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Bayer-Pharma: Spitzenstellung in modernen Schlüsseltechnologien erreicht

Ausgezeichneter Start mit 27 Prozent Zuwachs im ersten Quartal 2000
High-Tech-Plattform bewirkt Produktivitätsschub in der Pharma-Forschung von 30 Prozent pro Jahr


Den ausgezeichneten Start für den Bayer-Geschäftsbereich Pharma im ersten Quartal 2000 – mit einem Zuwachs von 27 Prozent im Vergleich zu 1999 – wertet dessen Leiter Dr. David Ebsworth als eine gute Ausgangsposition für die Zukunft. Dabei seien drei Ziele für die nächste Zeit entscheidend: "Das Potenzial unserer Kernprodukte auszubauen, die Effizienz zu erhöhen und die Pipeline mit unseren Entwicklungsprodukten zu stärken, um damit die Profitabilität auf 22 Prozent im Jahr 2002 zu erhöhen", so Ebsworth anlässlich der Pressekonferenz "Pharma-Forschung 2000plus: Mit High-Tech zu neuen Medikamenten" in Wuppertal.

Kernprodukte weiter ausbauen
Für Ebsworth, der seit dem 1. Januar 2000 die Pharma-Geschäfte führt, gehört Bayer zu den Firmen, die das Life-Cycle-Management beherrschen, d.h., neue Anwendungsgebiete für auf dem Markt befindliche Medikamente zu finden, innovative Arzneiformen zu entwickeln oder auch Studienergebnisse zu präsentieren, die neue Indikationsmöglichkeiten eröffnen.

Das gilt nicht nur für Ciprobay, das im Jahr 1999 die 1,5-Milliarden-Euro-Umsatzmarke erreicht hat. Das erfolgreichste Beispiel ist Adalat. So konnten erst kürzlich die Ergebnisse der fünf Jahre dauernden INSIGHT-Studie präsentiert werden. Das Resultat: Das Präparat wirkt bei Patienten mit Bluthochdruck effektiv und sicher, und es hat die gleiche Wirksamkeit wie Diuretika – bei insgesamt besserer Verträglichkeit. Gleichzeitig wird das Risiko, Herzkreislaufkrankheiten zu entwickeln, um 50 Prozent gesenkt.

Auch für das neue Atemwegsantibiotikum Avalox laufen schon jetzt Life-Cycle-Management-Programme an. So befindet sich eine intravenöse Darreichungsform bereits in der klinischen Prüfung. Mit dem Cholesterinsenker Lipobay, der ein Umsatzpotenzial von 1.750 Millionen Euro erreichen soll, wird zurzeit eine Studie mit 10.000 Patienten durchgeführt. Hier wird untersucht, ob der Wirkstoff Cerivastatin Schlaganfälle bei älteren Menschen verhindern kann.

Ebenfalls zu den Pharma-Kernprodukten gehört Kogenate, der gentechnisch hergestellte Faktor VIII zur Behandlung der Bluterkrankheit. Hier arbeitet Bayer an einer permanenten Produktoptimierung. In der Zulassung befindet sich Kogenate FS, die zweite Generation des Medikaments.

Effizienz in der Pharmaorganisation erhöhen
Als weiteren entscheidenden Punkt für die Wettbewerbsfähigkeit des Pharma-Geschäfts nannte David Ebsworth die Erhöhung der Effizienz. Ebsworth: "Wir haben ein Programm initiiert, mit dem wir bis zum Jahre 2003 Kosten in Höhe von rund 380 Millionen Euro einsparen wollen. Hiervon sind alle Bereiche betroffen – Verwaltung, Produktion, Vertrieb und Marketing." Dazu zählt auch, eine Spitzenstellung im Marketing zu erreichen. Deshalb wird zum 1. Juli 2000 ein eigenes Ressort "Strategisches Marketing" seine Arbeit aufnehmen. Zum gleichen Zeitpunkt gibt es eine Neuausrichtung des Bereichs Medizin. Ziel hierbei ist es, bei gleichem Einsatz der Ressourcen eine größere Anzahl von Substanzen zu entwickeln.

Pipeline mit Entwicklungsprodukten stärken
Die kommen laut Ebsworth aus der High-Tech-Offensive zur Wirkstoffsuche, die die Pharmaforschung in den vergangenen Jahren erfolgreich gestartet hat. Aber auch aus Projekten, die einlizenziert wurden. Dank dieser Strategie konnte der Nettowert (Net Present Value) des Produktportfolios im Vergleich zu 1999 um 15 Prozent steigen. Dies zeigt sich auch bei den Entwicklungsprodukten, die Pharma in der Pipeline hat. Die Medikamente, die der Leverkusener Konzern bis 2004 auf den Markt bringen will, haben ein Umsatzpotenzial von 7.225 Millionen Euro.

