Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus? Mit dieser Frage ist gestern die Veranstaltungsreihe „Perspektiven Leverkusen 2030+“ zum Thema Stadtentwicklung gestartet. „Gewerbe – Neue Arbeitswelten und Auswirkungen auf Gewerbegebiete“ war das erste Thema. Auf Einladung von Andrea Deppe, Leverkusens Dezernentin für Planen und Bauen, haben rund 60 Teilnehmende aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft in der Hauptstelle der Sparkasse lebhaft diskutiert, darunter zahlreiche Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft.
Regionalplanaufstellung, Wachstumsdruck auf die Region, Druck auf Leverkusen: die alten Antworten scheinen nicht mehr zu funktionieren. „Wir müssen umdenken, in eine andere Richtung schauen, neue Wege gehen“, forderte Deppe. Ihr Konzept: In zwei Gesprächsrunden mit interessanten Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern über Herausforderungen und, „smarte“ Lösungen diskutieren. Mit seinem Impulsvortrag zeigte der Architekt des neuen Covestro-Verwaltungsgebäudes, Martin Henn: „Der Mittelflur mit Einzelzellen hat ausgedient“. Er setzte bildreiche Impulse, erläuterte veränderte Anforderungen von Bauherren und Nutzerinnen und Nutzern und präsentierte neue Raumkonzepte einer auf Kommunikation ausgelegten Arbeitswelt. Sein Credo: „Architektur ist der beste Change Manager.“
Die Gesprächsrunden, durch die Petra Voßebürger vom Büro IKU_Die Dialoggestalter führte, hatten die Herausforderungen unserer Zeit zum Thema: Die Zusammenarbeit in großen Bürogebäuden, die Konsequenzen der Digitalisierung und Anforderungen an das Umfeld.
Auf dem Podium diskutierten die beiden Architekten Martin Henn und Prof. Dörte Gatermann, Marcus Otto von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Lars Friedrich (Currenta), Achim Willke von der Leverkusener Wirtschaftsförderung und Andrea Deppe auch über Gewerbeflächenkonzepte, Flächenausweisungen im neuen Regionalplan des Regierungsbezirks Köln und Baukultur im gewerblichen Kontext. In jeder Gesprächsrunde setzten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Publikum zu den Gästen und diskutierten mit.
Dass man nur noch vernetzt denken und planen kann, darüber waren sich die Beteiligten einig. Klar ist aber auch, dass Handwerksbetriebe andere Bedürfnisse haben als der CHEMPARK. „Innerhalb der nächsten 10 Jahre suchen im Innungsgebiet der Kreishandwerkerschaft Bergisches-Land (Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis und Leverkusen) ca. 1.000 Betriebe einen Nachfolger, in den nächsten 15 Jahren ca. 2.000, berichtete Otto mit Blick auf das Handwerk und zitierte seinen Großvater: „Vergesst die Kleinen nicht.“ Auch kleine und mittelständische Betriebe lösen natürlich Bedarf nach Grundstücken aus. Im CHEMPARK Leverkusen setzen 30.000 Arbeitsplätze die Nachfrage. An den Chempark-Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen investierten über siebzig Unternehmen aus Produktion, Forschung und Dienstleistung in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 1 Mrd. Euro im Jahr.
Oberbürgermeister Uwe Richrath schließt daraus, dass man in Leverkusen über Verdichtung reden müsse und sprach damit dem Heizungsbauer Peter Seven aus der Seele, der seinen seit 1906 in Leverkusen ansässigen Betrieb zwar ausbauen aber nach 112 Jahren am gleichen Standort nicht umziehen möchte. Und kein Wunder, in vielen Wortmeldungen schwang darüber hinaus mit, dass Mobilität eine zentrale Herausforderung ist. Identifikation mit dem Standort sei wichtig, machte Prof. Gatermann an Beispielen deutlich. Ihr Fazit: Baukultur hat nicht in erster Linie mit Geld zu tun, sondern mit Ideen.
Im kommenden Jahr werden weitere Veranstaltungen zu den Themen Freizeit/Naherholung, Wohnen, Mobilität, Umwelt und Bildung folgen. Am Ende soll es ein Bild für Leverkusen geben, eine Perspektive für eine lebenswerte Stadt, die Gutes bewahrt und sich trotzdem weiterentwickelt und zukunftsfähig darstellt.