museum zurückhält und das Museum Morsbroich zusammen mit ihren Söhnen Rafael und David nach Kräften bei der Einwerbung der hierfür nötigen Mittel unterstützt.

Der Ausstellung, welche die Familie als Kooperationspartner begleitet und für die sie wichtige Leihgaben zur Verfügung stellt, wünsche ich an beiden Orten, in Leverkusen und Malpartida de Cáceres, viel Erfolg. Dem Happening-Werk Vostells wünsche ich eine große Resonanz und eine rege Publikumsbeteiligung und freue mich in diesem Sinne darauf, mit unseren spanischen Gästen und Herrn Dr. Heinzelmann gleich im Anschluss - wenn es auch noch nicht der Spatenstich für den Erweiterungsbau ist - so doch die ersten Schaufeln in Vostells Environment "Umgraben" zu setzen.


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Kultur
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