TSV Bayer 04 Leichtathletik-Abteilungsversammlung

Bericht des Leichtathletik-Abteilungsleiter Joachim Strauss

Archivmeldung aus dem Jahr 2006
Veröffentlicht: 22.03.2006 // Quelle: TSV Bayer 04

Liebe Mitglieder der Leichtathletikabteilung,

Sie sind es von mir gewohnt, dass ich Ihnen zu Beginn einige grundsätzliche Bemerkungen zum Status der Leichtathletik allgemein und vor allem bei uns im Verein liefere. In einem einzigen Satz zusammengefasst: Viele strukturelle Dinge sind derzeit in Bewegung, einige auffällige Veränderungen wurden bereits in die Tat umgesetzt.

Die deutsche Leichtathletik, das hat nicht zuletzt die Hallen-WM Anfang März mit der halbwegs befriedigenden Ausbeute von einer Überraschungsgoldmedaille für Siebenkämpfer Andre Niklaus, einmal Silber für Nadine Kleinert sowie einmal Bronze für Tim Lobinger gezeigt, muss an vielen Fronten kämpfen, um ihren noch immer guten Ruf in der Sportlandschaft weiter zu behaupten. Die Sportwochenzeitschrift „Sportbild“ hat vor kurzem in einem Artikel einige sehr aufschlussreiche Zitate über die kritische Lage in unserer Sportart veröffentlicht:

- Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, gibt zu: „Es ist in der Leichtathletik nicht möglich, die Sportler auf Stützpunkte zu konzentrieren. Die Vereinsstrukturen würden zerschlagen.“
- Tim Lobinger, als streitbarer Geist bekannt, bemerkt unverblümt: „Es fehlt uns an einer beflügelnden Atmosphäre, alle gehen einzelne Wege, wir sind verstreut und verteilt. Andere Disziplinen aber arbeiten gegeneinander, das ist destruktiv. Vier Standorte über Deutschland verteilt wären leistungsfördernd. Aber unser Verband ist strukturell gelähmt.“
- Und Uwe Freimuth, ein ehemaliger Zehnkämpfer, vermutet deshalb: „Im DLV wird lieber auf das Prinzip Hoffnung gesetzt. 2.000 Tartanbahnen – da springt schon ein Weltmeister raus.“

Soweit die Zitate aus der „Sportbild“ – sicherlich eine Mischung aus Realität und Polemik. Doch auch wir im Verein verschließen nicht die Augen vor den Tatsachen: Dass wir mit nur zwei Leverkusener Athleten, Roman Fricke und Silke Spiegelburg, vor kurzem bei der Hallen-WM vertreten waren, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Erfolge längst nicht mehr selbstverständlich sind. Im Gegenteil: Natürlich spielen viele TSV-Athleten international weiterhin eine wichtige Rolle und erfreulicherweise nehmen wir national unverändert eine Führungsposition ein, doch die Bilanz des TSV Bayer 04 auch bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe im Februar mit nur einem einzigen Titel von Roman Fricke ließ uns nicht gerade vor Freude in die Höhe springen.

Es kann dennoch nicht oft genug auf einen Punkt hingewiesen werden: Auch unter der neuen Aufstellung des Bayer-Konzerns sowie veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Verein ergibt sich nach wie vor ein Förderumfeld mit erkennbarer Priorität für die Sportart Leichtathletik. Sicherlich haben wir Leichtathleten wie andere Sportarten im Verein den Gürtel enger schnallen müssen. Gleichwohl ermöglicht es uns der Sponsor Bayer weiterhin, Leichtathletik im nationalen und internationalen Spitzenbereich zu betreiben.

Allerdings sind wir gehalten, gezielte Unterstützungsleistungen auch von anderen Firmen und Institutionen hereinzuholen. So steht uns die Firma Adidas als verlässlicher Partner zur Seite, ferner haben wir über die Sportstiftung NRW und den Landesverband Nordrhein wichtige Mischfinanzierungen für den Trainerbereich realisiert. Doch es wird unsere vordringliche Aufgabe in der nächsten Zeit bleiben, den öffentlichen Förderinstitutionen für die Leichtathletik klar zu machen, dass sie sich nicht nur auf Bayer verlassen können.

