Familie-Hansen-Preis 2019 geht an Prof. Edith Heard

Auszeichnung für Erkenntnisse im Bereich der Epigenetik und deren Rolle in der Grundlagenforschung

Archivmeldung aus dem Jahr 2019
Veröffentlicht: 03.07.2019 // Quelle: Bayer AG

Die Preisträgerin des „Familie-Hansen-Preises 2019“ ist Prof. Edith Heard. Kuratorium und Stiftungsrat der Bayer Science & Education Foundation haben ihr die Auszeichnung zuerkannt, die zu den renommiertesten Wissenschaftspreisen in Deutschland zählt und mit 75.000 Euro dotiert ist. Mit dem Preis werden die bahnbrechenden Erkenntnisse und umwälzenden Entdeckungen von Heard im Bereich der Epigenetik gewürdigt. Die feierliche Verleihung durch den Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG, Werner Baumann, erfolgt am 28. Oktober 2019 im Rahmen eines Festaktes in Leverkusen.

Mit dem Familie-Hansen-Preis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt, die wegweisende Forschungsbeiträge auf innovativen Gebieten der Biologie und Medizin geleistet haben. Er wird seit dem Jahr 2000 im Andenken an den Preisstifter Prof. Dr. Kurt Hansen verliehen. Der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende der Bayer AG hatte 1999 den Preis aus „Dankbarkeit für ein ausgefülltes Leben als Naturwissenschaftler und Diplom-Kaufmann“ gestiftet.

Edith Heard erhält die renommierte Auszeichnung für ihre bahnbrechende Arbeit zur Aufdeckung des molekularen Mechanismus der X-Chromosom-Inaktivierung (XCI). Bei diesem faszinierenden Vorgang wird bei manchen weiblichen Säugetieren eines der X-Chromosomen inaktiviert – auch beim Menschen. Darüber hinaus war Heard auch an der Entdeckung der topologisch assoziierten Domänen (TAD) beteiligt, die Einheiten der Chromosomenorganisation im Zellkern darstellen. Für die Entwicklung neuer Medikamente für die Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen spielt das Verständnis des Zusammenspiels von Chromatinstruktur und Genaktivität eine zentrale Rolle.

Prof. Ernst-Ludwig Winnacker, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Bayer Science & Education Foundation, erklärt dazu: „Die meisten biologischen Phänomene, einschließlich der pathogenen - wie den zahlreichen Arten von Krebs, werden sowohl durch ihre zugrunde liegende Genetik als auch durch die Epigenetik reguliert. Mit ihrer grundlegenden Arbeit zur Inaktivierung von X-Chromosomen bei Säugetieren hat Prof. Heard einen wichtigen Beitrag zur Grundlage der Epigenetik geleistet und damit potenziell neue Wege zur Behandlung komplexer Krankheiten eröffnet. Somit gilt Edith Heard als eine der weltweit führenden Persönlichkeiten auf diesem schnell wachsenden und wichtigen Gebiet.“

Kemal Malik, für Innovation verantwortliches Vorstandsmitglied der Bayer AG und Vorstand der Stiftung, ergänzt: „Als innovationsgetriebenes Unternehmen verdeutlicht die Bayer-Mission „Science for a Better Life“ unseren Glauben, dass die Zukunft der Gesellschaft von Fortschritten in der Grundlagen- und angewandten Forschung gestaltet wird. Das Wissen und das Verständnis zukünftiger Technologien der Lebenswissenschaften sind dabei wesentliche Elemente, und Bayer möchte mit seinen Stiftungen und der Verleihung dieses Preises einen Beitrag leisten.“

