Politik

Immer Ärger mit der Expo

Kritisches Fazit nach dem Ende

Ich dachte schon, ich wäre der einzige Mensch auf dieser Welt, der von der EXPO nicht begeistert war ... bis ich diesen Artikel gelesen habe. Doch dort klingt im Grunde nur an, was ich von der EXPO halte und was für Erfahrungen ich gemacht habe. Durch die letzte Politeia ("Junge Union besucht Expo") bin ich nun angeregt worden, diese Erfahrungen aufzuschreiben und eine ganz persönliche Bilanz zu ziehen.

Viel zu teuer

Völlig überzogene Preise, lange Wartezeiten, unübersichtliches Thema und völlig verkalkulierte Kosten stehen im krassen Gegensatz zu einer "rundum zufriedenstellenden Bilanz", wie sie immer wieder von den Veranstaltern gepriesen wurde.
Für mich fing der Ärger mit den Eintrittspreisen an. Ermäßigungen gab es nur für Schüler, obwohl Grundwehrdienstleistende auch nicht viel verdienen. Aber auch andere Gruppen waren von den Ermäßigungen ausgenommen. Also mussten wir knapp 70 DM allein an Eintritt bezahlen. Aber es sollte noch mehr kommen: Die Pendelbusse von unserem Hotel zum EXPO-Gelände brachten auch noch mal Kosten von rund 10,-DM pro Fahrt mit sich.
Auf der EXPO selber ging es dann weiter. Für die Benutzung der Gondelbahn sollten nochmals 4 DM bezahlt werden (für eine Fahrt!). Ein kleiner Mittagsimbiss hat uns dann auch noch mal die Sprache verschlagen: 8 DM für einen Döner oder 6 DM für eine Bratwurst. Auch die Getränkepreise waren am Limit.

Schauerliches Maskottchen

Als wir uns schließlich einen EXPO-Plan zulegen wollten um uns einen Überblick zu verschaffen, kam die nächste Überraschung: 4 DM für eine vierseitige Minibroschüre. Wir haben uns schließlich nur einen Plan zugelegt, um genügend Geld für den "Notfall" zu haben. An Andenken war gar nicht zu denken. Ein einfacher 36er Film (der billigste) hat 10 DM in diesen Shops gekostet.
Wo wir beim Thema Andenken wären, haben wir gleich unseren nächsten Kritikpunkt: Wer hat eigentlich dieses widerliche Maskottchen erfunden, das die Kinder mehr verschreckt als erfreut hat? Da muss ja wohl ein Designer auf Drogen gewesen sein, als er diese Figur entworfen hat. Oder es hat ein Preisausschreiben stattgefunden: "Wer malt das hässlichste Männchen? Der Gewinner wird das EXPO-Maskottchen." Als mir dieses Vieh über den Weg gelaufen ist habe ich ihm erst mal eins auf die Nase gegeben.

Disneyland für Erwachsene

Der Name von dieser Figur ist übrigens den meisten bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. Von mehreren Seiten haben wir gehört: "Guck mal Flipsy". Egal ob Twinky, Flippy oder Twikky: Die Zukunft sollte nicht gleich bescheuert wirken.
Das wirklich Traurige an der ganzen EXPO ist meiner Meinung aber, dass die Weltausstellung eher wie Disneyland für Erwachsene schien. Wobei man eher ständig mit Videofilmen bombardiert wurde, anstatt wirklich "die Zukunft zu erleben".
In jedem Pavillon mindestens 50 Monitore mit irgendwelchen z.T. abstrakten Bildern. Soll das etwa unsere Zukunft sein? Vielleicht wussten die Länder aber einfach nicht, was sie präsentieren sollten. Das Thema war wohl einfach zu weit gefasst. Dadurch erschien die EXPO einfach zu unübersichtlich und hat so manchen erschlagen.
Auch enttäuschend die oft so langen Wartezeiten (Wie wäre das erst bei den erwarteten Besucherzahlen geworden?!). Bei der Ausstellung zum 21.Jahrhundert standen wir geschlagene 4 Stunden. Und was uns dann geboten wurde, konnte die Wartezeit nicht wettmachen. Obwohl wir wirklich gemütlich gelaufen sind und uns auch viel angesehen haben, waren wir schon in weniger als 45 Minuten fertig. Als wir am Ausgang waren haben wir erst einmal eine Angestellte gefragt wo es denn weiter ginge. Sie musste uns leider enttäuschen. Das war schon das Ende.
Auch einige andere Pavillons haben ein schlechtes Bild hinterlassen. Gerade bei Frankreich und Ägypten bin ich mit großer Erwartung hineingegangen. Jedoch schienen diese Pavillons mit wenig Liebe gestaltet. Es war eher eine zufällig entworfene Sammlung als eine Ausstellung. Vielleicht war die EXPO für sie mehr eine Pflichtveranstaltung.

Auch Positives

Aber natürlich habe auch ich meine positiven Erfahrungen mitgenommen: Die große Abendshow am EXPO-See hat mich wirklich beeindruckt! Ein wirkliches Megaevent.
Zudem die vielen kleinen Länder. Sie präsentierten sich hervorragend in den grossen Messehallen. Es gab viel zu entdecken, und die verschiedenen Kulturen zeigten sich in all ihrer Pracht.
Und eines kann man der EXPO wirklich nicht absprechen: Das Gemeinschaftsgefühl war einfach überwältigend. Hier können nur die Leute mitreden, die auch dort waren. Man hat sich mit fremden Menschen einfach gut verstanden. Die EXPO hat also gezeigt, dass doch noch ein fröhliches "Miteinander" möglich ist. Und das ist tatsächlich eine sehr erfreuliche Bilanz.
Dennoch haben bei mir die negativen Erlebnisse überwogen. Das soll NICHT schon wieder als "typisch deutsch" abgestempelt werden, denn das wird es ja in der heutigen Gesellschaft leider allzu oft.
Dieser Artikel sollte nur einmal zeigen, dass die EXPO auch negative Seiten hatte und vielleicht einige enttäuscht hat und eben nicht nur diese "wunderbare positive Bilanz" wie sie bestimmt hundertmal in den Medien betont wurde!

Holger Stawitz