Vor diesem Hintergrund gewinnt im Rahmen unserer neuen konzeptionellen Ausrichtung gerade unsere Positionierung gegenüber und mit den anderen Bayer-Leichtathletikvereinen in Dormagen und Uerdingen an zusätzlichem Gewicht. Zwei Schwerpunkte gilt es in nächster Zeit weiter zu forcieren: Zum einen die koordinierte Jugendförderung an den drei Leichtathletikstandorten, wobei der Nachwuchs in seinem lokalen Umfeld an die Spitzenklasse herangeführt werden soll. Zum anderen die erkennbare Konzentration der Spitzen-Leichtathletik auf den Standort Leverkusen mit Ausnahme einzelner Athleten, die auch in Uerdingen und Dormagen ein angemessenes Förderumfeld vorfinden und als Vorbildfunktion für die dortigen Jugendlichen an diesen Standorten bleiben sollen wie zum Beispiel Dennis Leyckes in Uerdingen und Björn Otto in Dormagen.

An unserer Infrastruktur, d.h. Trainer, Physiotherapie und Trainingslager, können und wollen wir nicht sparen. Deshalb mussten wir Kürzungen bei unseren Athleten umsetzen, und diesen kann ich nur ein großes Kompliment machen: Sie haben Verständnis für unsere beengte finanzielle Situation gezeigt und ohne Murren die Kürzungen akzeptiert.

Allerdings haben wir unser verändertes Förderkonzept ganz konsequent weiter verfolgt. Wir fördern nur noch Athleten, die bei uns trainieren und holen schwerpunktmäßig junge Nachwuchsathleten zu uns. Alle diese Athleten trainieren bei uns auf der Anlage und sind damit echte Leverkusener. Wir wollen, dass sie von den hervorragenden Infrastrukturbedingungen vor Ort profitieren und so die Grundlage für größtmögliche Erfolge legen können.

Keiner der zwölf namhaften Neuzugänge des TSV Bayer 04 Leverkusen für das Jahr 2006 ist übrigens älter als 20 Jahre, doch trotzdem haben sie schon über ein Dutzend Medaillen bei nationalen Meisterschaften gewonnen. Sie sind jung, stecken voller Energie und stehen – gemessen an ihren bisherigen Erfolgen – vor einer perspektivreichen Zukunft. Prominenteste Abgängerin aus dem Laufbereich war dagegen Claudia Gesell, die sich nach Tübingen verändert hat. Wir bedauern ihren Weggang sehr, haben aber Verständnis dafür. Ohnehin war sie die letzte Athletin aus der Gruppe der Sportler, die zwar für den TSV Bayer 04 starteten, hier aber nicht lebten und trainierten – es war eine Trennung im Guten. Neben Gesell gingen auch Hochspringerin Kathryn Holinski zum LAV Bayer Uerdingen/Dormagen und Läuferin Sigrid Bühler, die sich dem USC Mainz angeschlossen hat.

Werfen wir nun aber einen genaueren Blick auf die neuen Gesichter: Die bekannteste Athletin ist eindeutig Stabhochsprung-Junioren-Weltrekordlerin Silke Spiegelburg, die vom TV Lengerich nach Leverkusen kam und immerhin schon bei den Olympischen Spielen in Athen als einzige deutsche Finalistin auf Rang 13 dabei war. Die meisten Neuen sind Springer, wobei besonders die Stabhochsprung-Gruppe von Leszek Klima großen Zulauf hatte. Dazu gehören auch der Deutsche Jugend-Hallenmeister Malte Mohr, Anna Battke und Florian Sürth, der noch ein Jahr zur A-Jugendklasse zählt. Zur Hochsprung-Gruppe von Hans-Jörg Thomaskamp ist die U20-EM-Zweite Julia Hartmann gestoßen. Vom LAZ Rhede kam Weitspringerin Nadine Jacobs. Den Laufbereich verstärken die Zwillinge Alexander und Sebastian Hahn, 800-Meter-Spezialist Malte Pielhau und Sabrina Buchrucker vom ASV Köln. Zwei zusätzliche Speerspitzen hat der Wurfbereich durch Sarah Nöh und Marian Sparig bekommen, die beide noch einmal in der B-Jugend starten.

