Stadtplan Leverkusen


"Der Geschäftsbereich Polyurethane in Bewegung ? Weichenstellungen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft"

Aus den Ausführungen von Dr. Hans-Joachim Kaiser, Leiter des Geschäftsbereichs Polyurethane der Bayer AG


Seit der letzten K-Messe ist in unserem Geschäftsbereich Polyurethane ? wie Sie wissen ? viel passiert. Vielleicht sind Sie neugierig zu erfahren, was wir mit unserem gestärkten Potenzial angefangen haben und welche Vorteile sich daraus für unsere Kunden ergeben. Ich möchte Ihnen daher in der nächsten Viertelstunde kurz erläutern, wie wir unsere Zukunft in dem äußerst facettenreichen Polyurethan-Markt mit den Chancen und der Verantwortung des Marktführers gestalten wollen.
Grafik Bayer AG
Es gibt kaum polymere Werkstoffe, die so vielseitig sind wie die Polyurethane. Der Markt für diese Additionsprodukte aus Isocyanaten und Polyolen ist in den letzten Jahrzehnten mit den Lösungen für viele anwendungstechnischen Probleme mitgewachsen. Dadurch entwickeln sich die Polyurethane langsam zu "Massen-Spezialisten": Im letzten Jahr lag der weltweite Polyurethanverbrauch bei 8,5 Millionen Tonnen. Im Jahr 2005 wird der globale Absatz die zehn-Millionen-Tonnen-Grenze überschreiten.

Insgesamt lag das Wachstum des PUR-Markts im vergangenen Jahr in allen wichtigen Industriebereichen über dem Wachstum der einschlägigen Branchen selbst. So lag die Wachstumsrate für Möbel-Formschaum aus Polyurethan im letzten Jahr bei kräftigen zehn Prozent, während die Möbel-Industrie in Westeuropa um lediglich zwei Prozent wachsen konnte.
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Auch der Bereich "Insulation" bietet ein erfreuliches Bild: In Form von Dämmstoffen helfen Bayer-Polyurethane mit ihren überlegen niedrigen Wärmeleitfähigkeitswerten Energie zu sparen und den Kohlendioxidausstoß zu verringern ? in Häusern ebenso wie in Kühlschränken: Weltweit werden kaum noch Kühlschränke ohne PUR-Dämmung verkauft. Im letzten Jahr haben wir rund acht Prozent mehr spezielle Polyurethansysteme für Dämmanwendungen abgesetzt als im Jahr davor.
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Aber Polyurethane bewähren sich längst nicht mehr nur in ihren angestammten Anwendungsfeldern: Sie dringen mit Macht auch in immer mehr Bereiche vor, die bisher anderen Werkstoffen vorbehalten waren. In der Produktion von Gehäuseteilen für Elektrogeräte zum Beispiel sind Polyurethane mit Know-how aus Leverkusen durch ihre enorme Gestaltungsfreiheit in vielen Bereichen unschlagbar ? zum Beispiel bei der Herstellung großformatiger Formteile, wie diesem Gehäuse für einen Computertomographen ? es misst fast zwei mal zwei Meter! Hier ersetzen Polyurethane immer öfter thermoplastische Kunststoffe, zumal sie auch in ungleich kostengünstigeren Werkzeugen verarbeitet werden können.

Auch in Form von Vergussmassen, die empfindliche elektronische Bauteile vor mechanischen Belastungen schützen und Hochspannungsleitungen isolieren, machen Bayer-Polyurethane traditionellen Werkstoffen ? hier Epoxidharzen ? aufgrund ihrer leichteren Verarbeitbarkeit zunehmend den Markt streitig.
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Diese Vielseitigkeit schlägt sich natürlich auch in wirtschaftlichem Erfolg nieder. Während wir im Jahr 1999 noch 1,26 Millionen Tonnen Polyurethan-Rohstoffe verkauft haben ? fünf Prozent mehr als 1998 ?, waren es in 2000 1,81 Millionen Tonnen, mit denen wir einen Umsatz von rund 3,13 Milliarden Euro erwirtschaften konnten. Natürlich dürfen wir diese Zahlen nicht ohne weiteres miteinander vergleichen, denn wie Sie alle wissen, haben wir uns letztes Jahr durch die Akquisition des Lyondell-Polyolgeschäfts deutlich vergrößert.

Dennoch sprechen die Dimensionen für sich: Unser Marktanteil im Isocyanat-Sektor liegt stabil zwischen 25 und 30 Prozent. Hier sind und waren wir Marktführer. Unsere Produktionskapazitäten im Bereich der Polyole haben sich dagegen durch die Lyondell-Übernahme auf 1,2 Millionen Jahrestonnen erhöht. Damit erreichen wir nun auch auf dem Polyol-Sektor einen Marktanteil von über 25 Prozent und sind somit auch zweitstärkster Polyol-Anbieter.

