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Bayer übernimmt Aventis CropScience

Aus den Ausführungen von Dr. Manfred Schneider


In der vergangenen Nacht haben wir die Verhandlungen bezüglich der Übernahme von Aventis CropScience erfolgreich abgeschlossen. Die Verträge mit Aventis und Schering sind unterschrieben - und wir sind optimistisch, dass auch das "Closing", also die Übernahme der Geschäfte, zügig erfolgen wird.

Einschließlich aller Verbindlichkeiten werden wir 7,25 Milliarden Euro für die Übernahme bezahlen. Das ist die größte Akquisition und damit ein neues Highlight in der bisherigen Bayer-Geschichte.

Durch die Übernahme von Aventis CropScience werden wir eine wichtige Säule unseres Konzernportfolios, nämlich den Bereich Pflanzenschutz, erheblich stärken und unsere Ertragskraft deutlich verbessern.

Mit einem addierten Umsatz von rund sieben Milliarden Euro auf der Basis des laufenden Jahres werden wir zu einem der führenden Unternehmen in den Bereichen Pflanzenschutz und Biotechnologie aufsteigen. Ob wir nun letztlich Weltmarktführer sein werden oder knapp dahinter die Nummer 2, wird die Entwicklung der nahen Zukunft zeigen. Wichtig ist: von Platz 5 haben wir einen beträchtlichen Sprung nach vorne gemacht in einem für uns sehr profitablen Kerngeschäft.

Die Verhandlungen - und dies möchte ich ganz besonders betonen - waren geprägt von großer Kooperationsbereitschaft und dem gegenseitigen Vertrauen aller Beteiligten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich diese ausgezeichnete Zusammenarbeit auch in der kommenden Integrationsphase fortsetzen wird.

Bei grenzüberschreitenden Transaktionen werden kulturelle Unterschiede oft als mögliches Hindernis genannt. In unserem Fall haben wir jedoch den Eindruck, dass es keine Verständnisschwierigkeiten gibt.

Sowohl Aventis CropScience als auch Bayer sind global operierende Unternehmen. Wir haben das gleiche Verständnis für die Ziele der Transaktion. Dass wir beide europäische Unternehmen und zudem gute Nachbarn sind, macht die Sache noch leichter.

Meine Damen und Herren, wie bereits nach unserer Aufsichtsratssitzung Mitte September mitgeteilt, wollen wir Aventis CropScience und die bisherige Bayer-Pflanzenschutzsparte in einem eigenständigen Unternehmen mit dem Namen "Bayer CropScience" zusammenführen - natürlich unter dem Dach des Bayer-Konzerns.

Nachdem wir die Verhandlungen zur Übernahme dieser Aktivitäten aufgenommen haben, waren wir uns im Vorstand schnell einig darüber, ein eigenes Pflanzenschutz-Unternehmen zu gründen.

Wir sind überzeugt, dass dies der beste Weg ist, um die notwendige Integration so schnell wie möglich zu einem Erfolg zu bringen und das Agro-Geschäft so zu führen, wie es die Markt- und Wettbewerbsbedingungen erfordern. Wir wollen ein modernes Unternehmen schaffen, das im Grundsatz über die gleichen Strukturen verfügt wie die führenden Wettbewerber - mit einem kompletten Angebot des gesamten Pflanzenschutzmittel-Portfolios inklusive biologischer Produkte und Saatgut.

Die neue Organisationsform hat mehrere Vorteile: Zum einen bilden wir eine schlagkräftige Einheit, die flexibel und unabhängig am Markt agieren wird. Zum anderen erleichtert die Gründung einer 100prozentigen Bayer-Tochtergesellschaft die Integration von Aventis CropScience erheblich.

Man darf nicht vergessen, das wir ein Geschäft übernehmen, welches deutlich größer ist als unser gegenwärtiges. Wir sind sicher, in dem neuen Unternehmen eine Aufbruchstimmung erzeugen zu können, die uns stark macht, die Führung im internationalen Wettbewerb auszuweiten.

Mit einer ausgewogenen markt- und kundenorientierten Führungsstruktur werden wir sowohl der Kultur beider Firmen wie auch dem Wettbewerbsumfeld gerecht werden.

Herr Dr. Wulff, der die neue Gesellschaft "Bayer CropScience" leiten soll, wird Ihnen im Anschluss nähere Informationen über die Integrationsphase und die zukünftige Aufstellung des Unternehmens sowie das weltweite Netz der Standorte geben.

Meine Damen und Herren, das Arbeitsgebiet Landwirtschaft bei Bayer ist bereits heute sehr rentabel. Bayer CropScience wird noch besser aufgestellt sein. Bis zum Jahr 2005 erwarten wir eine Steigerung des Gesamtumsatzes auf über 8 Milliarden Euro mit einer Umsatzrendite von 20 Prozent.

Denn wir werden durch die Zusammenlegung schneller als der Markt wachsen: Während das durchschnittliche Wachstum des Marktes mit knapp 2 Prozent prognostiziert wird, gehen wir von einem jährlichen Umsatzanstieg von 4,5 Prozent aus mit einer ebenfalls überdurchschnittlichen Rentabilität.