Zudem haben zwei Bayer-04-Athleten neue Trainer: Olympia-Starterin Floé Kühnert wechselt von Christine Adams in die Stabhochsprung-Gruppe von Leszek Klima zurück. Danny Ecker, der sich im September von Coach Jörn Elberding trennte, geht nun eigene Wege, lässt sein Techniktraining aber von Leszek Klima betreuen – allen Athleten viel Glück.

Kleiner Themenwechsel: Um auch selbst wichtige Einnahmen verzeichnen zu können, bieten wir mittlerweile Unternehmen und deren Angestellten die Gelegenheit, mit den Leichtathletik-Stars des TSV Bayer 04 Leverkusen einige Stunden oder Tage auf unserer Anlage zu verbringen. Die Schwerpunkte des Trainings können die Gäste dabei selbst bestimmen. Neun Bausteine aus Theorie und Praxis stehen zur Auswahl. „Training mit Sportstars“ – so nennt sich unser Angebot - ist vergleichbar mit Manager-Seminaren oder Teambuilding-Maßnahmen.

Denn Hochleistungssportler müssen körperlich und geistig topfit sein. Unsere Athleten, Trainer und Berater kennen sich daher nicht nur in der Sportpraxis aus. Ernährung, Motivation, Selbstvertrauen oder Krisenmanagement sind wichtige Aspekte unseres Trainings. Der Alltag von Sportlern und Angestellten in der Wirtschaft unterscheidet sich in gewisser Weise kaum: Beide Gruppen müssen mit Stress, psychischem Druck und stetiger Leistungsbereitschaft umgehen. Spitzensportler werden im Training gezielt auf solche Gegebenheiten vorbereitet, Wirtschaftlern fehlt dazu häufig die Zeit. Bei „Training mit Sportstars“ werden Führungskräften und Angestellten effiziente Lösungsansätze präsentiert. Die Wirtschaftsberater der Horbach-Gruppe in Köln waren offenbar sehr begeistert von ihrem Seminar – weitere Firmen werden hoffentlich folgen.

Mit Talentsichtung beginnt man bekanntlich früh, deshalb freuen wir uns über die große Resonanz im vergangenen November beim „Tag der Offenen Tür“ in der Leichtathletikhalle unter dem Motto „Komm hin – schau zu – mach mit“. Vier Stunden lang konnten sich Interessenten mit ihren Kindern in unserer Heimstätte umschauen oder ein Schnuppertraining absolvieren. Ein Lob an dieser Stelle für die zuständige Organisatorin Ulrike Nasse-Meyfarth und ihr Helferteam.

Mit diesem kurzen Einblick und Ausblick in unser sozusagen Abteilungsinnenleben möchte ich nun überleiten auf die sportlichen Daten.

Keine Frage, im vergangenen Jahr waren natürlich die Weltmeisterschaften in Helsinki das wichtigste sportliche Ereignis. Dazu kommen wie immer im prall gefüllten Terminkalender zahlreiche nationale und internationale Meisterschaften.

Herausgehoben werden muss stets unser mittlerweile 11. Bayer-Meeting, das am 23. Juli und somit als ein Abendsportfest an einem Samstag stattfand. In der Rangliste der deutschen Leichtathletik-Sportfeste im Jahr 2005 war unser Meeting, das als letzter Test vor den Weltmeisterschaften in Helsinki galt, die Nummer vier und kletterte damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz. Die deutsche Nummer eins und weltweit die Nummer neun war nebenbei das ISTAF in Berlin.