Dazu zählen Viadur zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms (das von der amerikanischen Firma Alza entwickelte Produkt vertreibt Bayer auf dem US-Markt); drei Therapeutika zur Krebsbehandlung, der Erfolg versprechende Wirkstoff Vardenafil zur Behandlung der erektilen Dysfunktion, eine intravenöse Therapie zur Behandlung des ischämischen Schlaganfalls und Medikamente, die bei Asthma oder chronischen Atemwegserkrankungen eingesetzt werden können.

Moderne Schlüsseltechnologien in der Pharma-Forschung nutzen
Eine höhere Forschungsproduktivität und steigendes Wachstum lassen sich nach Pharma-Forschungsleiter Prof. Dr. Wolfgang Hartwig nur dann erreichen, wenn man rechtzeitig die spektakulären Fortschritte in den Biowissenschaften und bei den modernen Schlüsseltechnologien nutzt.

Bei der Neuausrichtung der Forschung im Jahr 1996 sah das strategische Konzept vor, ab 1997 die Produktivität jährlich um über 30 Prozent zu steigern und 20 Entwicklungskandidaten pro Jahr in 2004 zu erreichen. Ziel ist es, zwei neue Arzneimittel im Jahr auf den Markt zu bringen. Erste Schritte hierzu waren eine Fokussierung der Forschungsfelder von 23 auf 15 und ein Prozessmanagement, das klare Etappenziele vorgab. Ergänzt wurde dies durch einen Quantensprung beim Auffinden von neuen Wirkstoffen. Dazu zählen die Genomics-Technologien ebenso wie das Hochleistungsscreening und die Kombinatorische Chemie, die eine hundertfache Steigerung der Syntheseleistung ermöglichten.

Die Bayer-Millennium Kooperation
"Die Pharma-Forschung", so Hartwig, "befindet sich zurzeit im Genrausch." Ziel der Pharma-Genomics-Strategie sei daher gewesen, eine umfangreiche Allianz mit einer Experten-Firma einzugehen, um sofortige Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Die Wahl fiel 1998 auf Millennium Pharmaceuticals Inc. – mit einem finanziellen Volumen von 800 Millionen DM (465 Millionen US-Dollar).

Einen Einblick in die Bayer-Millennium-Kooperation gab Dr. Stefan Lohmer, der die Aktivitäten zwischen den beiden Firmen koordiniert. Genomforschung, so Lohmer, "ist heute der Schlüssel zur Suche nach neuen Medikamenten, denn die Aufklärung und Analyse des Genoms gibt Auskunft über die Bauanleitung der Proteine". Diese Proteine übernehmen im Körper lebenswichtige Funktionen und lösen auch Krankheiten aus. Daher sind für die Pharma-Forschung diejenigen interessant, an denen neue Substanzen ihre ganze Wirkung entfalten können. Die Kenntnis dieser Angriffspunkte – so genannte Targets – ist in vielen Fällen bereits auf die molekulare Ebene vorgedrungen. Und hier setzt die Kooperation mit Millennium an. Molekularbiologe Lohmer: " Die Herausforderung für die Wissenschaft besteht darin, dass mit Hilfe von verschiedenen Filtern eine riesige Anzahl von Genen bearbeitet wird, bis eine kleine Anzahl von hochwertigen Targets übrig bleibt."

Nach 14 Monaten der Zusammenarbeit hat die Bayer-Millennium-Kooperation die Ziele mehr als erfüllt: Es konnten 36 krankheitsrelevante Gene identifiziert werden, und der erste auf Genomics basierende Entwicklungskandidat wird in diesem Jahr erwartet, fast ein Jahr früher als geplant. Hartwig: "Wenn dies gelänge, wären wir weltweit die Ersten in der Industrie mit einem Entwicklungskandidaten aus diesen Technologien." Auch die Bioinformatik-Vereinbarung mit Lion Bioscience AG und die Gründung einer Tochtergesellschaft durch Lion in Cambridge/Mass. – das Lion Bioinformatics Research Institute (LBRI) – , die exklusiv für Bayer tätig ist, erweist sich als erfolgreich. Nach sechs Monaten operativer Tätigkeit hat LBRI 85 Targets geliefert – mehr als ursprünglich vereinbart. Erste Patentanmeldungen sind bereits eingereicht.

