Made in Bangladesh


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 07.09.2015 // Quelle: KulturStadtLev

Die Tanzregisseurin Helena Waldmann hat mit ihrer neuen Arbeit, uraufgeführt am 24.11.2014 im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, ein ebenso provozierendes wie faszinierendes Tanztheaterstück über Ausbeutung und trügerisches Glück geschaffen. „Das Stück verbindet politische Aussage und Tanz zu einem Powerpaket, das keinen kaltlassen kann“, so Lilo Weber in der Neuen Zürcher Zeitung im Dezember 2014.
Was steckt hinter der Aussage „Made in Bangladesh“? Zusammen mit zwölf Kathak-Tänzerinnen und -Tänzern aus Bangladesh hat Helena Waldmann in den berühmtberüchtigten Textilfabriken Bangladeshs recherchiert und die Arbeitsbedingungen, die sie dort vorfand, in Tanz umgesetzt.

Den nordindischen Kathak, den das farbenfroh gekleidete Ensemble in den Boden hämmert, hat Helena Waldmann aller Ornamentik beraubt. Die Füße treten mit den Stichen der ratternden Nähmaschinen ebenso um die Wette wie ihre Pirouetten mit den Garnspulen. Die schnellen Rhythmen des Kathak-Tanzes machen die Erschöpfung körperlich spürbar. "Ich bin körperlich nicht stark genug für diese Arbeit.
Ich erlebe Ausbeutung und Missbrauch."
Solche und andere Statements von Näherinnen und Nähern erscheinen gelegentlich als Projektion auf der Leinwand.
Die Tänzerinnen verkünden dagegen ganz anderes ins Mikrophon:
"Ich bin stolz, Teil der Modeindustrie zu sein – stolz, unabhängig zu sein." Auch das sind Sätze der Näherinnen und es sind genau diese nicht aufgelösten und nicht auflösbaren Ambivalenzen, die Helena Waldmann bei den Recherchen herausgefiltert hat und auf der Bühne nebeneinander stellt. Denn was für die eine Näherin Ausbeutung darstellt, bedeutet für die andere einen ersten Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit.

Die Analogie zum europäischen Kulturbetrieb mit seinen selbstausbeuterischen Strukturen - im zweiten Teil des Stücks - spitzt das weiter zu. Zitate wie: „Im letzten Jahr habe ich 60 Vorstellungen getanzt – in diesem Jahr 100. Für das gleich Geld“, verweisen in aller Deutlichkeit darauf, dass auch europäische Tänzer unter prekären Bedingungen ihr Geld verdienen.

„Made in Bangladesh“ ist ein starkes, unbequemes Stück und in seiner Konsequenz und Körperlichkeit genau das richtige Mittel, den rasenden Arbeitsverhältnissen der Gegenwart künstlerisch Ausdruck zu geben. Deshalb hat die KulturStadtLev diese besondere Produktion in ihren Spielplan unter dem Motto „Lebens(t)räume“ eingeladen. „Made in Bangladesh“ eröffnet die Tanztheater-Reihe der KulturStadtLev in der Saison 2015/2016.
Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Tanzregie: Helena Waldmann
Co-Choreographie: Vikram Iyengar
Tänzerin im Video: Brit Rodemund
Komposition und Musikproduktion: Daniel Dorsch
Musikal. Leitung und Komposition: Hans Narva
Video: Anna Saup
Kostüme: Hanif Kaiser und Judith Adam
Licht: Herbert Cybulska
Mit 12 Tänzerinnen und Tänzer aus Bangladesh: Munmum Ahmed, Shammy Akter, Shareen Ferdous, Masum Hossain, Urme Irin, Anika Ridita, Trina Mehnaz, Hanif Mohammad, Tumtumi Nuzaba, Bishwazit Sarkar, Sharmin Shoma, Labonno Sultana

Termin: Montag, 19. Oktober 2015
19.30 – ca. 20:45 Uhr (keine Pause)

Ort: Forum (Großer Saal)
18:45 Uhr – Einführung, mit Helena Waldmann;
Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung

Karten:
30,50 € / 26,50 € / 23,50 € / 17,00 € (erm.: 16,25/14,25/12,75/9,50 €);
Kartenbüro im Forum (Tel. 0214-406 4113), Stadt-Info im City-Point (Tel. 0214-86 61-111), an allen bekannten Vorverkaufsstellen, über Internet (www.kulturstadtlev.de) sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse


Mehr zu der Produktion und zu Helena Waldmann auch unter
http://www.ecotopiadance.com/11/repertoire_619.htm
http://www.ecotopiadance.com/11/index.htm
Made in Bangladesh ist eine Produktion von Helena Waldmann und ecotopia dance productions In Zusammenarbeit mit SHADHONA – A Center for the Advancement of Southasian Culture (BD) und dem Goethe-Institut Bangladesh


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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