Eine Bestmarke gab es für unsere Abteilung bei der Anzahl der Kaderathleten im Jahr 2006: Mit 45 Sportlern ist einer mehr in den Kaderlisten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes vertreten als im Rekordjahr 2004. Damals hatten 44 Athleten Aufnahme in einen Bundeskader gefunden. Insgesamt sind im A-, B- und C-Kader exakt 468 Sportler vertreten, 63 mehr als 2005. Hinzu kommen 92 Athleten im stark geschrumpften D/C-Kader für Nachwuchskräfte.

Von den 45 Bayer-04-Kaderathleten gehören neun zusätzlich zum sogenannten Top Team Kader Peking 2008, in dem die größten Hoffnungsträger für die Olympischen Spiele in rund zweieinhalb Jahren gefördert werden. Das sind vier mehr als in der zurückliegenden Saison. Nachträglich aufgenommen wurden Steffi Nerius, Markus Esser und seine Disziplinkollegin Susanne Keil. Außerdem zählt Silke Spiegelburg dazu. Wie schon 2004 im Top Team Kader stehen außerdem Floé Kühnert, Lars Börgeling, Danny Ecker (alle Stabhoch), Jennifer Oeser (Siebenkampf) und Annika Suthe (Speerwurf).

Indes genießen in Markus Esser und Steffi Nerius nur zwei Leverkusener Athleten die Optimal-Förderung im A-Kader, der 18 Athleten stark ist. Am besten vertreten sind aus Bayer-04-Sicht im Kader von A bis D/C die Stabhochspringer mit 13 Athleten (acht Männer, fünf Frauen). Auch die Hammerwerfer sind mit sieben Athleten gut dabei.

Zur nächsten Statistik: In den Bestenlisten der Aktiven und der Junioren nehmen die Bayer-04-Leichtathleten 2005 eine Spitzenposition mehr ein als im Vorjahr. Zehn Mal eroberten sie den „Platz an der Sonne“: Bei den Männern stehen Hochspringer Roman Fricke, Weitspringer Nils Winter, Dreispringer Charles Friedek und der Hammerwurf-WM-Vierte Markus Esser ganz oben, bei den Frauen Hochspringerin Daniela Rath, Hammerwerferin Susanne Keil mit ihrem Deutschen Rekord von 72,74 Metern sowie die Siebenkampf-Mannschaft.

Im Junioren-Bereich schlossen Hammerwerfer Kamil Bethke, die 3x800-Meter-Staffel der Juniorinnen sowie Siebenkämpferin Christine Schulz die Saison als Spitzenreiter ab. Insgesamt verbuchten die Athleten des TSV Bayer 04 genau 83 Top-Ten-Platzierungen, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem schon starken Vorjahres-Ergebnis (73) entspricht und unsere gute Arbeit widerspiegelt.

Auch die nächste Übersicht spornt uns für diese Saison wieder gehörig an: Der TSV Bayer 04 Leverkusen ist in den Platzierungen in den Bestenlisten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erstellten Vereinsrangliste 2005 wie schon in den vergangenen Jahren die unangefochtene Nummer eins der nationalen Leichtathletik-Szene. Mit insgesamt 356 Punkten führt Leverkusen die Wertung deutlich vor dem Team Erfurt sowie dem LAC Quelle Fürth/München/Würzburg an. Auf Rang vier folgt das LAZ Leipzig knapp vor dem LAV Bayer Uerdingen/Dormagen. Nur noch an achter Stelle ist die LG Nike Berlin notiert, in den Jahren 2003 und 2004 jeweils Zweiter hinter Leverkusen.

Es folgt ein kurzer Streifzug über wichtige Resultate und Ereignisse:

Markus Esser hat im vergangenen Jahr als elfter deutscher Hammerwerfer der Geschichte die 80-Meter-Marke übertroffen. Beim Bundesliga-Finale der Rasenkraftsportler in Leichlingen kam er genau auf 80,00 Meter. Es war damals der erste 80-m-Wurf eines deutschen Athleten seit fast zwei Jahren.