Für das laufende Jahr erwarten wir ein Wachstum des Absatzes auf insgesamt 2,16 Millionen Tonnen. Unsere optimistischen Umsatzerwartungen mussten wir allerdings leicht, auf rund 3,4 Milliarden Euro, reduzieren, denn als Hersteller hochveredelter Rohstoffe bekommen wir natürlich die Eintrübung der wirtschaftlichen Großwetterlage zum Beispiel in den USA und in Asien deutlich zu spüren. Zudem ist die Rohstoffpreissituation weiterhin schwierig.
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Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die momentane Absatzschwäche nur eine vorübergehende Unannehmlichkeit ist und den langfristigen Siegeszug der Polyurethane und unseren Markterfolg nicht beeinträchtigen wird.

Denn wir haben unsere Chancen auf diesem beweglichen Markt nicht zuletzt durch die Akquisition des letzten Jahres deutlich verbessert: So haben wir nicht nur unsere Kapazitäten erhöht und weitere Standorte zum Beispiel im wichtigen asiatischen Markt hinzugewonnen, sondern auch unsere Produktpalette an entscheidenden Stellen abgerundet.
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Die Integration des Lyondell-Polyolgeschäfts ist in einem erfreulichen Tempo abgelaufen. Wir haben die neuen Polyol-Qualitäten erfolgreich in unser Produktspektrum eingegliedert. Dadurch können wir unseren Kunden nun eine abgerundete Palette an Polyurethan-Rohstoffen bieten ? so ausgeglichen, wie es der Markt verlangt, aus einer Hand, aufeinander abgestimmt, mitsamt dem dazugehörigen Verarbeitungs-Know-how. Die positiven Reaktionen unserer Partner in der PUR-verarbeitenden Industrie zeigen uns, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.
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Vor allem aber ist es uns gelungen, die Stärken unserer alten und neuen Mitarbeiter in einem für uns absolut essenziellen Gebiet zu bündeln: In der Forschung und Entwicklung. Denn Polyurethane sind sehr komplexe Produkte, die ihren immensen Markterfolg zu einem guten Teil der Kreativität und Innovationskraft unserer Chemiker und Techniker zu verdanken haben.
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Sie treiben die Entwicklung stetig weiter. Als ein Beispiel für die mit der Akquisition verbundenen Synergieeffekte möchte ich hier nur unsere IMPACT-Technologie erwähnen, mit deren Hilfe wir Polyether-Polyole in bisher nicht gekannter Reinheit und Qualität herstellen ? und inzwischen auch in allen Weltregionen anbieten.

Das besondere an den IMPACT-Polyolen ist, dass sie praktisch frei sind von Nebenprodukten, die das Eigenschaftsprofil herkömmlicher Polyurethane ungünstig beeinflussen können: Sie haben ein eng definiertes, höheres Molekulargewicht und weisen deutlich weniger flüchtige Bestandteile auf. Damit passen die neuen Polyole hervorragend zu den low-volatile Polyester-Polyolen, die wir schon länger auf dem Markt haben.
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Ihre hohe Reinheit macht IMPACT-Polyole zu idealen Kandidaten für die Entwicklung geruchsarmer Weichschaumstoffe für Polstermöbel. Auch hier wächst schließlich die Sensibilität der Verbraucher gegenüber vermeidbaren Emissionen. Außerdem lassen sich mit IMPACT-Polyolen und ihrer viel strenger definierten Molekularstruktur und Funktionalität die Eigenschaften von Polyurethan-Schaumstoffen besser als bisher einstellen. Das bedeutet: noch höherer Sitzkomfort bei gleichem Gewicht.
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Auch in der Schuhindustrie werden diese verbesserten Polyole als Mitglied der neugegliederten Bayflex®-Footwear-Produktfamilie den Siegeszug der Polyurethane kräftig unterstützen, denn sie machen die jetzt schon extrem langlebigen und belastbaren Schuhsohlen aus diesem Werkstoff noch einmal bedeutend leichter ? damit wird Polyurethan noch stärker als bisher zum direkten Konkurrenten von Poly-Ethylen-Vinylacetat, EVA. Bereits im letzten Jahr wuchs der PUR-Verbrauch für Schuhsohlen weltweit um über zehn Prozent, obwohl die Schuhindustrie im selben Zeitraum lediglich um zwei bis drei Prozent zulegen konnte!
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Natürlich werden wir mit der IMPACT-Technologie unsere Produktpalette auch in Zukunft weiterentwickeln ? etwa mit Startermolekülen, die bei der traditionellen Polyether-Herstellung nicht zum Einsatz kommen konnten. Aber um die Performance der vielseitigen Polyurethane weiter zu verbessern, ist die Chemie natürlich nur ein Weg. Auch durch verfahrenstechnische Optimierungen kann man viel erreichen ? bei Schaumstoffen zum Beispiel durch Rohdichtereduzierung unter Einsatz verbesserter Treibmittelsysteme, Stichwort Cyclopentan oder HFCs, oder durch Tuning der Zellstruktur, Stichwort Emulsionsschäume.