Testen von Millionen Substanzen: Das Ultra-Hochdurchsatz-Screening Eine zentrale Disziplin, die Bayer als interne Kernkompetenz aufgebaut hat, ist das Hoch-Durchsatz-Screening. "Im Screening versucht man, chemische Substanzen zu finden, die in der Lage sind, molekulare Targets in geeigneter Weise zu beeinflussen, das heißt, sie entweder zu hemmen oder zu aktivieren", so beschreibt Dr. Martin Bechem, zuständig für die Molekulare Screening Technologie bei Bayer, die Aufgabe seiner Abteilung. Diesen Targets stehen Millionen von chemischen Molekülen gegenüber, die als Wirkstoffe in Frage kommen und die getestet werden müssen. Dies, so Bechem, ist heute nur noch möglich mit einem Ultra-Hochdurchsatz-Screening: Dank Robotertechnologie, computerisierter Analyse und Auswertsystemen ist heute die magische Grenze von 200.000 Tests pro Tag erreicht.

Kombinatorische Chemie: Variationen und Feinschliff von Substanzen Ein weiterer wichtiger Baustein der Bayer High-Tech-Plattform ist die Kombinatorische Chemie. Wurde im Screening ein Treffer identifiziert, so gilt es nun, diesen zu optimieren, damit er als klinischer Entwicklungskandidat eingesetzt werden kann. Dr. Klaus Frobel, Leiter Life Science Center Naturstoffe bei Bayer-Pharma, beschreibt die Methode als ein Schloss-Schlüssel-Prinzip: "Das biologische Target, das es zu beeinflussen gilt, kann als ein Schloss aufgefasst werden; die Suche nach dem Wirkstoffmolekül als die Suche nach dem dazu passenden Schlüssel. Nur der Schlüssel, der das Schloss öffnet, entspricht einem potenziellen Medikament."

Mit der Kombinatorischen Chemie kann – im Gegensatz zur klassischen Synthese – ein Vielfaches an Molekülbausteinen gleichzeitig systematisch variiert werden. Das Ergebnis: eine gewaltige Anzahl von Prüfsubstanzen, die gelagert und jederzeit verfügbar gemacht werden. Deshalb baut Bayer in Wuppertal schon in der zweiten Generation ein Substanzlager auf – für sechs Millionen Verbindungen.

Produktivitätssteigerung in der Pharma-Forschung erreicht
"Im Jahr 1999 haben wir in der Bayer-Pharma-Forschung eine Spitzenstellung in den wichtigen Schlüsseltechnologien erreicht. Wichtig ist hier, in allen Bereichen stark zu sein, da jede einzelne zum Gesamterfolg beiträgt", so Pharma-Forschungsleiter Hartwig. Die Strategie, mit führenden Technologiefirmen Kooperationen einzugehen, hat auch die Analysten überzeugt. So heißt es in einem Report von Lehman Brothers, "dass die High-Tech-Plattform von Bayer weltweit zu den besten in der Pharma-Industrie gehört".

Und der Erfolg kann sich nach Hartwig sehen lassen: "Die Produktivität konnte gegenüber 1990 – 1995 um 350 Prozent gesteigert werden, wir haben die Planziele in 1998 und 1999 übererfüllt und im Jahr 1999 bereits die Vorstellung von neun Entwicklungskandidaten erreicht." Seit 1996 konnte die Forschung 26 potenzielle Medikamente aus allen therapeutischen Feldern in die Entwicklung geben. 80 Prozent dieser Wirkstoffe sind innovative Produkte mit neuen therapeutischen Prinzipien. Dazu zählen u.a. Kandidaten zur Behandlung von Angina Pectoris, bakteriellen und viralen Infektionen, Krebs, Schlaganfall und Asthma.

Für die kommenden Jahre sieht Hartwig die Bayer-Pharma-Forschung gut gerüstet, denn: "Wir nehmen einen Spitzenrang in allen Schlüsseltechnologien ein, haben eine deutliche Verbesserung von Produktivität und Effizienz erreicht, konnten den Output kontinuierlich um 25 bis 30 Prozent steigern und planen für das Jahr 2000 zehn Entwicklungskandidaten ein, zum ersten Mal eine zweistellige Zahl."

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 20.06.2000
Pharma-Forschung 2000plus: Mit High-Tech zu neuen Medikamenten
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Letzte Änderungen: 21.06.2000