Im Juni 2005 waren die Leverkusener Werfer die fleißigsten Medaillensammler bei den Westdeutschen Meisterschaften in Wattenscheid, indem sie sechs Medaillen holten. Die beste Leistung zeigte dabei Speerwerferin Katharina Molitor, die mit 53,57 Metern siegte.

Kurz darauf musste 400-m-Europameister Ingo Schultz leider seine Saison 2005 endgültig abschreiben. Er war durch eine Reizung der plantaren Weichteile des linken Fußes angeschlagen und erklärte auf ärztlichen Rat hin seinen Verzicht auf sämtliche Rennen.

Beim Europacup im Juni sicherte sich mit seinem letzten Sprung auf 17,20 Meter unser Dreispringer Charles Friedek in Florenz/Italien den Sieg. Weitere Erfolge gab es außerdem durch Speerwerferin Steffi Nerius und Weitspringer Nils Winter. Susanne Keil wurde mit dem Hammer Fünfte. Die deutschen Männer wiederholten in Florenz ihren Vorjahressieg und setzten sich gegen Frankreich durch. Die Frauen belegten hinter Russland und Polen Rang drei.

Im Juli gab es für den TSV Bayer 04 bei den 105. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Lohrheidestadion in Wattenscheid die DM-Bilanz von vier Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen. Ich gebe zu: Diese Ausbeute fiel nicht wie erhofft aus, weil uns verletzungsbedingt einige sichere Medaillenanwärter fehlten und andererseits nicht alle unsere Trümpfe gestochen haben. Von daher bin ich froh, dass wir nach der Gesamtzahl der Medaillen aber erneut stärkster Verein geworden sind.

Kommen wir zu den internationalen Nachwuchs-Titelkämpfen: Marokko, Deutschland, Litauen – in diesen drei Nationen ging es für Bayer-Talente im Juli auf Medaillenjagd. Dabei schafften immerhin fünf Aktive den Sprung auf das begehrte Treppchen. So feierten die Speerwerferinnen Annika Suthe und Katharina Molitor bei den „U23“-Europameisterschaften in Erfurt einen Doppel-Triumph mit Gold und Silber, ebenfalls Silber sicherte sich Olympia-Teilnehmerin Floé Kühnert im Stabhochsprung. Außerdem jubelte 100-Meter-Sprinter Stefan Wieser über Bronze. Nur TSV-Stabhochspringer Tobias Scherbarth war schon in der Qualifikation ausgeschieden. Doch dass er ein EM-Ticket für Erfurt gelöst hatte, galt als echte Überraschung. Insgesamt werden für den TSV Bayer 04 bei den seit 1997 ausgetragenen Titelkämpfen mittlerweile zwölf Medaillen notiert, drei in Gold, sechs in Silber und drei in Bronze.

Sein Soll mehr als erfüllen konnte auch Weitspringer Sebastian Bayer bei den „U20“-Europameisterschaften vom 22. bis 24. Juli in Kaunas/Litauen. Mit 7,73 Metern gewann er die Silbermedaille – und hatte dabei arges Pech: Im sechsten Versuch zog sich Bayer eine schwere Fußverletzung zu und musste deshalb operiert werden. Die Ärzte stellten bei dem 19-Jährigen einen komplizierten Bruch im Fuß fest, der für eine Zwangspause bis zum Frühjahr sorgt. Die anderen vier Leverkusener Teilnehmer in Litauen schlugen sich wacker. Zufrieden mit Platz und Zeit zeigte sich Anne-Kathrin Elbe nach ihrem Finallauf über 100 Meter Hürden, den sie als Siebte beendete. Dagegen kam Annett Horna als Achte des 800-Meter-Endlaufs ins Ziel. Benjamin Hedermann verpasste mit Rang 21 das Finale. Auch Stabhochspringerin Kim Kühnert musste nach Rang 22 in der Qualifikation vorzeitig die Koffer packen.

