Blühwiesen: Augenweide und Artenschutz

Was gibt es für das nächste Jahr zu beachten? Tipps und Erfahrungen der Stadt Leverkusen

Archivmeldung aus dem Jahr 2019
Veröffentlicht: 15.08.2019 // Quelle: Gut Ophoven

Blühwiesen werden nicht nur von Insekten gut angenommen, sondern auch von Spaziergängern und Anwohnern. Viele Privatleute und Bauern sind dem Beispiel der Stadt gefolgt und haben Blühstreifen für den Artenschutz angelegt, z. B. in Atzlenbach: „Diese Wiese präsentiert sich zur Zeit prächtig. Dies ist von der Jahreszeit her eine Ausnahme, da sie baubedingt erst Ende Mai eingesät wurde“, erklärte Hans-Martin Kochanek vom NaturGut Ophoven am heutigen Donnerstagmorgen. In der Wachstumsphase wurde gewässert, und so kamen bereits nach einem Monat die ersten Pflanzen aus der Erde. „Nach 7 Wochen blühte sie in voller Pracht“, so der Leiter des NaturGut Ophovens weiter. Auf der Wiese blühen ca. 30 Arten, wie Kuhkraut, Lein, Färber-Resede, Kamille, Klatschmohn, Saat-Wucherblume, Kornblume, Kornrade, Nelken-Leimkraut, Malve oder Acker-Ringelblume. Baudezernentin Andrea Deppe ist begeistert von der Vielfalt. Im Frühjahr hatte die Stadt auch so eine Insektenblühwiese an der Rennbaumstraße angelegt. „Der Fachbereich Stadtgrün plant für den Herbst die Anlage weiterer ähnlicher Blumenwiesen in mehreren Grünanlagen der Stadt.“
Bis in den Hochsommer hinein, sind die bunten Wiesen eine wichtige und wertvolle Pollen- und Nektarquellen für Wildbienen und andere Insekten, so Kochanek. Der Vogelkundler betonte, dass von dem Insektenreichtum weitere Arten wie Fledermäuse und Vögel profitieren werden. Wichtig ist die richtige Pflege „Wiesen sind eine Kulturform und müssen in der Regel nur einmal im Herbst gemäht werden." so Ulrich Hammer, vom Grünflächenamt in Leverkusen.

Weitere Fakten und Tipps für eine blühende Wiese:
1) Einsaat
Ideal ist eine Einsaat ab Mitte März. Unter günstigen Bedingungen keimen die meisten Samen, nachdem es warm wird, innerhalb 2-4 Wochen. Etwa 8-12 Wochen nach der Aussaat kann man mit dem Blühbeginn rechnen. Jetzt wird die Wildblumenwiese ungefähr drei Monate blühen. Um das Blühen zu verlängern, sind noch Folgesaaten bis Ende April möglich.

2) Die Bodenvorbereitung:
Das Gras sollte vollständig ausgekoffert werden (ca. 10cm dicke Schicht), anschließend sollten darauf 10 cm Sand (nicht einarbeiten) und
2 cm nährstoffarmer Boden, Lehm geschichtet werden (nicht einarbeiten).
Zur besseren Verteilung des Saatguts wird die Aussaatmenge mit Sand im Verhältnis 1:2 oder 1:3 gemischt. 1,5g Samen je qm reichen aus. Die ausgesäten Samen nur leicht festdrücken.

3) Die richtige Wildblumenmischung:
Der Biologe Dr. Paul Westrich, der sich seit über 40 Jahren intensiv mit Wildbienen auseinandersetzt, hat zusammen mit Bernd Dittrich von der Kräutergärtnerei Syringa eine wertvolle Samenmischung entwickelt. Sie enthält 35 ein-, zwei- und mehrjährige Arten und bleibt damit dauerhaft attraktiv.
„Viele im Handel befindliche Mischungen sind aus Sicht unserer Insekten eine reine Mogelpackung“, so Hans-Martin Kochanek. Der Schwerpunkt liege fast ausschließlich auf dem Show-Effekt der Blüten, nicht auf dem ökologischen Nutzen. Zu diesem Zweck werden viele Pflanzenarten mit gefüllten Blüten verwendet, bei denen die Staubblätter zu sterilen Blütenblättern umgewandelt sind. „Derartige Blüten locken Insekten zwar an, bieten dann leider nur sehr wenig oder gar keine Pollen und Nektar an und können daher nicht zur Insektenernährung beitragen“. Außerdem beinhalten viele Mischungen auch gezüchtete Arten oder nichteinheimische Pflanzen. „Diese Exoten können von unseren Insektenarten nicht verwertet werden“.
Die neu entwickelte Wildblumenmischung von Dr. Westrich und Bernd Dittrich liefert darüber hinaus ein wichtiges Nahrungsangebot für Honig- und Wildbienen, zu denen u. a. Seidenbienen, Pelzbienen, Mauerbienen, Holzbienen und Hummeln zählen. Zur Brutversorgung werden Nektar, aber vor allem Blütenpollen benötigt, den die Wildbienen an den angebotenen Pflanzen reichlich finden. „Es ist am besten, wenn es vom Frühjahr bis in den Herbst im Garten blüht. Deshalb muss man darauf achten, sowohl früh-, mittel-, als auch spätblühende heimische Arten anzupflanzen“, erklärte Kochanek.

Empfehlenswert sind die Mischungen:
• Mischung “13” der Fa. Syringa, zusammengestellt in Zusammenarbeit mit Biologe Dr. Paul Westrich und Bernd Dittrich: Die Mischung kann man online unter www.syringa-pflanzen.de bestellen, aber auch auf dem NaturGut Ophoven für 6,95 Euro bekommen.
• Rheinisches Bergland – www.wildbienen-garten.de

4) Die Pflege im Herbst:
Das Blühbeet sollte im Herbst abgemäht und das Mahtgut einige Tage liegen gelassen werden, damit es aussamen kann. Danach sollte es abgeräumt und kompostiert werden.
Im 2. Jahr erblühen sowohl die erneut versamten Einjährigen, als auch die zwei- und mehrjährigen Arten. Bei unseren Bodenverhältnissen in Leverkusen blüht eine solche Wiese ungefähr 3 Jahre.

5) Warum blüht die Wiese nicht länger?
Die Wildblumen vertragen in der Regel keinen Dünger. Aber allein durch die Luft erfolgt schon eine Düngung. Es erfolgt ein Gesamteintrag an Stickstoff aus der Luft von 50kg je Hektar pro Jahr. Die Stickstoffemissionen werden vor allem in den Bereichen landwirtschaftliche Erzeugung und Nahrungsmittelproduktion, Mobilität und Verkehr sowie Energieerzeugung und -nutzung verursacht.

Und weiter geht‘s
Blumenwiesen sind nur ein Element für einen wirksamen Schutz der Insekten. Weitere unverzichtbare Elemente im eigenen Garten sind:
• Wildbienenhäuser (Holz, Bambus)
• Erd-Nistplätze
• Blühende Stauden
• Blühende Sträucher und Bäume


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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