Stadtplan Leverkusen


Aus den Ausführungen von Dr. Jürgen Ick, Leiter des Geschäftsbereichs Kautschuk


Die Bayer AG und insbesondere der Geschäftsbereich Kautschuk haben heute einen Grund, mit Ihnen zu feiern: Wir möchten zusammen mit Ihnen unsere neue Anlage zur Produktion von Therban in Betrieb nehmen. Eine 2-jährige Bauzeit und Investitionen von gut 120 Millionen DM waren erforderlich, um nun hier in Leverkusen den modernen Werkstoff Therban produzieren zu können. Die Anlage hat eine Kapazität von 3000 Jahrestonnen und ist so konzipiert, dass eine Verdoppelung auf 6000 Tonnen pro Jahr mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich ist. Mit dieser ersten europäischen Produktionsstätte für hydrierten Nitrilkautschuk – kurz HNBR – bauen wir unsere Position als weltweit führender Kautschukproduzent weiter aus.

Der Produktname Therban ist wohlklingend, aber keine reine Wortschöpfung aus dem Marketing: Er steht für thermisch stabiles Butadien-Acryl-Nitril, also Therban. Somit gibt bereits der Produktname einen ersten Hinweis auf das ausgezeichnete Eigenschaftsprofil. Die sehr gute Ölbeständigkeit, die herausragende mechanische Festigkeit und die für ein Elastomer erstaunlich hohe thermische Dauerstabilität bis 165°C räumen Therban eine Sonderstellung unter den Kautschuken ein.

Therban ist für bestimmte Anwendungen prädestiniert, ja macht sie teilweise erst möglich. Bei der Erdölgewinnung beispielsweise wird Therban dort eingesetzt, wo herkömmliche Elastomere versagen oder durch erhöhten Verschleiß zu häufigen Störungen in der Förderung führen würden. Der Einsatz von Therban führt aufgrund der guten mechanischen Festigkeit und Ölbeständigkeit dagegen zu deutlich längeren Standzeiten.

In der Automobilindustrie gelten sehr strenge Qualitätsmaßstäbe, kombiniert mit hohen Anforderungen. Eine der wichtigsten Funktionen beim Verbrennungsmotor ist die Steuerung der Ein- und Auslassventile, denn ein Funktionsversagen führt hier zu kapitalen Motorschäden. Aufgrund der verbesserten Laufruhe und des Vertrauens in den Werkstoff Therban sind die Autobauer vermehrt dazu übergegangen, die Ventile nicht mehr durch eine Kette, sondern durch einen Zahnriemen aus Therban antreiben und steuern zu lassen.

Eine Voraussetzung für Kraftstoff sparende Autos – und insbesondere das so genannte 3-Liter-Auto – ist eine aerodynamisch günstige Bauweise. In der Praxis hat dies zur Konsequenz, dass die Motorhaube des Autos flacher und somit der Motorraum kleiner wird. Dies führt dazu, dass Dichtungen und Schläuche unter der Motorhaube erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind. Hier kann Therban gegenüber anderen Elastomeren seine Stärken in der Öl- und Temperaturbeständigkeit ausspielen. Dem Motorenbauer wird ein moderner Werkstoff an die Hand gegeben, der ihn bei der weiteren Entwicklung besonders effizienter Motoren hervorragend unterstützt.

So modern wie der Werkstoff Therban, so wegweisend ist auch die Technologie seiner Herstellung hier in dieser Produktion. Schlagworte wie "Verantwortliches Handeln" oder "Nachhaltige Entwicklung" sind in diesem Betrieb an zahlreichen Stellen umgesetzt und somit Realität geworden. Ob Schallschutz, Reduzierung von Lösemittelverlusten, Dampfeinsparungen, Kreislauffahrweisen oder die Rückgewinnung des Katalysators – bei all diesen Teilprojekten haben wir Maßstäbe auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes gesetzt. Damit kommen wir unserer besonderen Verantwortung innerhalb der chemischen Industrie nach und haben zusätzlich richtungweisende Entwicklungen aufgezeigt.

Zwei der genannten Teilprojekte – nämlich die integrierte Rhodium-Rückgewinnung und die kontinuierliche Messung während des Hydrierprozesses – wurden von Ihrem Ministerium, Herr Minister Trittin, mit rund 1,35 Millionen DM aus dem "Investitionsprogramm zur Verminderung von Umweltbelastungen" gefördert. Dafür möchte ich Ihnen als Vertreter des Geschäftsbereichs Kautschuk recht herzlich danken. Ihre Unterstützung unterstreicht und anerkennt die umweltgerechte Produktionsweise dieses Betriebes und darauf sind wir mit Recht stolz.

Ganz ausdrücklich möchte ich allen Mitarbeitern danken, die durch ihren Einfallsreichtum und ihre Tatkraft dieses Projekt mit seiner umweltbewussten Ausprägung erst ermöglicht haben. Den 40 Mitarbeitern, die hier eine neue Arbeitsstelle gefunden haben, wünsche ich eine gelungene Inbetriebnahme und eine unfallfreie Produktion. Wir haben ein modernes Produkt, weiter steigende Nachfrage im Markt und eines der innovativsten Produktionsverfahren weltweit. Ich sehe daher voller Zuversicht in die Zukunft und bin mir sicher, dass diese Anlage auch wirtschaftlich ein voller Erfolg werden wird.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 17.10.2000
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Letzte Änderungen: 17.10.2000