Das Duo Marvin Reitze und Robin Schembera vertrat schließlich die Bayer-Farben bei den „U18“-Weltmeisterschaften in Marrakesch/Marokko. Dabei beendete Reitze die Stabhochsprung-Konkurrenz als Siebter. Der Schützling von Christine Adams schwang sich über 4,90 Meter. Unterdessen hatte Robin Schembera im 800-Meter-Finale Platz sechs belegt. Der 16-Jährige stand dabei sogar als einziger Europäer in diesem Endlauf. Bei den seit 1999 existierenden Titelkämpfen dieser Alterskategorie haben Leverkusener Athleten bisher genau eine Medaille gewonnen. Im Premierenjahr ersprang damals Floé Kühnert mit dem Stab Silber.

Ebenfalls im Juli hatte Susanne Keil überraschend den deutschen Hammerwurf-Rekord ihrer ehemaligen Frankfurter Vereinskollegin Betty Heidler bei einem kleinen Spezialmeeting in Griechenland um einen Zentimeter auf 72,74 Meter gesteigert.

Beim 11. Bayer-Meeting sorgten 200-Meter-Sprinter Tobias Unger und Steffi Nerius für Weltklasseleistungen. Vor 3000 Zuschauern im Manforter Stadion stellte „Schwabenpfeil“ Unger den vom siebenmaligen US-amerikanischen Olympiasieger Carl Lewis gehaltenen 200-m-Meetingrekord ein, Steffi Nerius schob sich durch ihren Wurf auf die neue persönliche Bestleistung von 66,43 Metern auf Platz zwei der Jahres-Weltbestenliste vor, verfehlte jedoch den Meetingrekord der kubanischen Olympiasiegerin Osleidys Menendez aus dem Jahr 1999 (66,49 m) knapp.

Meetingrekorde erzielten außer Unger auch Bayer-04-Hammerwerferin Susanne Keil, die die von ihr selbst gehaltene Bestmarke auf 69,78 Meter steigerte sowie die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Herren.

Ende Juli hat der Leverkusener Leichtathletik-Nachwuchs bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Braunschweig seine Leistungsstärke unterstrichen und mit vier Gold-, zwei Silber- sowie drei Bronzemedaillen die eigenen Erwartungen übertroffen. Allen voran triumphierten in Braunschweig die Bayer-04-Athleten, die schon in den Vorwochen auf sich aufmerksam gemacht hatten. So gewann Robin Schembera die 1.500 Meter der Jugend B, Marvin Reitze holte sich den Stabhochsprung-Titel der B-Jugend und Annett Horna erlief Gold über 800 Meter. Die 4x100m-Staffel der weiblichen Jugend A holte ebenfalls Gold.

Kommen wir zur WM im hohen Norden: Insgesamt sieben Athleten des TSV Bayer 04 gingen vom 6. bis 14. August im überwiegend verregneten Helsinki bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften an den Start. Dabei blieb es Steffi Nerius, der WM-Dritten von Paris 2003 und Olympia-Zweiten von Athen 2004, fast erwartungsgemäß vergönnt, auf das Siegertreppchen im Olympiastadion zu klettern. Nach persönlicher Bestleistung in der Qualifikation (66,52 Meter) durfte sich die 33-Jährige am Ende jedoch „nur“ über Speerwurf-Bronze freuen. Denn im Finale, das die Kubanerin Osleidys Menendez mit der Weltrekordweite von 71,70 Metern für sich entschied, lag auch völlig überraschend die Offenburgerin Christina Obergföll mit 70,03 Metern und Europarekord vor Nerius. Für die Athleten des TSV Bayer 04 bedeutete diese Bronzemedaille in der ewigen Statistik immerhin schon die zwölfte Plakette bei den seit 1983 ausgetragenen Welttitelkämpfen (5 Gold, 1 Silber, 6 Bronze).