Der Preis wird von der Bayer Science & Education Foundation vergeben. Die Stiftung verfolgt als vorrangige Ziele die Ehrung herausragender Forschungsleistungen, die Förderung wissenschaftlicher Talente und die Unterstützung bedeutender Schulprojekte in den Naturwissenschaften. Im inhaltlichen Fokus der Fördertätigkeiten stehen die Naturwissenschaften und die Medizin. Herausragende Forschungsleistungen honoriert die Stiftung im jährlichen Wechsel mit dem Familie-Hansen-Preis und dem Otto-Bayer-Preis, die mit jeweils 75.000 Euro dotiert sind. Zwei Preise für aufstrebende Nachwuchsforscher vervollständigen das Programm: Der internationale Bayer Early Excellence in Science Award wird jährlich in den Kategorien Biologie, Chemie und Medizinwissenschaften mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro vergeben. Der Bayer Thrombosis Research Award fördert Wissenschaftler, die im deutschsprachigen Raum im Bereich der grundlegenden und klinischen Thromboseforschung besondere Akzente setzen. Er wird alle zwei Jahre mit einem Preisgeld von 30.000 Euro verliehen.

Prof. Edith Heard wurde in London geboren. Mit der Biologie kam sie erstmals in Kontakt, als sie in den 1980er Jahren im Rahmen ihres Bachelor-Studiums an der Universität Cambridge eine fächerübergreifende naturwissenschaftliche Grundausbildung absolvierte, das sogenannte Natural Sciences Tripos. Von ihren Dozenten inspiriert, wechselte sie von ihrem ursprünglichen Schwerpunkt, der Physik, zur Biologie und erwarb ihren Abschluss in der Genetik. Ihren Doktorgrad erwarb Heard anschließend am Imperial Cancer Research Fund (später in Cancer Research UK umbenannt) am Lincoln‘s Inn Fields in London. Daraufhin ging sie für neun Jahre ans Institut Pasteur in Paris, wo sie zunächst eine Stelle als Postdoktorandin und später als festangestellte Wissenschaftlerin antrat, bevor es sie für ein Forschungsjahr nach Cold Spring Harbor in die USA zog. Ihre eigene Forschungsgruppe gründete sie 2001 am Institut Curie, wo sie 2010 Direktorin der Abteilung für Genetik und Entwicklungsbiologie wurde. Im Jahr 2012 wurde Heard als Professorin an das Collège de France berufen, wo sie den Lehrstuhl für Epigenetik und Zellgedächtnis innehat. Im Rahmen dieser Professur hält Heard eine jährliche Vortragsreihe am Collège de France, für die sie jedes Jahr ein neues wissenschaftliches Thema wählt. Weiterhin ist sie eine der Vorsitzenden des französischen Programms PAUSE, das Gastaufenthalte für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus geopolitischen Krisengebieten ermöglicht. Seit Januar 2019 ist Heard Generaldirektorin des EMBL.

Über EMBL
Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) ist Europas führendes Forschungsinstitut in den Lebenswissenschaften. Gegründet 1974 als zwischenstaatliche Einrichtung wird es von mehr als 20 Mitgliedstaaten unterstützt. In molekularbiologischer Grundlagenforschung untersucht das EMBL die Mechanismen des Lebens. Das Institut bietet außerdem Serviceleistungen für Wissenschaftler, bildet Nachwuchswissenschaftler aus und fördert aktiv die Vernetzung der Lebenswissenschaften in Europa. Das EMBL ist international, innovativ und interdisziplinär. Die über 1700 Mitarbeiter aus mehr als 80 Ländern sind auf sechs Standorte in Barcelona (Spanien), Grenoble (Frankreich), Hamburg (Deutschland), Heidelberg (Deutschland), Hinxton (Großbritannien) und Rom (Italien) verteilt. Die Wissenschaftler arbeiten in unabhängigen Forschungsgruppen und decken dabei das gesamte Spektrum der Molekularbiologie ab. Die Entwicklung neuer Instrumente und Methoden für die Forschung sowie aktiver Technologietransfer sind weitere Kernaufgaben des EMBL. Darüber hinaus fördert das Institut die breite Anwendung seiner Forschung zum Wohle der Gesellschaft.


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