Sie sehen: Wie fast überall führen auch in der PUR-Technik mehrere Wege zum Ziel, und alle werden bei uns beschritten. Über einige besonders interessante Entwicklungen können Sie sich in unserem Werkstoffzentrum, das wir auf unserem Messestand aufbauen werden, aus erster Hand informieren.
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Aber auch in Punkto Marketing bewegt sich bei uns einiges: In Zukunft werden wir den Fokus hier noch stärker als bisher auf die Regionen legen. Unsere Kunden werden, egal wo, stets einen Ansprechpartner vor Ort haben, der ihre Sprache spricht und die regionalen Gegebenheiten und Technologien sowie ihre Märkte kennt. Zum Beispiel müssen Schuhsohlen für asiatische Länder mit hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen anders beschaffen sein als etwa in Irland ? das weiß ein Mitarbeiter in Singapur besser als sein Kollege in Leverkusen.

Diese Erkenntnis findet ihren Niederschlag auch in der Organisation unseres Geschäftsbereichs: Wir setzen auf schlagkräftige Regionalorganisationen in allen Weltregionen, die nicht nur die Produkte, sondern auch das Know-how und die Technologie unseres global operierenden Geschäftsbereichs in die lokalen Märkte bringen.
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Für kürzere Lieferzeiten und höhere Effizienz bei der Auftragsabwicklung sorgen nun eine Reihe regionaler Business Service-Zentren in Asien, Südamerika und der NAFTA-Region. Sie machen den Weg vom Lieferanten zum Kunden noch kürzer, geben den technischen Ansprechpartnern mehr Zeit, um sich noch besser als bisher um ihre Kunden zu kümmern ? und werden in Zukunft als Brückenköpfe unserer eCommerce-Aktivitäten fungieren. Das fortschrittlichste dieser Zentren haben wir erst vor kurzem in Neuss, ganz hier in der Nähe, eröffnet.

Für den Transport unserer Rohstoffe in die Regionen sorgt schließlich ein ausgefeiltes Supply-Chain-Management, das unsere Produktionskapazitäten verwaltet und die globalen Logistikströme optimiert. Damit ist garantiert, dass auch unsere global operierenden Kunden von uns weltweit Produkte in übereinstimmender Qualität und hoher Liefersicherheit erwarten können.
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Natürlich investieren wir auch in neue Produktionsanlagen, damit wir die Versorgung mit unseren Rohstoffen der steigenden Nachfrage angemessen auch in Zukunft sicherstellen können. So werden wir in Rotterdam in einem 50:50-Joint-Venture mit Lyondell eine 285.000-Tonnen-Propylenoxid-Produktionsanlage errichten. Diese Anlage, PO 11, deren Grundstein wir in den nächsten Tagen legen, wird unsere Versorgung mit diesem essenziellen Polyether-Grundstoff für lange Zeit sichern. Das versetzt uns in die Lage, den Standort Antwerpen zum Hauptproduktionsstandort für IMPACT-Polyole für Weichschaum-Anwendungen in Europa auszubauen: Ab 2003 werden wir dort 300.000 Jahrestonnen bereitstellen können. In Channelview schließlich haben wir bereits im letzten April eine 120.000 Tonnen-IMPACT-Polyether-Anlage angefahren.
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Damit haben wir die Weichen in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft des Geschäftsbereichs gestellt. Sie sehen, wir bewegen uns in einem äußerst vielversprechenden, von faszinierenden Innovationen getragenen Markt, der für die nächsten Jahre ein überdurchschnittliches Wachstum erwarten lässt. Ich bin sicher, dass wir als Marktführer und Innovationslokomotive der Branche ? mit einer ausgefeilten globalen Logistik, sprichwörtlicher Kundennähe, einem ideal ausbalancierten Produktportfolio und einer kostengünstigen Rückwärtsintegration bis hin zum Propylenoxid ? bestens für die kommenden Jahre gerüstet sind. Und uns damit ? als Technologieführer ? weiter an der Spitze des PU-Marktes behaupten können.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 22.06.2001
Bayer auf der K 2001
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Letzte Änderungen: 03.12.2001