Einen ganz starken Auftritt in Finnland hatte auch Hammerwerfer Markus Esser im Finale der Männer abgeliefert, als er mit einer Weite von 79,16 Metern völlig überraschend Vierter wurde. Disziplinkollegin Susanne Keil kam im Finale leider nur auf Platz zwölf. Dagegen blieb Charles Friedek auch in Helsinki nicht vom Verletzungspech verschont. In der Qualifikation zog sich der Schützling von Bernd Knut einen Innenbandriss am linken Knöchel zu und schied mit Rang 26 aus. Sein Weitsprung-Kollege Nils Winter konnte dagegen sein Ticket für das Finale gerade noch lösen, blieb aber dort als Zwölfter und letzter deutlich unter seiner persönlichen Bestleistung.

Nicht viel besser erging es unseren beiden Stabhochspringern Lars Börgeling und Danny Ecker. Während Börgeling nach drei Fehlversuchen über die Anfangshöhe bereits in der Qualifikation ausschied, ereilte Ecker das gleiche Schicksal im Finale, wo er ebenfalls an der Anfangshöhe von 5,50 Metern scheiterte.

Kurz darauf im August verpasste Stabhochspringer Richard Spiegelburg bei der Universiade im türkischen Izmir eine Wiederholung seines Sieges von 1999 und blieb am Ende als Vierter ganz ohne Medaille. Susanne Keil beendete die Hammerwurf-Konkurrenz als Siebte, während sich Nils Winter im Weitsprung nicht für das Finale qualifizierte.

Ende August holte Schahriar Bigdeli die Silbermedaille bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Lage. Bronzemedaillen gewannen Marvin Reitze im Einzel der männlichen Jugend B und die Mannschaft dieser Altersklasse sowie das Team der weiblichen Jugend B.

Wir sind im September angekommen: Dort beherrschten die gastgebenden Mannschaften unseres TSV Bayer 04 das Finale der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft (DJMM) im heimischen Stadion Manfort und sicherten sich wie im Vorjahr beide Titel. Für die männliche Jugend mit Trainerin Ingrid Thyssen war es der 20. Sieg seit 1961, für die weibliche Jugend der 14. seit 1974. Damals übernahm Manfred Fink die Mädchen-Truppe und führte sie seitdem ununterbrochen – also 32 Mal – ins Finale. Respekt vor dieser Bilanz! Beim Sieg in diesem Jahr steigerte das Team um Anne-Kathrin Elbe auch die eigene Deutsche Bestleistung um 178 auf nun 12.409 Zähler. Ebenfalls sicherten sich unsere Schülerinnen den Titel mit der Mannschaft und die Schüler belegten einen guten 2. Platz.

Diese Erfolge gehen nicht zuletzt auf die gute Zusammenarbeit zwischen allen Bayer-04-Trainern zurück, von denen jeder ein Puzzelteil zum stimmigen Gesamtbild beiträgt. Über ein Dutzend Übungsleiter sind für den Nachwuchs in den Jugend- und Schülerklassen im Einsatz.

Zum Schluss noch kurz ein Wort zu unseren Senioren, die sich ebenfalls fast wie selbstverständlich als fleißige Medaillensammler erwiesen und bei Deutschen Einzel- und Staffelmeisterschaften für viel positive Furore sorgen. Drei Titelträger stellten wir bei den Deutschen Senioren-Hallen- und Winterwurfmeisterschaften in Erfurt. Gold holten Anke Straschewski im Stabhochsprung der W40, Dagmar Galler im Diskuswerfen der W45 und Gunther Spielvogel im Hochsprung der M60. Alle Drei verteidigten damit ihre im Vorjahr in Düsseldorf gewonnenen Titel erfolgreich. Und gerade erst sind sieben unserer Altersklassen-Sportler von den 2. Hallen-Weltmeisterschaften der Senioren aus Linz in Österreich zurückgekehrt, dabei waren Dagmar Galler, Anke Straschewski, Heino Kaup, Jürgen Ramacher, Gunther Spielvogel, Günter Plücker sowie Dieter Voogdt.

Inzwischen ist schon das erste Quartal des Jahres 2006 vorüber. Unsere Leverkusener Nachwuchsathleten feierten bei den Westdeutschen Hallenmeisterschaften in unserer Bayer-Halle eine tolle Ausbeute. Annett Horna mit zwei und Anne-Kathrin Elbe mit drei Goldmedaillen stachen heraus. Insgesamt 15 Titel sammelten unsere „Roten“, zehn davon die Jugendlichen. Es gab auch vier Hallenrekorde zu verzeichnen.