Aventis CropScience ist nämlich besonders stark in Bereichen, die über erhebliches Wachtumspotenzial verfügen. Das gilt für allem für die Biotechnologie. Mit der Übernahme erhalten wir Zugang zu diesem Schlüssel-Segment. Gleiches gilt für Saatgut. Auch hier kommt uns das erworbene Know-how zugute.

Aventis CropScience ist deshalb der ideale Partner für unser Pflanzenschutzgeschäft. Denn auch in den Marktsegmenten, in denen Bayer bereits aktiv ist, ergänzen wir uns sehr gut. Unsere besondere Stärke im Pflanzenschutz liegt bei den Insektiziden, während wir bei Fungiziden und Herbiziden noch besser werden können und wollen.

Und genau das erreichen wir jetzt mit Aventis CropScience. In allen klassischen Segmenten werden wir zu den drei weltweit führenden Anbietern zählen: Bei Insektiziden werden wir zur Nummer 1 und bei Fungiziden und Herbiziden rücken wir ebenfalls auf Spitzenpositionen vor.

Auch unsere globale Präsenz verbessern wir deutlich. Zusammen mit dem Pflanzenschutzgeschäft von Aventis besetzt Bayer künftig in allen wichtigen Regionen der Welt einen der ersten drei Plätze. Vor allem außerhalb Europas und insbesondere in dem für uns besonders wichtigen nordamerikanischen Markt werden wir sehr viel schlagkräftiger.

Eine wichtige Schlüsselrolle spielt auch die Forschungs-Plattform, die wir durch die Zusammenführung der Forschungsaktivitäten schaffen. Schon getrennt haben Bayer und Aventis CropScience ihre Entwicklungskompetenz unter Beweis gestellt und hervorragende Produkte herausgebracht. Die gemeinsame Forschungs-Pipeline ist gut gefüllt. Auch dazu wird Ihnen Dr. Wulff noch weitere Erläuterungen geben.

Zusätzlich zu der verbesserten Marktposition werden wir zahlreiche Synergiepotenziale erschließen. Denn ein wichtiger Erfolgsfaktor für nachhaltiges Wachstum ist die Schaffung wettbewerbsfähiger Kostenstrukturen. Auch in dieser Hinsicht sehen die Perspektiven gut aus. Wir erwarten aus der Zusammenführung unserer Aktivitäten Synergien in Höhe von 500 Millionen Euro jährlich, die wir in voller Höhe ab dem Jahre 2005 realisieren können.

Einspar-Potenziale sehen wir vor allem in der Straffung unserer Produktion, in Verwaltung und Vertrieb sowie durch Fokussierung der Forschungsaktivitäten. Einen erheblichen Anteil machen zudem Marktsynergien aus. Sie entstehen dadurch, dass wir unseren Kunden eine komplette Produktpalette anbieten können.

Aus dem Kauf von Aventis CropScience ergeben sich einmalige Restrukturierungskosten in Höhe von 500 Millionen Euro insgesamt - verteilt auf die kommenden drei Jahre. Wir erwarten, dass die Transaktion bereits ab 2004 einen positiven Ergebnisbeitrag bringt.

Sie sehen, der Erwerb von Aventis CropScience ist wirtschaftlich attraktiv, strategisch sehr sinnvoll und steht im Einklang mit den Unternehmenszielen.

Mit einer breiten Aufstellung in allen wichtigen Anwendungsgebieten, weltweit starker Präsenz, einem kompletten Produkt-Portfolio, einer ausgezeichneten Basis in der Biotechnologie und im Saatgutgeschäft sowie wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen und ausreichender kritischer Masse haben wir die besten Voraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Wachstumsstrategie im Arbeitsgebiet Landwirtschaft. Wir werden nun mit Nachdruck daran arbeiten, dass die Integration in Form der Gründung einer neuen Gesellschaft so schnell wie möglich erfolgt.

Dazu steht zunächst die Anmeldung der Akquisition bei den relevanten Kartellbehörden auf dem Programm. Wir können nicht ausschließen, dass diese bei dem ein oder anderen Produkt intensiv prüfen. Um möglichen Fragen zuvorzukommen, sage ich bereits jetzt ganz deutlich: Wir sind an dem gesamten Geschäft interessiert und haben gute Argumente für die kartellrechtliche Unbedenklichkeit.

Die notwendige Genehmigung durch die Behörden erwarten wir ? wenn alles nach Plan läuft - spätestens gegen Ende des ersten Quartals 2002.

Meine Damen und Herren, wir haben immer betont, dass wir in unserer Konzernstruktur flexibel sind, wenn es die Umstände erfordern. Mit einer derart großen Akquisition wie Aventis CropScience ist ein solcher Fall eingetreten. Deshalb werden wir das gemeinschaftliche Geschäft in einer eigenständigen Gesellschaft unter dem Bayer-Dach führen.

So viel zu unserer Akquisition aus meiner Sicht.

