Leverkusen

Ein Hochleistungselastomer geht in die Luft

HNBR-beschichtete Rollen im Frachtraum von Transportflugzeugen

Auf Rollbahnen werden Frachtstücke in ihre Position geschoben. Die Rollen der Container müssen schnell wechselnden Extremtemperaturen widerstehen. Deshalb beschichtet die Mitex Gummi-Fabrik aus Erkrath Rollen für Frachträume in Flugzeugen mit Therban®.

HNBR-Elastomere wie der Kautschuk Therban® der Leverkusener Bayer AG bewähren sich immer mehr in Anwendungsfeldern, in denen Standard-Gummimischungen versagen würden. Bald geht Therban auch in die Luft: Die Mitex Gummifabrik Hans Knott GmbH, Erkrath, beliefert seit 2000 ein renommiertes Unternehmen der Luftfahrtbranche mit Therbanbeschichteten Rollen für Flugzeugfrachträume. In dieser Anwendung sind vor allem die hohe Abriebbeständigkeit und die mechanische Festigkeit dieses Werkstoffs sowie die Konstanz der physikalischen Eigenschaften unter extremem Temperatur- und Klimaschwankungen gefragt.

Zum besseren Handling der sperrigen Frachtcontainer sind in den Böden von Flugzeugladeräumen häufig Rollbahnen eingelassen, auf denen die Frachtstücke an ihre Position geschoben werden. Sie müssen unter erschwerten Bedingungen funktionieren, denn die Umgebungsbedingungen sind in Frachträumen oft rauh. Bald nach dem Start wird es zum Beispiel empfindlich kalt: Über den Wolken herrschen frostige Temperaturen um Minus 40°C, die die in den häufig nicht isolierten Frachträumen vorhandene Luftfeuchtigkeit schnell ausfrieren lassen. Nach der Landung kann das Klima dann rasch ins andere Extrem umschlagen ? Innentemperaturen um +50°C sind auf manchem Rollfeld Routine.

Die starken Temperaturschwankungen bei Start und Landung stellen elastomere Werkstoffe, mit denen die Transportrollen beschichtet werden sollen, vor große Herausforderungen ? nicht ohne Grund wird für diese Aufgabe auch schwerer Stahl verwendet. Georg Heinen, Geschäftsführer bei Mitex: "Diese Rollen müssen dem Kontakt mit Öl, Wasser und Verunreinigungen gewachsen sein. Vor allem aber müssen sie die schnell wechselnden Extremtemperaturen und klimatischen Bedingungen im Frachtraum gut vertragen, ohne zu verspröden, ohne sich aufgrund des inneren Wärmeaufbaus unter Höchstbelastungen zu zersetzen oder vorzeitig zu altern. Und das bei möglichst konstantem Eigenschaftsprofil und unter den besonders strengen Qualitätsrichtlinien, die im Luftverkehr gelten."

Denn Frachtgüter werden im Flugzeug-Laderaum durchaus nicht immer auf Wolken gebettet: Wenn es schnell gehen muss, kann es beim Verladen der Tonnen schweren Transportcontainer schon mal rabiat zugehen. Natürlich dürfen die Rollen daher auch unter Dauerbelastung keinen "Plattfuß" bekommen ? das würde das ohnehin schwierige Manövrieren im engen Frachtraum erschweren ?, sie sollten durch scharfkantige Metallteile nicht so leicht zu verletzen sein und müssen stets eine rauhe Oberfläche aufweisen, damit die Container nicht rutschen. Eine hohe Härte jenseits Shore A, ein geringer Druckverformungsrest, hohe Schnittfestigkeit und eine hohe Abriebbeständigkeit standen also auch auf dem Anforderungskatalog, dem sich die Elastomer-Rollen stellen mussten. Um dieses Profil erfüllen zu können, haben die Mitex-Techniker für die Beschichtung der ca. zehn Zentimeter dicken und etwa ebenso breiten Rollen mit verschiedenen Werkstoffen experimentiert, darunter Polyurethane, NR, EPDM und NBR. "Dabei sind wir relativ schnell auf Therban gestoßen," sagt Heinen. "In Naturkautschuk war zum Beispiel der Wärmeaufbau durch die ständige Walkarbeit zu hoch, Walzenbeschichtungen aus EPDM bekamen zu rasch eine glatte Oberfläche. Mit Therban konnten wir die hohen Anforderungen hingegen alle erfüllen ? und uns damit weltweit gegen unsere Mitbewerber durchsetzen."

Die robusten Laderaum-Rollen sind nur das jüngste Anwendungsbeispiel, das Therban unter Extrembedingungen zeigt. Weitere Beispiele aus verwandten Einsatzbereichen sind harte HNBR-Walzen, die in Kaltwalzwerken bei Temperaturen um bis zu 170°C an der Stahlblechfertigung beteiligt sind. Auch in Walzen für die Spanplattenherstellung bzw. Holzlaminierung sowie in der Papierproduktion glänzt der Werkstoff durch seine außerordentliche Druckfestigkeit; in der Textil- und Garnproduktion schließlich bewähren sich Therban-Rollenbeschichtungen durch ihre hohe Schnittfestigkeit.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 22.06.2001

Bayer auf der K 2001

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Letzte Änderungen: 03.12.2001