Auch bei den Deutschen Jugend-Hallen- und Winterwurfmeisterschaften in Leipzig hat unser Nachwuchs überzeugt und insgesamt sieben goldene, drei silberne und zwei bronzene Plaketten mit nach Hause gebracht.

Zum 25. Mal haben wir im März unseren traditionellen Straßenlauf „Rund um das Bayer-Kreuz“ veranstaltet. Die Jubiläumsauflage war gemessen an den Teilnehmerzahlen eine Rekordveranstaltung. Das ergab die abschließende Auswertung. 2.727 Aktive hatten gemeldet, 2.273 gingen an den Start, 2.215 erreichten das Ziel. Der bisherige Melderekord lag bei 2.597, die höchste Zahl der Starter bei 2.227 und die der Finisher bei 2.173. Alle Werte stammen aus dem Jahr 2004.

Am Ende meines Jahresberichtes möchte ich nicht vergessen, danke zu sagen. Mein Dank gilt den Trainern, Ärzten und Physiotherapeuten für ihre wertvolle Arbeit, für ihren immerwährenden Einsatz und ihre Motivation. Nur durch Ihre Arbeit haben wir ein Athletenpotential, das einmalig ist in Deutschland.

Ein ganz besonderes Dankeschön geht in Richtung meiner Vorstandskollegen Heide Ecker-Rosendahl, Günther Cordier, Helmut Wilden und Dagmar Galler. Außerdem könnten die Leichtathletikveranstaltungen nicht ohne die ständige Einsatzbereitschaft unserer fleißigen Helfer, den Kampfrichtern und Ehrenamtlichen, organisiert werden. Vielen Dank auch ihnen von dieser Stelle aus.

Danke zudem an die Pressevertreter für Ihre engagierte Berichterstattung. Und zum Schluss möchte ich noch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle für Ihre gute Arbeit im Jahr 2005 danken. Ich weiß Ihren Einsatz sehr zu schätzen.

Nun möchte ich noch einen raschen Blick voraus werfen: Unser 12. Bayer-Meeting soll wieder im Sommer mit viel Prominenz aufwarten können. Dazu darf ich Sie jetzt schon herzlich einladen. Zudem stehen im Juli die Deutschen Meisterschaften in Ulm und im August die Europameisterschaften in Göteborg an. Dort wollen wir die lange Tradition Leverkusener Medaillengewinne fortsetzen.

Außerdem freue ich mich über die seit dem Vorjahr mit dem Bayer-Sport vereinbarte Kooperation mit dem Emirat Katar am Persischen Golf. Zur Erinnerung: Dort wurde mit dreistelligem Millionen-Dollar-Aufwand „ASPIRE – Academy for Sports Excellence“, eine Sportakademie der Superlative, gegründet. Bei ASPIRE trainieren und lernen die ersten knapp 100 Nachwuchssportler unter professionellen Bedingungen. Neben Sportanlagen auf Weltniveau, u. a. auch der größten vollklimatisierten Sporthalle der Welt mit 250.000 Quadratmetern Grundfläche und eigenem Kraftwerk, verfügt ASPIRE auch über sportwissenschaftliche und sportmedizinische Einrichtungen, eine eigene Schule mit einem umfassenden Konzept an pädagogischer, psychologischer und sozialer Betreuung und ein Sportinternat mit derzeit 250 Plätzen, das langfristig etwa verdreifacht wird. Eine Leichtathletik-Gruppe von uns wird sich Ostern in Katar aufhalten, nachdem wir voriges Jahr einige Kataris bei uns begrüßen durften.

Nun drücke ich allen Athletinnen und Athleten die Daumen und wünsche ihnen eine verletzungsfreie Saison mit vielen Erfolgen, sei es auf nationaler oder internationaler Ebene.


Joachim Strauss
Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Sport
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