Die Ereignisse um Lipobay sind Vorgänge von ähnlich großer Bedeutung ? leider in keinem erfreulichen Sinne. Sie wissen, dass wir nach dem Rückzug unseres Cholesterinsenkers mit seinen gravierenden Auswirkungen auf das Bayer-Ergebnis die Ausrichtung und damit die zukünftige Ertragsfähigkeit unseres Pharma-Bereiches auf den Prüfstand gestellt haben. Auch unsere gesamte Unternehmensstruktur haben wir kritisch durchleuchtet.

Dabei sind wir zu dem Schluß gekommen, dass unsere Vier-Säulen-Strategie mit der Fokussierung auf die Kernbereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Polymere und Chemie auch für die zukünftige Unternehmensstrategie richtig ist.

Allerdings müssen wir unsere Kerngeschäfte stärken und dort, wo es erforderlich ist, die Strukturen verändern. Und zwar so, dass wir alle erforderlichen strategischen Optionen nutzen können.

Dazu gehört auch, dass wir unser Pharmageschäft mit seinen großen Chancen weiterführen und nicht veräußern. Denn das Gesundheits-Geschäft ist und bleibt eine tragende Säule unserer Unternehmenspolitik.

Deshalb haben wir uns zu einer neuen Pharma-Strategie entschlossen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Forschung bis zum Vertrieb sichert. Dabei wollen wir zugleich die vielfältigen Synergien zwischen den verschiedenen Segmenten unseres Arbeitsgebietes Gesundheit erhalten.

Als Konsequenz werden wir - ähnlich unseren Aktivitäten im Pflanzenschutz - auch die Geschäftsbereiche des Arbeitsgebietes Gesundheit in eine rechtlich selbstständige Einheit überführen. Dabei wollen wir aufgrund der immer stärker auseinandergehenden Erfolgsfaktoren und Marktstrukturen das Pharma-Geschäft und die Biologischen Produkte innerhalb der neuen Gesellschaft in zwei separaten Geschäftsbereichen führen. Nur so können wir gewährleisten, dass Führungsstruktur und Organisation in beiden Bereichen den jeweils spezifischen Anforderungen gerecht werden.

Denn in dem ethischen Geschäft mit seiner umfassenden, innovativen Wirkstoff-Forschung und der auf breite Märkte zielenden Vermarktung sind die Anforderungen wesentlich anders als im Biologika-Geschäft, das von der Verfahrenstechnologie und Spezialmärkten mit überschaubaren Patientengruppen geprägt ist.

Allerdings sind wir der Überzeugung, dass wir in beiden Bereichen nach strategischen Partnerschaften Ausschau halten müssen.

Mit der im Laufe des kommenden Jahres umzusetzenden Neuorganisation des bisherigen Arbeitsgebietes Gesundheit haben wir in unserem Konzernverbund ein "Healthcare-Unternehmen" mit den Segmenten Pharma, Consumer Care, Diagnostika und Biologische Produkte mit einem Gesamtumsatz von 10 Milliarden Euro, das ohne Frage genügend kritische Masse besitzt, um auch die kapitalmäßige und unternehmerische Führerschaft in einer möglichen Kooperation zu übernehmen.

Die Organisation in einer separaten Unternehmenseinheit schafft in jedem Fall größere Flexibilitäten für notwendige strategische Partnerschaften.

Meine Damen und Herren, welche weiteren Konsequenzen sich nach den Ausgliederungen unserer Kerngeschäfte Pflanzenschutz und Gesundheit organisatorisch für diese Bereiche und für den übrigen Konzern ergeben, diskutieren wir derzeit sehr intensiv.

Obwohl das Polymergeschäft derzeit in besonderem Maße unter den negativen Einflüssen der weltweiten Konjunkturschwäche leidet, halten wir grundsätzliche strukturelle Veränderungen nicht für erforderlich. Denn unsere Position ist im Vergleich zum Wettbewerb noch immer gut. Für uns steht Wachstum aus eigener Kraft eindeutig im Vordergrund.

Für das Arbeitsgebiet Chemie besteht indes weiterer Handlungsbedarf, um diesen Bereich für die Zukunft zu stärken.

Wie Sie wissen, haben wir für den gesamten Konzern bereits vor längerer Zeit Maßnahmen zur Restrukturierung und Ergebnis-Verbesserung beschlossen und eingeleitet.

Wir wollen bis zum Jahr 2005 Einsparungspotenziale in der Größenordnung von 1,8 Milliarden Euro jährlich im Konzern realisieren und diesen Prozess möglichst noch beschleunigen.

Meine Damen und Herren, wir sind davon überzeugt, dass wir in den vergangenen Wochen mit der erfolgreichen Übernahme von Aventis CropScience und der neuen Weichenstellung für unser Kerngebiet Gesundheit wichtige Voraussetzungen für die Zukunft des Konzerns geschaffen haben. Sie werden verstehen, dass in der Kürze der Zeit nicht alle organisatorischen Fragen bis in die letzten Details beantwortet werden konnten.

Heute sind wir zunächst einmal froh über den erfolgreichen Abschluss der Agro-Akquisition, zu der Ihnen nun zunächst Herr Wenning noch einige finanzielle Aspekte erläutern wird.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 02.10.2001
Bayer übernimmt Aventis CropScience
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Letzte Änderungen: 04.10.2001